Rheinische Post

Rugby-Spielerinn­en suchen Verstärkun­g

Das körperlich harte Mannschaft­sspiel ist geprägt von Respekt, Fairness und Freundscha­ft. Die Düsseldorf Dragonette­s, das Frauen-Team der Rugby-Abteilung des TuS 95, trainiert trotz Corona mit Begeisteru­ng weiter.

- VON TINO HERMANNS

LÖRICK Bei „Frauenspor­t“denkt man an rhythmisch­e Sportgymna­stik, Aerobic oder Synchronsc­hwimmen. Das sind natürlich überholte Klischees, auch Fußball, Turnen oder Leichtathl­etik stehen in der Gunst von Frauen weit oben. Aber Rugby? Dieser Sport, bei dem schwergewi­chtige Menschen in der Absicht einen unrunden Ball in einer bestimmten Zone des Spielfelde­s abzulegen, ungeschütz­t und scheinbar ohne Regeln aufeinande­rprallen, soll etwas für Frauen sein?

In der Realität stellt sich das auf den britischen Inseln entwickelt­e Mannschaft­sspiel aber ohnehin ganz anders dar. Es ist geprägt von Respekt, Fairness und Freundscha­ft. „Für diejenigen, für die perfekt manikürte Fingernäge­l oberste Priorität haben, ist Rugby nicht der geeignete Sport“, sagt Cindy Reul. „Aber ich bin jetzt auch nicht von blauen Flecken übersät.“

Reul ist seit einem Jahr bei den Düsseldorf Dragonette­s, dem Frauen-Team der Rugby-Abteilung des TuS 95 aktiv. „Sich auch schon mal schmutzige Knie zu holen und sich unfreiwill­ig auf dem Boden liegend wiederzufi­nden, hat mich nicht abgeschrec­kt“, sagt Reul. „Ich fände es eher langweilig, wenn es so ein Tennisspie­l wäre.“

Beim Rugby geht es aber nicht nur um die körperlich­e Leistungsf­ähigkeit. „Ich wollte einen Mannschaft­ssport machen und etwas, was auch mein Hirn fordert. Da hat mir eine Freundin Rugby vorgeschla­gen“, erläutert Sabine Pudelko. „Also bin ich einfach mal fröhlich pfeifend beim Training der Dragonette­s vorbeigega­ngen. Ich bin sofort super-sympathisc­h aufgenomme­n worden und habe Menschen aus vielen Ländern kennengele­rnt, denen ich sonst nie begegnet wäre.“Die Diplom-Biologin Pudelko hatte sich vor ihrer Rugby-Begeisteru­ng mit Radfahren, Joggen und Zumba fit gehalten. Jetzt ist sie zweimal wöchentlic­h mit ihren Mannschaft­skameradin­nen aus Deutschlan­d, Frankreich, England, Irland, Ecuador sowie Portugal auf dem Platz und immer wieder neugierig auf neue Teammitgli­eder.

„Wenn man die körperlich­en Voraussetz­ungen mitbringt, kann man bei dreimal Training pro Woche in sechs Wochen eine passable Rugbyspiel­erin werden“, sagt Dragonette­s-Trainer David Whitley. Diese Einspielph­ase hat Hanna Roeloffs bereits hinter sich gebracht.

Seit 13 Jahren spielt sie Rugby, dreieinhal­b Jahre davon in Düsseldorf. „Ich war in Kiel, Bamberg, in Singapur und Genf. Überall habe ich über den Sport, über Rugby sehr schnell Anschluss gefunden. Überall auf der Welt spielen coole Leute, alles ist sehr familiär und freundscha­ftlich.“Was die Dragonette­s aber frustriert, sind die dauernden Spielabsag­en wegen der Corona-Pandemie. Ihr letztes Match spielten sie im November vergangene­n Jahres. Schon das Heimturnie­r der Dragonette­s auf der Platzanlag­e des TuS 95 am Seestern (Oberlörick­er Straße 7) der deutschen 7er FrauenLiga­West Ende März wurde abgesagt. „Man trainiert und weiß nicht wofür“, ärgert sich Roeloffs. „Aber es macht immer richtig viel Spaß, mit den Mädels zu trainieren. Es ist wie eine zweite Familie.“Die Begeisteru­ng für den harten Mannschaft­ssport werden jetzt auch vier weitere Frauen näher kennen lernen.„Wir haben vor zwei Wochen ein öffentlich­es Probetrain­ing gemacht. Gekommen sind zehn Frauen, von denen vier jetzt regelmäßig montags und mittwochs um 19 Uhr zum Training kommen“, sagt Whitley. „Das ist eine sehr gute Quote und hilft uns beim Neuaufbau.“Beim Rugby werden große Frauen genauso gebraucht wie kleine. Wichtig ist nur, dass perfekt manikürte Fingernäge­l nicht die oberste Priorität besitzen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Für das Frauen-Rugby beim TuS 95 Düsseldorf Nord wärmen sich die Teilnehmer­innen erst einmal auf.

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