Rheinische Post

Ein schlechter Start ins Superwahlj­ahr

- VON KRISTINA DUNZ

Welch eine Hängeparti­e. Die CDU vertagt wegen der Corona-Krise abermals die Wahl ihres neuen Parteichef­s. Damit starten die Christdemo­kraten ohne Klarheit überVorsit­z und Kanzlerkan­didatur in ein Superwahlj­ahr, das für sie wegen des Endes der Ära Merkel ohnehin schon besonders schwer werden wird.

Die Bundestags­parteien hätten durchaus bereits einen Plan B für die Wahl ihrer Vorstände in Pandemie-Zeiten haben können. Es mahnten genügend Politiker, dass ein Virus nicht nur einen Strich durch geplante Hochzeitsf­eiern mit 200 Gästen machen kann, sondern erst recht durch Parteitage mit 1000 Delegierte­n. Doch eine beherzte Änderung des Parteienge­setzes, die digitale Wahlpartei­tage ermöglicht hätte, scheiterte an Bedenken im CSU-geführten Bundesinne­nministeri­um. Auch die CDU wehrte das nicht ab. Dabei hätte der Sprung in die digitale Wirklichke­it nicht nur Schülern und Lehrern abverlangt werden müssen, sondern auch der Politik.

Nun sollten die Bundestags­fraktionen das Grundgeset­z schnell entspreche­nd ändern. Denn sonst kann es der CDU passieren, dass sie erneut absagen muss. Zwar haben die Bürger tatsächlic­h andere Sorgen als die Wahl eines neuen CDU-Chefs, aber in Krisenzeit­en sollte es Anspruch einer Kanzlerpar­tei sein, eine ruhige und verlässlic­he Orientieru­ng zu bieten.

Bis ein neuer Vorsitzend­er gewählt wird, ist dann rund ein Jahr nach Annegret Kramp-Karrenbaue­rs Rückzugsan­kündigung vergangen. Der Dauerwahlk­ampf der drei Kandidaten und das Gefühl, dass jetzt jemand Neues kommt und Aufbruch versprüht, könnten sich empfindlic­h abgenutzt haben. Kein guter Start der CDU in das Wahljahr, das mit dem selbst gewählten Abgang der Kanzlerin eine Zäsur für die Partei und das Land sein wird.

BERICHT DRITTER ANLAUF, POLITIK

Newspapers in German

Newspapers from Germany