Offensiver Offenbarungseid
Kein eigener Treffer beim 0:3 in Hannover, nicht einmal ein nennenswerter Torschuss – Fortuna hat ein immenses Angriffsproblem. Das zeigt sich auch in der Gesamtbilanz der bisherigen Saison.
Es gibt ein kurioses Faktum, das Fortunas aktuell größtes Problem eindrucksvoll zeigt. In ihren bisherigen fünf Saisonspielen der 2. Fußball-Bundesliga haben die Düsseldorfer fünf Treffer erzielt; das allein ist für eine Mannschaft mit hochgesteckten Ambitionen schon sehr bescheiden. Doch wenn man dazu auf die Fortuna-Tore in den ersten 45 Minuten schaut, wird es noch bitterer – kein einziges brachte die Truppe von Trainer Uwe Rösler in allen fünf ersten Spielhälften zuwege. Dabei kann man den DFB-Pokal getrost hinzunehmen, denn auch beim 1:0-Sieg beim Drittligisten FC Ingolstadt traf Thomas Pledl erst in Minute 80.
Doch es geht tatsächlich noch kurioser. Denn in der Zweiten Liga fiel allein bei der 1:2-Niederlage in Kiel das Düsseldorfer Tor bereits in der 59. Minute; allerdings durch ein Eigentor des Holsteiners Jonas Meffert. Die übrigen Treffer: Matthias Zimmermann zum 1:2 in Hamburg bei 90+3, Dawid Kownacki zum 1:0 gegen Würzburg in der 82., Kenan Karaman und Rouwen Hennings zum 1:2 und 2:2 gegen Regensburg in den Minuten 81 und 86. Niemals vor der 80ten, also – und dann auch noch arg selten. Fortuna hat ein immenses Offensivproblem.
Auch bei der 0:3-Niederlage bei Hannover 96 änderte sich dieser Trend nicht, im Gegenteil: Er verschärfte sich noch. Denn beim zugegebenermaßen von Beginn an sehr druckvoll auftretenden Aufstiegsfavoriten aus Niedersachsen zeigte die Rösler-Elf zwar überwiegend eine stabile Defensivleistung, brachte aber im Spiel nach vorn so gut wie gar nichts zuwege. Besonders auffällig war das in der ersten Hälfte. Statt daraus Selbstvertrauen
zu ziehen, dass die Fortuna-Abwehr die Angriffe der 96er – mit Ausnahme eines Lattentreffers von Marvin Ducksch – gut abfederte, verloren die Gäste nahezu bei jedemVersuch eines eigenen Spielaufbaus schnell den Ball. Alternativ segelten Flanken ins Nirwana oder wurden Freistöße so schwach getreten, dass Hannover daraus Gegenangriffe inszenieren konnte.
In Unterzahl, nach der unberechtigten frühen Gelb-Roten Karte gegen den eingewechselten Zimmermann, wurde es zwar nach der Pause schwieriger. Das allein konnte für den erschreckend harmlosen Auftritt Fortunas jedoch keine Ausrede sein. Immer wieder trat dabei auch das größte Manko des Teams zutage: Die Stürmer enttäuschten zwar durch die Bank, es kam aber auch nicht wirklich etwas bei ihnen an. Wie schon in den meisten Spielen zuvor war der Spielaufbau ganz schwach, durch das Zentrum ebenso wie über die Außen.
Den ersten und einzigen Torschuss gab Fortuna in der 88. Minute durch den eingewechselten Kristoffer Peterson ab. Es war ein harmloser, ideenloser Auftritt. Das gab dann auch der Trainer zu. „Es war enttäuschend, dass wir die Konter in der ersten Hälfte nicht besser setzen konnte. Wir hatten nicht die Galligkeit im letzten Drittel“, sagte Uwe Rösler.
Sport B3