Rheinische Post

Anlaufstel­le für Mieter�

Die SWD betreibt im problemati­schen Sozialraum Wersten Süd-Ost eine Anlaufstel­le für Mieter. Auch Sozialamt und Polizei sind vor Ort.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Die städtische Wohnungsge­sellschaft SWD betreibt in Wersten Süd-Ost eine Anlaufstel­le für Mieter. Die sozialen Probleme sind groß.

WERSTEN Das Neubaugebi­et an der Langenfeld­er Straße wirkt ruhig und beschaulic­h. In den Vorgärten der Häuser 6 bis 14 wachsen junge Buchenheck­en heran, Kinder spielen auf dem Rasen und der Straße und ein Mann sitzt vor seinem Haus und raucht. Doch das idyllische Bild trügt – zumindest zum Teil. Denn die Straße ist Teil des Sozialraum­s 917, Wersten Süd-Ost, der früher auch als Stahlhauss­iedlung bekannt war. Das Quartier gilt als Bereich mit „sozialen Handlungsb­edarf“– deswegen hat die Wohnungges­ellschaft SWD, eine Tochter der Stadt Düsseldorf, dort für ihre Mieter einen besonderen Service eingericht­et.

Im Mieterserv­icebüro stehen den Bewohnern der SWD-Häuser – rund 650Wohnung­en mit etwa 3000 Menschen – Ansprechpa­rtner für verschiede­ne Anliegen zur Verfügung. Marc Herbert und Christian Roth kümmern sich als Hausbeauft­ragte um technische Schwierigk­eiten und Defekte. Für die meisten Menschen mindestens genauso wichtig dürfte jedoch die soziale Beratung sein. Die Schreibtis­che von Mietsachbe­arbeiter Tobias Mußbach und Martina Voss vom städtische­n Amt für Soziales, Beratungss­telle für Wohnungsno­tstand, stehen in einem der vier Räume des Servicecen­ters genau gegenüber. „Wir haben hier eine hohe Anzahl an Menschen in schwierige­n Lebenslage­n: Menschen ohne Arbeit oder mit prekären Beschäftig­ungsverhäl­tnissen, Empfänger kleiner Renten, eine überdurchs­chnittlich hohe Transferle­istungsquo­te“, sagt Voss. In solchen Fällen können sie und ihre Kollegen helfen. Denn auch für denVermiet­er, in diesem Fall die SWD, kann es zu Mietausfäl­len kommen. Tobias Mußbach nennt ein Beispiel: „Wenn eine Familie mit Kindern eine Vier-Zimmer-Wohnung bewohnt, die vom Amt bezahlt wird, die Kinder dann aber ausziehen, dann sinkt der Anspruch auf Quadratmet­erzahl. Die Eltern können sich ihre Wohnung nicht mehr leisten, müssen eine neue suchen. Wir helfen sowohl dabei als auch im Vorfeld, entspreche­nde Vorbereitu­ngen zu treffen.“Eine Beratung beim Mieterserv­ice werde zum Beispiel teilweise vom Jobcenter als Bemühung um eine neue Wohnung anerkannt, so dass die Mietförder­ung unter Umständen verlängert werden kann.

Auch bei akuten Zahlungssc­hwierigkei­ten und Schulden kann das Team vor Ort und niederschw­ellig helfen. „Manchmal geht es aber schlicht um Lärmproble­me mit den Nachbarn, auch da versuchen wir natürlich zu vermitteln“, sagt Mußbach. Und Martine Voss fügt hinzu: „Viele wirtschaft­liche Probleme kann man bereits im Vorfeld verhindern, wenn man rechtzeiti­g den Austausch sucht.“

Was der Mieterserv­ice der SWD vor Ort nicht mehr leisten kann, ist die Bearbeitun­g von Wohnungsge­suchen. „Wir hatten vor dem Umbau hier ganze Sprechstun­den nur mit Menschen, die in unsere Häuser einziehen wollten. Das wird jetzt alles in der Zentrale geregelt“, so der Mietsachbe­arbeiter. Besonders der öffentlich geförderte Wohnraum mit Quadratmet­erpreisen von unter sieben Euro ist sehr begehrt. Wohnungswe­chsel innerhalb der SWD fallen jedoch noch in sein Ressort. „Die Siedlung hat einen sehr dörflichen Charakter, und dass wir hier vor Ort sind, trägt dazu bei“, beobachtet auch Martin Fuchs, der als dualer Student der Sozialen Arbeit bei Voss hilft.

Neben der Beratung von SWD und

Sozialamt ist auch die Düsseldorf­er Polizei regelmäßig vor Ort. Denn auch die Kriminalit­ät – hauptsächl­ich aus dem Kontext des Drogenhand­els und -konsums – ist ein Problem inWersten Süd-Ost. Die Bürger können sich mit ihren Anliegen anonym an die Beamten wenden.

Eigentlich basiert das Konzept des Mieterserv­ice auf dem Prinzip offener Sprechstun­den.Vor dem Hintergrun­d der steigenden Corona-Infektions­zahlen ist die SWD von diesem Konzept aber abgewichen. Bereits während der ersten Welle und auch jetzt stehen Mußbach,Voss und ihre Kollegen den Menschen telefonisc­h oder per Mail zur Verfügung, im Bedarfsfal­l wird ein Termin vor Ort vereinbart. „Viele Probleme lassen sich aber auch schon am Telefon lösen“, weiß Monika Voss aus Erfahrung.

Dennoch: Sobald des Infektions­geschehen es wieder zulässt, will die SWD den Service wieder in gewohnter Weise offen abieten. „Dass das Angebot so niedrigsch­wellig ist, ist besonders wichtig in einem Sozialraum wieWersten Süd-Ost, in dem es viele soziale Probleme gibt und die Menschen mit Ämtern und Behörden oft vor allem schlechte Erfahrunge­n gemacht haben“, sagt Tobias Mußbach.

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FOTO: ANNE ORTHEN Tobias Mußbach von der SWD sowie Martina Voss und Martin Fuchs, beide vom Amt für Soziales (v.l.), kümmern sich um die Anliegen der Mieter.

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