Chirurgische Therapie ist oft letzter Ausweg
Ein Viertel der Deutschen ist stark übergewichtig und leidet häufig unter Folgeerkrankungen.
Laut Robert Koch-Institut sind 67 Prozent der deutschen Männer und 53 Prozent der deutschen Frauen übergewichtig – ein Viertel der Erwachsenen ist stark übergewichtig und wird als adipös eingestuft. Vom krankhaften Übergewicht sprechen Fachleute ab einem Body Mass Index von über 30. Für die Errechnung diesesWertes wird das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße gesetzt.
„Die Ursachen sind vielfältig“, erklären die Fachleute der Deutschen Adipositas Gesellschaft. Die Gene würden ebenso eine Rolle spielen wie psychologische Faktoren und die (soziale) Umwelt, in der Betroffene leben. Dazu kommen Überernährung, Fehlernährung sowie Bewegungsmangel. Galt die Fettleibigkeit lange nur als eine Folge mangelnder Willenskraft und großer Esslust, wird sie heute mit dem metabolischen Syndrom in Verbindung gebracht, das die Appetitregulierung und den Energiestoffwechsel beeinträchtigt.
Die Folgen sind laut Adipositas Gesellschaft eine ganze Reihe an Begleiterkrankungen. Dazu gehören koronare Herzkrankheiten und Bluthochdruck, Kniegelenks-Arthrose, Gicht oder eine Fettleber. „Gesund übergewichtige Menschen mit Adipositas sind meist Frauen zwischen 35 und 40 Jahren. Mit zunehmendem Alter wird diese Gruppe aber immer kleiner“, erklären die Fachleute und empfehlen, der Adipositas frühzeitig den Kampf anzusagen. Der beginnt mit dem Versuch einer nachhaltigenVerhaltensmodifikation: Gemeinsam mit Fachärzten werden Ernährungstherapien, Bewegungstherapien und Verhaltenstherapien auf den Weg gebracht. Patienten verändern ihren Alltag.
Versagen diese Methoden, ist die chirurgische Therapie eine Behandlungsoption – um den Patienten beim Abnehmen zu unterstützen, den Appetit zu zügeln oder die Verdauung zu verlangsamen. Dazu gehört etwa die Schlauchmagenbildung: Dabei wird der Magen verkleinert, übrig bleibt ein zwei bis drei Zentimeter schmaler Schlauch. Nach der Operation fühlt sich der Patient schon nach kleinen Portionen gesättigt. Ein weiteres Verfahren ist der Roux-Y-Magenbypass: Dabei wird ein kleiner Vormagen gebildet, der durch eine Nahtverbindung direkt mit dem Dünndarm verbunden wird. Der restliche Magen, der Zwölffingerdarm und ein Teil des oberen Dünndarms sind damit ausgeschaltet. Im Bereich des Dünndarmes wird eine zweite Verbindung hergestellt. So kommen die Verdauungssäfte wie Gallen- und Bauchspeicheldrüsensaft erst viel später mit dem Nahrungsbrei in Kontakt. Ganz ähnlich funktioniert der Omega-Loop-Bypass: Der Vormagen ist jedoch länger, es wird nur eine Verbindung zwischen dem Dünndarm und demVormagen gelegt. DerVorteil des Verfahrens: Die Operationszeit ist deutlich kürzer, das Risiko geringer.
In einigen Fällen wird nach den Operationen ein plastischer Eingriff nötig: Dann arbeiten die Fachleute an der Wiederherstellung des Körpers, der während des Übergewichts seine Struktur verloren hat.