Bayer kauft Pharma-Innovationen
Bis zu vier Milliarden Dollar zahlt der Dax-Konzern für das Gentherapie-Unternehmen Askbio.
LEVERKUSEN Der Bayer-Konzern versucht, zurück in die Offensive zu kommen. Nach vielen Hiobsbotschaften zu Glyphosat gab es nun eine gute Nachricht für die Pharmasparte: Bayer übernimmt für bis zu vier Milliarden Dollar das US-Biotechunternehmen Asklepios Bio Pharmaceutical (Askbio) und baut damit sein bisher noch kleines Geschäft mit Gentherapien aus. Bayer zahlt im ersten Schritt zwei Milliarden Dollar, beim Erreichen bestimmter Meilensteine werden weitere bis zu zwei Milliarden Dollar fällig. Die Börse reagierte verhalten positiv: Die Aktie legt um ein Prozent zu auf knapp 43 Euro.
Askbio wurde 2001 in North Carolina gegründet und konzentriert sich auf Gentherapien. Bei Gentherapien versucht man, Krankheiten zu heilen, indem man defekte oder fehlende Gene in Zellen der Patienten durch intakte Gene ersetzt. Das ist bei den bislang unheilbaren Krankheiten erfolgversprechend, bei denen ein einziges defektes Gen für die Erkrankung verantwortlich ist. Gentherapien sind zugleich besonders teuer und margenstark. Der Schweizer Novartis-Konzern hat zu Jahresbeginn Schlagzeilen damit gemacht, dass er eine Gentherapie gegen spinale Muskelatrophie an schwerkranke Babys verloste. Eine Dosis kostet hier über zwei Millionen Dollar.
Askbio ist gerade dabei, in frühen klinischen Studien Therapien zur Behandlung der seltenen Erbkrankheit Morbus Pompe sowie zur Behandlung von Parkinson und Herzinsuffizienz zu testen. Die Haupteigentümer, Mitgründer oder Wissenschaftler, wollen an Bord bleiben und haben sich im Gegenzug Eigenständigkeit zusichern lassen. Askbio wird daher innerhalb des Bayer-Konzerns als eigenständiges Unternehmen geführt. „Bayers globale Präsenz sowie die Wahrung der unabhängigen Struktur von Askbio ermöglichen es, gemeinsam die Entwicklung von Gentherapien zu beschleunigen“, sagte Sheila Mikhail, Chefin und Mitbegründerin von Askbio.
Vor einem Jahr hatte Bayer bereits die US-Biotechfirma Blue Rock Therapeutics gekauft, die auf Stammzelltherapien für kardiologische und neurologische Erkrankungen spezialisiert ist. Die Leverkusener müssen im Pharmabereich dringend etwas tun. In den nächsten Jahren enden die Patente ihrer aktuellen Kassenschlager, die für Milliardenumsätze stehen: Das Patent für den Gerinnungshemmer Xarelto läuft in Deutschland nur noch bis 2023, das für das Augenmittel Eylea bis 2025. Dann kommen Nachahmer-Präparate auf den Markt und drücken Preise wie Margen. Bayers eigene Innovations-Pipeline ist übersichtlich, daher muss der Konzern nun zukaufen.