Der öffentliche Dienst muss sich ändern
Salopp gesagt: Für ein bisschen Geklatsche wird keiner Krankenpfleger statt Unternehmensberater. Gesten der Anerkennung und warmeWorte reichen nicht, um Berufe attraktiv zu machen. Ohne das Coronavirus wären die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst wohl anders gelaufen. Aber so? Die Pandemie hat eindrücklich vor Augen geführt, wie wichtig die Beschäftigten sind – und dass ihre Bezahlung der Bedeutung nicht immer angemessen ist. Umgekehrt haben die Gewerkschaften gesehen, dass die Milliardensummen, mit denen der Staat die Wirtschaft stützt, nicht jede Forderung durchsetzbar machen. Insofern ist das Ergebnis eines mit Augenmaß.
Alle Probleme löst die Einigung jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung und des Gesundheitswesens gelten seit Jahren in Untersuchungen der Krankenkasse DAK als Berufsgruppen mit den meisten Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen. Der Stress ist groß. Viele Top-Talente hingegen machen trotz sicherer Arbeitsplätze einen Bogen um den öffentlichen Dienst – weil sie unterstellen, dass man dort wenig Karrierechancen hat und die Dynamik der freien Wirtschaft fehlt.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Krankenschwestern, Lehrer, Erzieherinnen oder die Kräfte des Ordnungsamtes sind. Neben den Gehältern müssen sich daher die Arbeitsbedingungen verbessern: Digitale Technik kann für Entlastung sorgen, mehr Personal auch. Es braucht keine Rutschen und Kickertische in den Amtsstuben, aber der Status quo kann auch nicht die Antwort sein. Die Corona-Pandemie hat die Stärken und Schwächen des öffentlichen Dienstes offengelegt. Sie zu beheben wird angesichts eines zunehmenden Fachkräftemangels die Aufgabe der kommenden Jahre sein. Das Argument, es sei kein Geld da, zählt dabei nicht – es ist immer nur eine Frage von Prioritäten.