Jetzt müssen es die Frauen richten
Merkel, von der Leyen und Lagarde verbindet vieles in der Corona-Krise.
Es sind gerade drei Frauen, die maßgeblich den Kampf gegen das Coronavirus und seine ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen bestimmen: Kanzlerin Angela Merkel, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von Leyen und die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde. Statt von einem Triumvirat müsste man von einem Triumfeminat in Europa sprechen. Und jetzt hat nach Merkel (Lockdown) und von der Leyen (EU-Solidarität) die Französin Lagarde den Schlusspunkt gesetzt. Sie stellt – ganz in der Tradition ihres Vorgängers Mario Draghi – weitere milliardenschwere Stützungskäufe der EZB zusätzlich zum laufenden Programm von 1350 Milliarden Euro in Aussicht. Die EZB zeigt erneut, dass sie unkonventionelle Maßnahmen nicht scheut, um die wirtschaftlichen Kollateralschäden der Pandemiebekämpfung aufzufangen. Nach der vorherrschenden monetären Lehre hätten die gewaltigen Aufkaufprogramme von Staatspapieren seit 2012 schon längst eine unkontrollierte Inflation auslösen müssen. Und die Ökonomen haben bislang keine schlüssige Theorie vorgelegt, warum sie ausblieb und wie lange die EZB so weitermachen kann. Umgekehrt hat es die super-expansive Geldpolitik nicht geschafft, die europäische Wirtschaft in Gang zu bringen und das Deflationsgespenst zu verscheuchen. Man könnte von einer gutartigen Liquiditätsfalle sprechen, in die die Wirtschaft geraten ist und aus der sie auch wegen der Corona-Krise kaum richtig herauskommt. Zusätzliches Geld reicht ebensowenig wie zusätzliche Staatsschulden hin, um die Ökonomien Europas wieder flottzumachen. Eine multiple Krisenstrategie muss es sein – eine lockere Geld- und Fiskalpolitik, ein System der Verteilung der Corona-Lasten und die Investition in Bildung, Forschung sowie digitale und physische Infrastruktur. Ein gewaltiges Programm. Doch einfache Lösungen gibt es in der Corona-Krise nicht.