SAP kappt seine Ziele – Aktie und Dax rutschen ab
(dpa) Die Corona-Pandemie setzt Europas größtem Softwarehersteller SAP stärker zu als gedacht. Weil die Nachfrage wegen neuer Beschränkungen verhaltener ausfiel als erwartet, geht das Management umVorstandschef Christian Klein nun von weniger Umsatz in diesem Jahr aus, auch der operative Gewinn dürfte nicht so hoch ausfallen wie geplant. Klein legte zudem faktisch die ambitionierten Mittelfristziele für die Profitabilität 2023 ad acta, weil er den Konzern noch schneller auf den Bereich Cloudsoftware ausrichten will.
In den ersten Handelsminuten verlor das Papier des wertvollsten deutschen Konzerns am Montag bis zu 21 Prozent auf 98,88 Euro. Der Kurs rutschte erstmals seit April unter die Marke von 100 Euro. Durch den Kurssturz gingen 32 Milliarden Euro Marktwert verloren. Für Börsianer war das Paket aus schwachen Zahlen zum dritten Quartal und zurechtgestutzten Prognosen „eine böse Überraschung“, wie ein Händler formulierte. Der Dax verlor am Montagmittag 2,31 Prozent.
SAP rechnet bis Mitte 2021 mit Belastungen durch Corona, was auch die für 2023 gesetzten Ziele um ein bis zwei Jahre nach hinten verschiebt. Wegen des noch schnelleren Umstiegs auf Cloudsoftware müssen sich Anleger darauf einstellen, dass SAP bis dahin kaum Fortschritte bei der Profitabilität machen wird. Kleins Vorgänger, Ex-Chef Bill McDermott, hatte nach Jahren des Margenschwunds versprochen, dass die bereinigte operative Marge 2023 rund fünf Prozentpunkte über der von 2018 (29 Prozent) liegen sollte. Daraus wird nun nichts. SAP stellte den Finanzmarkt darauf ein, dass das Wachstum der Cloudangebote 2023 wohl vier bis fünf Prozentpunkte bei der operativen Marge kosten wird.
„Ich opfere den Erfolg unserer Kunden nicht der kurzfristigen Optimierung unserer Marge“, sagte Klein am Montag. Die Kunden fragten verstärkt Software aus der Cloud zur Nutzung über das Internet nach, insofern wäre das Beibehalten der alten Ziele mit dem Fokus auf die eigene Profitabilität gegen deren Wünsche gewesen.