Was die Corona-Tests leisten
Das Virus wird noch Jahre bleiben. Die Hoffnungen der Reisebranche liegen auf Antigen-Tests. Sie sind schnell, aber nicht so zuverlässig wie PCR-Tests.
DÜSSELDORF Die Welt muss noch lange mit dem Coronavirus leben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut rechnet damit, dass eine umfassende Impfung der Bevölkerung gegen das Virus bis ins Jahr 2022 dauern wird. „Auch wenn es bald Impfstoffe gibt, wird die Impfung der gesamten Bevölkerung Ende 2021 meines Erachtens noch nicht abgeschlossen sein“, sagte der Stiko-Chef Thomas Mertens der Funke-Mediengrupppe. Umso wichtiger werden Corona-Tests. Ein Überblick über die wichtigsten Varianten.
Der bewährte: PCR-Test Er ist derzeit der Standardtest und beruht auf jahrelang erprobten Verfahren. Hier liest der Test das Erbgut des Coronavirus aus. Konkret wird dazu eine Kopie der Virus-DNA mit Reagenzien in die Schleimprobe gegeben, die aus der Nase oder dem Rachenraum per Abstrich genommen wurde. Ist in der Schleimprobe das Gegenstück vorhanden, wird das Ganze verdoppelt, und zwar mehrfach. Diese Kettenreaktion (Polymerase-Chain-Reaktion, PCR) wird immer wieder durchgeführt. Die Zahl der nötigen Verdoppelungen, bis das Gen mithilfe von fluoreszierenden Zusatzstoffen sichtbar gemacht werden kann, ist ein Indikator für die Viruslast. Der PCR-Test gilt als Goldstandard der Testung. Sein Vorteil: Er ist sehr zuverlässig. Nahezu 100 Prozent der Infizierten werden von ihm erkannt. Sein Nachteil: Der PCR-Test ist vergleichsweise aufwendig und teuer. Denn es dauert ein paar Stunden, bis der Genabschnitt vervielfacht wurde, zudem müssen Labore diesen Test durchführen.
Der schnelle: Antigen-Test „Dieser Test liest nicht die Erbinformationen aus, sondern sucht bestimmte Proteine auf der Hülle des Virus“, erläutert Severin Schwan, Chef des Schweizer Pharmakonzerns Roche, vor Journalisten. Roche ist einer der führenden Anbieter dieser Tests. Nachteil des Antigen-Tests: „Er ist nicht so genau wie der PCR-Test und auch nicht so sensitiv“, so Schwan. Laut Branche werden nur zwischen 87 bis 99 Prozent der Infizierten gefunden. Bei sehr wenig Virusmaterial in der Probe reagiert der Antigen-Test, anders als der PCR-Test, nicht. Aber: „Der Antigen-Test ist viel schneller und kann von den Menschen selbst durchgeführt werden“, so Schwan. Dazu machen die Nutzer selbst einen Abstrich, den sie dann in die Reagenzien tauchen. Es gibt auch Antigen-Tests, die in Lesegeräten bei Arztpraxen laufen. Aber man brauche eben kein Labor, so Schwan. In Deutschland kostet der Test laut Roche rund 17 Euro, hinzu kämen die Ausgaben für die Ärzte. Bezahlt werden die Tests vom Gesundheitsfonds der Krankenkassen.
Im Oktober hat allein der Schweizer Konzern 40 Millionen Antigen-Tests hergestellt und fährt die Produktion nun hoch. Eine Monatsmenge von Hunderten Millionen ist geplant. Andere große Anbieter sind Abbott oder Siemens Healthineers. Trotzdem übersteigt weltweit die Nachfrage das Angebot bei Weitem. „Der Markt ist völlig ausverkauft“, sagt Schwan. Das gelte auch für die Reagenzien. Daher wird der Test derzeit nur für die medizinische Versorgung eingesetzt. Massentests an Flughäfen oder bei Fußballspielen, auf die die Veranstaltungs- und Reisebranche ihre Hoffnungen setzt, sind noch Utopie. Trotzdem sieht Schwan für die Zukunft großes Potenzial: „Der Antigen-Test wird zum Alltag gehören, da Menschen ihn auch selbst durchführen können.“Das dauere gerade einmal rund 15 Minuten.
Der nachträgliche: Antikörper-Test
Diese Tests prüfen, ob der Körper Antikörper auf das Coronavirus gebildet hat. Sie eignen sich also, um im Nachhinein festzustellen, ob sich jemand infiziert hat. Da die Antikörper sich aber erst im Laufe der Infektion bilden, eignet sich der Test nicht, um eine akute Infektion nachzuweisen.