Rheinische Post

DEG zwischen Vorfreude und Skepsis

Am Montag soll bei den Düsseldorf­er Eishockeyp­rofis das Training beginnen, Mitte November das Vorbereitu­ngsturnier, im Dezember die Saison. Die Corona-Pandemie lässt aber weiter viele Fragen offen.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Hin und wieder trifft man sie ja doch: Menschen, für die die Pandemie Glück im Unglück bedeutet. Bernhard Ebner ist so jemand. Monatelang plagte den Verteidige­r der Düsseldorf­er EG eine Verletzung, Ende August wurde er operiert. Normalerwe­ise hätte er einen Großteil der Vorbereitu­ng und mindestens die ersten Wochen der Saison verpasst. Aber weil der Start der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bereits zweimal verschoben wurde, konnte sich Ebner in aller Ruhe auskuriere­n.

Als Krisengewi­nnler sollte man den 30-Jährigen nun aber auch nicht bezeichnen. Zwar ist er längst wieder fit, aber seinem Beruf kann er nicht nachgehen. Bei der DEG wird nach wie vor nicht trainiert, sodass Ebner nun privat in der bayerische­n Heimat aufs Eis geht. Allerdings nur noch diese Woche. Kommt nichts mehr dazwischen, endet am Montag die Kurzarbeit, der komplette Kader kommt erstmals seit Monaten zusammen, das Mannschaft­straining an der Brehmstraß­e beginnt. Zunächst natürlich mit Corona-Tests für alle Beteiligte­n, aber irgendwann auch auf dem Eis.

Von überschäum­ender Vorfreude ist bei Bernhard Ebner dennoch nichts zu spüren. Nun ist der Bayer in seinen acht Jahren in Düsseldorf ohnehin selten mit öffentlich­en Emotionen aufgefalle­n, aber dieser Tage begleitet ihn auch gehörige Skepsis, ob das alles so klappt, wie sich die DEL das vorstellt: 2. November Trainingss­tart, 11. November Vorbereitu­ngsturnier, 18. Dezember Saisonbegi­nn.

„Natürlich freuen wir uns und wollen alle spielen, aber man sieht ja die Corona-Zahlen“, sagt Ebner. Was passiere zum Beispiel, wenn es Fälle innerhalb der Teams gibt? „Mal ist im Fußball einer positiv, mal in der zweiten Liga, in der Oberliga. Da fragt man sich, wie das bei uns alles funktionie­ren soll. Oder ob jedes Team im Laufe der Saison mal für zweiWochen raus muss.“Und ob es dann genügend freie Termine gibt, um die ausgefalle­nen Spiele nachzuhole­n. „Ich kenne den Modus ja noch gar nicht. Sind alle Teams dabei? Gibt es Play-offs?“

Ähnlich skeptisch ist Harold Kreis. Wobei er dasWort für unangebrac­ht hält: „Ich bin nicht skeptisch, ich bin realistisc­h. Von Minute von Minute kann sich alles ändern. Ich glaube erst an den Trainingss­tart, wenn wir auf dem Eis stehen“, sagt der DEG-Trainer, der aber auch dann „keinen Grund“kennen würde,„um in Begeisteru­ng auszubrech­en“. Die sei eh nicht geboten in einer Pandemie. „Die Gesundheit ist das wichtigste.“

Als langjährig­er Trainer in der Schweiz hat er immer auch einen Blick in die Alpen. Dort wird bereits gespielt, weil der TV-Vertrag den Klubs Millionen garantiert und anfangs zwei Drittel der Sitzplätze besetzt werden durften. Nun steigen die Infektions­zahlen, es gibt es neue Einschränk­ungen, Teams sind in Quarantäne, Spiele fallen aus. Der traditions­reiche Spengler Cup in der Weihnachts­zeit in Davos wurde komplett abgesagt, die Champions League ebenfalls. Also sagt Kreis: „Man muss nur sehen, was um uns herum passiert, dann musst man nicht so naiv sein und denken, dass uns das nicht treffen kann.“

Für alle Eventualit­äten haben er und Co-Trainer Thomas Dolak aber natürlich schon mal einen Trainingsp­lan geschriebe­n, „aber nur mit dem Bleistift, nicht mit Tinte.“Die Unsicherhe­it ist eben ein ständiger Begleiter. Selbst eine Saisonabsa­ge ist immer noch möglich. „Das einzig Positive daran wäre: Man hätte zumindest Planungssi­cherheit“, sagt Kreis.

Dass dann der Eishockeys­port stirbt, wie es vielerorts heißt, glaubt er indes nicht. Man merke zwar, dass sich viele Menschen vom Sport verabschie­den, in der nordamerik­anischen NHL verfolgten das Finale 61 Prozent weniger TV-Zuschauer als im Vorjahr. „Der ein oder andere wird seine Gewohnheit­en sicher dauerhaft ändern, aber andere werden wieder zum Eishockey finden. Der Sport wird nicht von der Bildfläche verschwind­en, aber er wird anders aussehen als vor der Pandemie.“

 ?? FOTO: BIRGIT HÄFNER ?? Bernhard Ebner (links, mit Torwart Hendrik Hane) hätte wegen seiner Operation Ende August die ersten Wochen der Saison verpasst. Weil aber der Start der Deutschen Eishockey-Liga bereits zweimal verschoben wurde, konnte sich der Verteidige­r in aller Ruhe auskuriere­n.
FOTO: BIRGIT HÄFNER Bernhard Ebner (links, mit Torwart Hendrik Hane) hätte wegen seiner Operation Ende August die ersten Wochen der Saison verpasst. Weil aber der Start der Deutschen Eishockey-Liga bereits zweimal verschoben wurde, konnte sich der Verteidige­r in aller Ruhe auskuriere­n.

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