Corona gefährdet Sportunterricht
Nach den Herbstferien sollen die Hallen wieder genutzt werden. Die aber könnten vielerorts nicht ausreichend belüftet werden, kritisieren Lehrer. Die Städte räumen ein, dass oft die Technik fehlt.
DÜSSELDORF Mit Beginn des Unterrichts nach den Herbstferien stehen die Schulen in Nordrhein-Westfalen vor neuen Herausforderungen.„Ein großes Problem ist der Sportunterricht. Viele Hallen sind nicht ausreichend zu belüften“, sagte Sabine Mistler, Landesvorsitzende des Philologenverbands, unserer Redaktion. Die Kommunen als Schulträger müssten derzeit überprüfen, ob die Hallen den Anforderungen genügen: „Diese Entscheidung ist aber noch nicht überall getroffen.“Gerade in Corona-Zeiten fehle es den Kindern jedoch an Bewegung.
Aussagen aus den beiden größten Städten des Landes bestätigen, dass es teilweise fraglich ist, ob die Turnhallen genutzt werden können. „Aufgrund der neuen Erkenntnisse – insbesondere über die Verbreitung von Covid-19 durch Aerosole – untersuchen wir gerade die Hallen erneut, um weiterhin einen ausreichenden Luftaustausch zu gewährleisten“, sagte ein Sprecher der Stadt Düsseldorf. In einigen Fällen müssten Lüftungsanlagen überholt und nachgerüstet werden: „Unser Ziel ist es, dies bis Ende des Jahres abzuschließen.“In Köln hieß es, zwar seien Reparaturaufträge bereits für fünf Standorte erteilt und teils auch in der Ausführung. Aber bei den Fachfirmen komme es leider derzeit zu Engpässen.
Dem Lüften kommt im Herbst und Winter eine Schlüsselrolle zu, um die Ausbreitung des Coronavirus an Schulen zu verhindern und Schulschließungen wie im Frühjahr zu vermeiden. Im Sportunterricht ist das Risiko besonders hoch, weil bei körperlicher Anstrengung die Konzentration der Aerosole in der Luft steigt. Gleichzeitig sollen dem Schulministerium zufolge Masken im Sport aber nur in bestimmten Situationen getragen werden. Während die Klassenzimmer von diesem Montag an alle 20 Minuten gelüftet werden müssen, gilt dies für Sporthallen nur nach jeder Unterrichtseinheit. Bis zu den Herbstferien fand der Sportunterricht im Freien statt.
Aus Sicht des Städtetages reicht das Öffnen von Fenstern, Türen und Trennwänden in der Regel aus, um für ausreichende Belüftung der Hallen zu sorgen. Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages Nordrhein-Westfalen, räumte aber zugleich ein: „Ebenso wie viele Schulgebäude verfügen die meisten Sporthallen nicht über Anlagen, über die sich Lufttemperatur, Luftfeuchte und Luftqualität beeinflussen lassen und die sich mit zusätzlichen Filtern weiter verbessern ließen.“Deshalb sei es sinnvoll, dass das Land mit einem Sonderprogramm 50 Millionen Euro für den Kauf mobiler Lüftungsanlagen zur Verfügung stellen wolle: „Damit könnten mobile Anlagen für einzelne Räume angeschafft werden, die sich nicht ausreichend lüften lassen.“
Das vorige Woche angekündigte Sofortprogramm für mobile Belüftungsgeräte muss am Dienstag im Kabinett beschlossen werden und dann den Landtag passieren. Es sei aber beabsichtigt, dass Städte und Gemeinden, die bereits geeignete Geräte beschafft haben, nicht schlechtergestellt werden sollen als jene, die den formalen Start des Sonderprogramms abwarteten, hieß es aus dem NRW-Kommunalministerium. Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) verwies auf eine Umfrage, wonach sämtliche Unterrichtsräume in 303 Kommunen und Kreisen intensiv gelüftet werden könnten. 39 Mal sei gemeldet worden, dass einzelne Räume nicht belüftbar seien. 85 Städte und Kreise hätten sich gar nicht zurückgemeldet.