Rennen in Imola weckt dunkle Erinnerungen
IMOLA (dpa) Den Schatten dieser Tragödie werden Imola und die Formel 1 wohl nie mehr los. Wenn die Rennserie am Wochenende nach 14 Jahren Pause auf das Autodromo Enzo e Dino Ferrari zurückkehrt, wird die quälende Erinnerung an das tiefschwarze Wochenende mit dem Tod von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger wieder wach.
Auf der Piazza Ayrton Senna da Silva werden die Piloten ins Fahrerlager rollen, im Park nahe der Rennstrecke ist eine Senna-Statue über die Jahre zur blumengeschmückten Pilgerstätte geworden. Der Schock des 1. Mai 1994, als der Brasilianer in derVollgaskurve Tamburello imWilliams-Rennwagen sein Leben ließ, ist in Imola noch immer spürbar.
Erstmals seit 2006 stellt sich die Formel 1 wieder am Ort des Geschehens diesen Erinnerungen.Weil viele andere Gastgeber wegen der Corona-Pandemie ihre Rennen absagen mussten, bekommt Imola eine neue Chance. Angesichts der mahnenden Ereignisse von 1994 ist es durchaus erstaunlich, dass die Formel 1 ein Experiment mit einem verkürzten Rennwochenende wagt.
Die Fahrer müssen komplett auf die drei Trainingsstunden am Freitag verzichten und nach einer nur 90-minütigen Übungseinheit am Samstag direkt die Qualifikation fahren. Bis auf den Finnen Kimi Räikkönen ist keiner der Piloten je in einem Formel-1-Auto in Imola gestartet, seit dem letzten Grand Prix wurde die Strecke zudem umgebaut.
Für Piloten und Ingenieure wird das Kurz-Gastspiel zu einer Fahrt ins Ungewisse – fast ohne Erfahrungswerte und mit kaum Zeit zur Abstimmung der sensiblen Boliden. Red-Bull-Pilot Max Verstappen kritisierte das ungewöhnliche Format als „dumm“und „falsch“. Auch andere Fahrer verwiesen auf die enorme Herausforderung, auf einer vollen Strecke in kurzer Zeit viele Daten sammeln zu müssen.„Wir gehen von einem arbeitsreichen Training aus, in dem die Teams so viel wie möglich fahren werden“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der mit seinem Rennstall schon beim 13. der 17 Saisonläufe am Sonntag (13.10 Uhr/RTL und Sky) zum siebten Mal in Serie Konstrukteursweltmeister werden kann.
Dennoch: Die Formel 1 hat viel aus der Vergangenheit gelernt, der Schrecken von Imola 1994 wirkte als Katalysator für viele Veränderungen, die den Sport sicherer machten. Auch der einstige Risiko-Kurs Imola ist inzwischen mit Schikanen deutlich entschärft, entlockt den Piloten aber noch immer Respekt.
Info Das Spiel von Bayer 04 in der Europa League war bei Druck noch nicht beendet. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie hier: www.rp-online.de