So kämpfen Europas Staaten gegen das Virus
Slowenen dürfen ihre Gemeinde nicht verlassen, polnische Kinder nicht allein aus dem Haus – eine Übersicht der Corona-Maßnahmen.
Belgien In Belgien gelten bereits eine nächtliche Ausgangssperre, die Schließung von Kneipen und Restaurants und strikte Kontaktbeschränkungen. Seit Montag gilt in der Hauptstadt Brüssel überall Maskenpflicht, alle Theater, Kinos, Museen, Sportstätten und Schwimmbäder werden geschlossen. Heimarbeit ist – soweit möglich – Pflicht. Die Freizeitparks müssen zunächst für die kommenden vierWochen schließen. An kulturellen, religiösen oder anderen Veranstaltungen im Inneren dürfen maximal 40 Personen teilnehmen, solange die Corona-Regeln eingehalten werden.
Bulgarien Um das Gesundheitssystem des ärmsten EU-Landes nicht zu überfordern, gilt seit dem 22. Oktober Maskenpflicht auch im Freien, wenn kein Abstand möglich ist. Regional, wie etwa im Hotspot Sofia und auch in anderen Gemeinden, wurden Nachtlokale geschlossen. Die Regierung will mit Rücksicht auf die Wirtschaft einen zweiten Lockdown wie im März und April vermeiden.
Dänemark Seit Montag dürfen sich nicht mehr als zehn Personen an einem Ort versammeln. Deutsche dürfen seit Samstag nur noch mit einem triftigen Grund ins Land einreisen. Seit Donnerstag wird die Maskenpflicht zudem vom öffentlichen Nahverkehr auf alle öffentlichen Räume wie etwa Supermärkte ausgeweitet. Kioske und Supermärkte dürfen nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen.
Finnland Die Regierung in Helsinki legt ihren Bürgern ans Herz, zur Eindämmung des Coronavirus so weit wie möglich ins Homeoffice auszuweichen oder anderweitig dem Büro fernzubleiben. Schulen sollen weiter offengehalten werden, sagte Bildungsministerin Li Andersson. Mit den entsprechenden Empfehlungen gebe man jedoch die Möglichkeit, auf andere Angebote wie Distanzunterricht auszuweichen.
Frankreich Präsident Macron hat die Bürger auf strikte Maßnahmen vorbereitet: Die Wirtschaft soll so weit wie möglich weiterlaufen; die Menschen sollen arbeiten, aber möglichst von zu Hause aus. Anders als im Frühjahr sollen die Schulen geöffnet bleiben. Bars, Restaurants und„nicht unentbehrliche Geschäfte“müssen jedoch schließen. Bürger können sich wie im Frühjahr nicht mehr ohne Weiteres frei bewegen. Ausgangsbescheinigungen sollen wiederkommen. Menschen können auf die Straße gehen, wenn sie arbeiten, wichtige Einkäufe erledigen, einen Arzt aufsuchen oder frische Luft schnappen wollen. Auch Reisen in andere Regionen des Landes sind nicht ohne Weiteres möglich. Die Maßnahmen sind bis 1. Dezember befristet.
Großbritannienn In der besonders stark betroffenen Stadt Nottingham werden erste Krebsoperationen in Krankenhäusern abgesagt. Der Druck auf die Intensivstationen durch die Pandemie sei zu hoch, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Die Kontaktbeschränkungen in Nottingham und Umgebung werden am Freitag britischen Medien zufolge deutlich verschärft. Die ganze Grafschaft Nottinghamshire soll dann in die höchste des dreistufigen Warnsystems in England eingeordnet werden. Verschiedene Haushalte dürfen sich dann zum Beispiel nicht mehr zu Hause treffen. In Wales gibt es etwa seit dem Wochenende sogar einen temporären Lockdown, bei dem die Gastronomie und fast alle Einrichtungen außer Supermärkten und Schulen schließen müssen.
Italien Im ganzen Land müssen seit Montag alle Restaurants und Bars um 18 Uhr für Gäste schließen. Auch Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen dürfen nicht mehr öffnen. Wie Ministerpräsident Giuseppe
Conte am Sonntag sagte, müssen Gesichtsmasken auch im Freien getragen werden. Die Einschränkungen sollen bis 24. November gelten. Grund- und Sekundarschulen bleiben geöffnet. An weiterführenden Schulen soll der Unterricht zu 75 Prozent virtuell erteilt werden.
Niederlande Mitte Oktober war ein Teil-Lockdown verhängt worden. Unter anderem mussten alle Gaststätten schließen, Bürger dürfen nur noch drei Gäste am Tag empfangen und sollen öffentliche Verkehrsmittel nur in dringenden Fällen nutzen.
Norwegen Die Norweger dürfen seit Mittwoch nicht mehr als fünf Gäste daheim begrüßen. Private Zusammenkünfte an öffentlichen Orten werden zugleich landesweit auf maximal 50 Teilnehmer begrenzt; bislang lag die Grenze bei 200. Darüber hinaus werden Arbeitskräfte aus Ländern, die die EU als Risikogebiete bezeichnet, ab Samstag nicht wie bisher von der obligatorischen Zehn-Tages-Quarantäne ausgenommen. Dazu zählen Polen, Frankreich und Großbritannien.
Österreich Kanzler Sebastian Kurz wird am Samstag neue Regeln bekanntgeben, weil die Intensivkapazitäten sonst überfordert würden. Der drohende Zusammenbruch des Gesundheitssystems ist gesetzliche Voraussetzung für einen Lockdown. Bislang gilt in Restaurants eine Höchstzahl von sechs Erwachsenen pro Tisch. Bei Tanz- oder Yogakursen oder Geburtstagsfeiern dürfen sich nur noch sechs Personen treffen, draußen zwölf.
Polen Seit Samstag sind alle Restaurants und Bars für zwei Wochen geschlossen, Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten. Für alle Schüler ab der 4. Klasse wurde Fernunterricht per Computer verordnet. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren dürfen ihr Zuhause zwischen 8 und 16 Uhr nur in Begleitung eines Erwachsenen verlassen.
Portugal Alle Bürger Portugals dürfen zwischen 30. Oktober und 3. November den eigenen Wohnbezirk nicht verlassen. Damit wolle man zu Allerheiligen den sehr lebhaften Reiseverkehr eindämmen, hieß es. Am 2. November wird es einen offiziellen Tag der Trauer in Gedenken an die Opfer von Covid-19 geben.
Schweden Mit 2820 Positiv-Tests meldet das Land den dritten Rekordwert in Folge. „Wir nähern uns allmählich der Obergrenze dessen, was das Gesundheitssystem verkraften kann“, sagt Chefepidemiologe Anders Tegnell. Aber:„Wie im Frühjahr können wir diese Kurve nach unten drücken.“Ältere sind seit einerWoche nicht mehr aufgefordert, sich zu isolieren. Über-70-Jährige sollten zuvor öffentliche Verkehrsmittel und physischen Kontakt zu anderen vermeiden. Außerdem sollten sie sich von Geschäften und öffentlichen Orten fernhalten. Der Staat setzt auf Eigenverantwortung statt Einschränkungen. Es gibt weder Maskenpflicht noch Sperrstunden. Nachtclubs wurden allerdings mit Einschränkungen belegt.
Schweiz Die Kantone sind für neue Maßnahmen zuständig. Mehrere haben bereits die seit 1. Oktober erlaubten Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen wieder verboten. Im Kanton Wallis müssen Gaststätten um 22 Uhr schließen. Versammlungen mit mehr als 15 Menschen im öffentlichen Raum sind verboten. Die Schweizer sind dazu aufgerufen, private Treffen einzuschränken. Auch die Maskenpflicht wurde verschärft: Sie galt in Bussen und Bahnen und wurde auf Geschäfte, Restaurants und Museen ausgeweitet.
Slowakei Die gesamte Bevölkerung, immerhin rund fünf Millionen Menschen, wird einem Antigen-Schnelltest unterzogen. In einer ersten Testphase seien laut Regierungschef Igor Matovic „schätzungsweise an die 6000 potenzielle Verbreiter des Virus entdeckt worden, die unter normalen Umständen gar nicht hätten auffallen können“. Medizinstudenten und Gesundheitspersonal waren aufgerufen, freiwillig mitzuarbeiten. Zudem stellt die Armee für die Massentests rund 8000 Soldaten. Bis 1. November dürfen Menschen ihre Wohnungen nur für den Weg zur Arbeit sowie dringende Besorgungen verlassen.
Slowenien Seit Dienstag dürfen Bürger die eigene Gemeinde ohne triftigen Grund nicht mehr verlassen, wie Ministerpräsident Janez Jansa über Twitter mitteilte. Die Regelung gilt zunächst für sieben Tage. Schon seit einer Woche sind Bewegungen zwischen den zwölf Regionen des Landes nicht mehr erlaubt. Ebenfalls seit einer Woche gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 6 Uhr. Seit dem Wochenende sind Geschäfte – außer etwa Lebensmittelläden – und Hotels geschlossen.
Spanien Die Region Katalonien verhängt ein 15-tägiges Ein- und Ausreiseverbot. Am Wochenende werde den Einwohnern zudem nicht nur verboten, Katalonien zu verlassen, sondern auch ihre Städte und Gemeinden, teilen die Behörden mit. Die Anordnung gelte ab Freitag. Zusätzlich würden neben Bars und Restaurants künftig auch Kinos und Theater geschlossen. Mit der Ausrufung des sogenannten Alarmzustandes, der dritthöchsten Notstandsstufe, verhängte die nationale Regierung in Madrid fast im ganzen Land auch eine nächtliche Ausgehsperre. Lediglich die Kanarischen Inseln sind davon ausgenommen. Versammlungen von mehr als sechs Personen, die nicht im selben Haushalt leben, sind untersagt.
Tschechien Die tschechische Minderheitsregierung will den seit Anfang Oktober wegen der Corona-Krise geltenden Notstand um einen Monat bis zum 3. Dezember verlängern. Der Ausnahmezustand ermöglicht es, die Bürgerrechte einzuschränken und Krisenmaßnahmen ohne Zustimmung des Parlaments zu treffen. Damit einhergehend sollen die Schulen länger als ursprünglich geplant geschlossen bleiben. Seit Mittwoch gilt erstmals eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 und 4.59 Uhr – in dieser Zeit dürfen die Menschen ihre Häuser nicht verlassen. Damit will die Regierung nach eigenen Angaben private Feiern und Treffen verhindern. Bereits seit Donnerstag sind die Bürger dazu angehalten, möglichst zu Hause zu bleiben.