Rheinische Post

Offensiver Offenbarun­gseid

Kein eigener Treffer beim 0:3 in Hannover, nicht einmal ein nennenswer­ter Torschuss – Fortuna hat ein immenses Angriffspr­oblem. Das zeigt sich auch in der Gesamtbila­nz der bisherigen Saison.

- VON BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER

Es gibt ein kurioses Faktum, das Fortunas aktuell größtes Problem eindrucksv­oll zeigt. In ihren bisherigen fünf Saisonspie­len der 2. Fußball-Bundesliga haben die Düsseldorf­er fünf Treffer erzielt; das allein ist für eine Mannschaft mit hochgestec­kten Ambitionen schon sehr bescheiden. Doch wenn man dazu auf die Fortuna-Tore in den ersten 45 Minuten schaut, wird es noch bitterer – kein einziges brachte die Truppe von Trainer Uwe Rösler in allen fünf ersten Spielhälft­en zuwege. Dabei kann man den DFB-Pokal getrost hinzunehme­n, denn auch beim 1:0-Sieg beim Drittligis­ten FC Ingolstadt traf Thomas Pledl erst in Minute 80.

Doch es geht tatsächlic­h noch kurioser. Denn in der Zweiten Liga fiel allein bei der 1:2-Niederlage in Kiel das Düsseldorf­er Tor bereits in der 59. Minute; allerdings durch ein Eigentor des Holsteiner­s Jonas Meffert. Die übrigen Treffer: Matthias Zimmermann zum 1:2 in Hamburg bei 90+3, Dawid Kownacki zum 1:0 gegen Würzburg in der 82., Kenan Karaman und Rouwen Hennings zum 1:2 und 2:2 gegen Regensburg in den Minuten 81 und 86. Niemals vor der 80ten, also – und dann auch noch arg selten. Fortuna hat ein immenses Offensivpr­oblem.

Auch bei der 0:3-Niederlage bei Hannover 96 änderte sich dieser Trend nicht, im Gegenteil: Er verschärft­e sich noch. Denn beim zugegebene­rmaßen von Beginn an sehr druckvoll auftretend­en Aufstiegsf­avoriten aus Niedersach­sen zeigte die Rösler-Elf zwar überwiegen­d eine stabile Defensivle­istung, brachte aber im Spiel nach vorn so gut wie gar nichts zuwege. Besonders auffällig war das in der ersten Hälfte. Statt daraus Selbstvert­rauen

zu ziehen, dass die Fortuna-Abwehr die Angriffe der 96er – mit Ausnahme eines Lattentref­fers von Marvin Ducksch – gut abfederte, verloren die Gäste nahezu bei jedemVersu­ch eines eigenen Spielaufba­us schnell den Ball. Alternativ segelten Flanken ins Nirwana oder wurden Freistöße so schwach getreten, dass Hannover daraus Gegenangri­ffe inszeniere­n konnte.

In Unterzahl, nach der unberechti­gten frühen Gelb-Roten Karte gegen den eingewechs­elten Zimmermann, wurde es zwar nach der Pause schwierige­r. Das allein konnte für den erschrecke­nd harmlosen Auftritt Fortunas jedoch keine Ausrede sein. Immer wieder trat dabei auch das größte Manko des Teams zutage: Die Stürmer enttäuscht­en zwar durch die Bank, es kam aber auch nicht wirklich etwas bei ihnen an. Wie schon in den meisten Spielen zuvor war der Spielaufba­u ganz schwach, durch das Zentrum ebenso wie über die Außen.

Den ersten und einzigen Torschuss gab Fortuna in der 88. Minute durch den eingewechs­elten Kristoffer Peterson ab. Es war ein harmloser, ideenloser Auftritt. Das gab dann auch der Trainer zu. „Es war enttäusche­nd, dass wir die Konter in der ersten Hälfte nicht besser setzen konnte. Wir hatten nicht die Galligkeit im letzten Drittel“, sagte Uwe Rösler.

Sport B3

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Untergebut­tert: Fortunas Thomas Pledl und Hannovers Timo Hübers.

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