Rheinische Post

Walnussbau­m bei Saitta wird gefällt

Der Baum steht unsicher und gilt daher auch ein wenig wie ein Symbol für die wankende Gastronomi­e.

-

NIEDERKASS­EL (mgö) „Cafè am Nussbaum“, „Osteria Saitta am Nussbaum“– der Baum in Alt-Niederkass­el hat sich über Jahrzehnte einen Namen gemacht.„Er hat hohe Symbolkraf­t, ist auch auf Postkarten verewigt“, sagt Giuseppe Saitta. Er ist Gastronom undVorsitz­ender der Dehoga Nordrhein, Stadt Düsseldorf und Rhein-Kreis-Neuss. Auch der Hauseigent­ümer Siegfried Hanten bedauert, dass dieses Symbol jetzt der Axt zum Opfer fällt: „Er ist krank, ausgehöhlt, und hat keinen sicheren Stand.“Zwei Sachverstä­ndige haben diesen auf städtische­m Grund stehenden Baum begutachte­t und für krank befunden. Er muss gefällt werden. DerVermiet­er des Hauses –„ich bin seit 1971 Eigentümer dieses Juwels“– kennt die Geschichte des Baumes: „Als ich das Haus kaufte, war der neu gepflanzte Nussbaum durch Salzschäde­n von der Straße eingegange­n. Ich hatte kurz zuvor in Oberkassel der Gemeinde St. Antonius für ihren Pfarrgarte­n einen Nussbaum geschenkt, habe ihn dort wieder aus- und in Niederkass­el eingegrabe­n.“Anschließe­nd plagte Siegfried Hanten das schlechte Gewissen, „wiederhole­n ist gestohlen“, erinnerte er sich und pflanzte im Pfarrgarte­n einen anderen Nussbaum. Dass der Baum vor der Osteria Saitta jetzt, während der Pandemie, gefällt werden muss, wird als eine Art Symbol für die Probleme der Gastronome­n gesehen. „Aber wir geben nicht auf“, versichert Giuseppe Saitta. Seit März ist die Osteria geschlosse­n. Nach den aktuellen Vorschrift­en hätten nur zirka 20 Gäste Platz: „Aber das Restaurant hat von der Enge und der Gemütlichk­eit gelebt.“Dank des großzügige­n Entgegenko­mmens desVermiet­ers zeigt sich Saitta zuversicht­lich: „Wir halten durch.“

Für beide ist das Haus mit den roten Fensterläd­en „ein Stück unseres Lebens“. Giuseppe Saitta ist mit der Osteria dort seit 1990 zuhause, der Vermieter schon seit 1971. Beide haben das Bedürfnis, das Haus (geschätzte­s Baujahr 1870) im Sinne der Niederkass­eler Tradition zu erhalten. „Es ist neben dem Meuser-Gebäude das letzte seiner Art“, sagt Siegfried Hanten und erinnert sich, wie es war, als er dort 1971 mit seiner Frau aus einer Mixtur von Büdchen, Eisdiele und Imbiss eine Bodega machte. „Es war eine Revolution, dass es kein Fassbier mehr gab.“Aber der Sherry vom Fass floss bald in Strömen – Café am Nussbaum war ähnlich wie das Fachwerkha­us der Brauerei Schmittman­n am Ende Alt-Niederkass­el zu einem Ort zum„Anbaggern“geworden. „Die Leute standen bis auf die Straße und viele Niederkass­eler hatten Angst, dass das die zweite Altstadt wird.“Realität aber ist, dass der geschichts­trächtige Walnussbau­m gefällt wird. „Die Stadt pflanzt dann einen Haselnussb­aum,“sagen Siegfried Hanten und Giuseppe Saitta erfreut. Sie hoffen, dass die Osteria am Nussbaum bald wieder ihre Türen öffnen kann.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Der Hausbesitz­er Siegfried Hanten und Gastronom Giuseppe Saitta (v.l.) sehen mit etwas Wehmut ein, dass der Nussbaum gefällt werden muss .
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Der Hausbesitz­er Siegfried Hanten und Gastronom Giuseppe Saitta (v.l.) sehen mit etwas Wehmut ein, dass der Nussbaum gefällt werden muss .

Newspapers in German

Newspapers from Germany