Rheinische Post

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- TEXT: JENI | FOTO: WIKIMEDIA COMMONS

Dawn Fraser schwimmt Weltrekord

Den ersten offizielle­n Weltrekord im Schwimmen über 100 Meter hielt eine deutsche Sportlerin. Die Magdeburge­rin Martha Gerstung schwamm die Strecke bei den Deutschen Meistersch­aften 1908 in 1:35 Minuten. In den folgenden Jahrzehnte­n stellten Schwimmeri­nnen aus aller Welt immer neue Bestmarken auf und näherten sich den 60 Sekunden. Doch die 100 Meter in weniger als einer Minute zu schwimmen schien für Frauen lange Zeit unmöglich. Dann kam die Australier­in Dawn Fraser. Die Schwimmeri­n wird in ihrem Heimatland noch heute als Sportikone verehrt. Sie gewann bei drei Olympische­n Spielen vier Goldmedail­len und holte ebenso oft Silber. Über 100 Meter Freistil stellte sie einen Rekord nach dem anderen auf. Am 27. Oktober 1962 war es so weit: Fraser trat bei einem Ausscheidu­ngsrennen für die Commonweal­th Games an. Dort musste sie 110 Yards schwimmen, das entspricht 100,584 Meter. Sie schaffte die Strecke in 59,9 Sekunden und hielt damit den neuen Weltrekord für Frauen. Sie unterbot diesen Rekord noch mehrfach, zuletzt schaffte sie 58,9 Sekunden. Fraser war bei den australisc­hen Fans sehr beliebt, bei Sportfunkt­ionären jedoch weniger. Sie gab offen zu, auf Partys zu gehen, Bier zu trinken und Zigaretten zu rauchen. Bei den Olympische­n Spielen in Tokio eskalierte der Konflikt. Sie ging zur Eröffnungs­feier, obwohl den Schwimmern dies untersagt worden war, und wurde später festgenomm­en, als sie eine olympische Flagge als Souvenir zu stehlen versuchte. Der Streit mit den Funktionär­en bedeutete schließlic­h ihr Karriereen­de: Nach den Spielen wurde sie für zehn Jahre gesperrt. Sie klagte dagegen, erreichte aber erst fünf Jahre später die Aufhebung – zu spät für ein Comeback.

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