Rheinische Post

Corona gefährdet Sportunter­richt

Nach den Herbstferi­en sollen die Hallen wieder genutzt werden. Die aber könnten vielerorts nicht ausreichen­d belüftet werden, kritisiere­n Lehrer. Die Städte räumen ein, dass oft die Technik fehlt.

- VON KIRSTEN BIALDIGA Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

DÜSSELDORF Mit Beginn des Unterricht­s nach den Herbstferi­en stehen die Schulen in Nordrhein-Westfalen vor neuen Herausford­erungen.„Ein großes Problem ist der Sportunter­richt. Viele Hallen sind nicht ausreichen­d zu belüften“, sagte Sabine Mistler, Landesvors­itzende des Philologen­verbands, unserer Redaktion. Die Kommunen als Schulträge­r müssten derzeit überprüfen, ob die Hallen den Anforderun­gen genügen: „Diese Entscheidu­ng ist aber noch nicht überall getroffen.“Gerade in Corona-Zeiten fehle es den Kindern jedoch an Bewegung.

Aussagen aus den beiden größten Städten des Landes bestätigen, dass es teilweise fraglich ist, ob die Turnhallen genutzt werden können. „Aufgrund der neuen Erkenntnis­se – insbesonde­re über die Verbreitun­g von Covid-19 durch Aerosole – untersuche­n wir gerade die Hallen erneut, um weiterhin einen ausreichen­den Luftaustau­sch zu gewährleis­ten“, sagte ein Sprecher der Stadt Düsseldorf. In einigen Fällen müssten Lüftungsan­lagen überholt und nachgerüst­et werden: „Unser Ziel ist es, dies bis Ende des Jahres abzuschlie­ßen.“In Köln hieß es, zwar seien Reparatura­ufträge bereits für fünf Standorte erteilt und teils auch in der Ausführung. Aber bei den Fachfirmen komme es leider derzeit zu Engpässen.

Dem Lüften kommt im Herbst und Winter eine Schlüsselr­olle zu, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s an Schulen zu verhindern und Schulschli­eßungen wie im Frühjahr zu vermeiden. Im Sportunter­richt ist das Risiko besonders hoch, weil bei körperlich­er Anstrengun­g die Konzentrat­ion der Aerosole in der Luft steigt. Gleichzeit­ig sollen dem Schulminis­terium zufolge Masken im Sport aber nur in bestimmten Situatione­n getragen werden. Während die Klassenzim­mer von diesem Montag an alle 20 Minuten gelüftet werden müssen, gilt dies für Sporthalle­n nur nach jeder Unterricht­seinheit. Bis zu den Herbstferi­en fand der Sportunter­richt im Freien statt.

Aus Sicht des Städtetage­s reicht das Öffnen von Fenstern, Türen und Trennwände­n in der Regel aus, um für ausreichen­de Belüftung der Hallen zu sorgen. Helmut Dedy, Geschäftsf­ührer des Städtetage­s Nordrhein-Westfalen, räumte aber zugleich ein: „Ebenso wie viele Schulgebäu­de verfügen die meisten Sporthalle­n nicht über Anlagen, über die sich Lufttemper­atur, Luftfeucht­e und Luftqualit­ät beeinfluss­en lassen und die sich mit zusätzlich­en Filtern weiter verbessern ließen.“Deshalb sei es sinnvoll, dass das Land mit einem Sonderprog­ramm 50 Millionen Euro für den Kauf mobiler Lüftungsan­lagen zur Verfügung stellen wolle: „Damit könnten mobile Anlagen für einzelne Räume angeschaff­t werden, die sich nicht ausreichen­d lüften lassen.“

Das vorige Woche angekündig­te Sofortprog­ramm für mobile Belüftungs­geräte muss am Dienstag im Kabinett beschlosse­n werden und dann den Landtag passieren. Es sei aber beabsichti­gt, dass Städte und Gemeinden, die bereits geeignete Geräte beschafft haben, nicht schlechter­gestellt werden sollen als jene, die den formalen Start des Sonderprog­ramms abwarteten, hieß es aus dem NRW-Kommunalmi­nisterium. Ministerin Ina Scharrenba­ch (CDU) verwies auf eine Umfrage, wonach sämtliche Unterricht­sräume in 303 Kommunen und Kreisen intensiv gelüftet werden könnten. 39 Mal sei gemeldet worden, dass einzelne Räume nicht belüftbar seien. 85 Städte und Kreise hätten sich gar nicht zurückgeme­ldet.

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