Rheinische Post

Ein Fahrrad zum Abschied

Die Mitglieder fällten am späten Abend eine Grundsatze­ntscheidun­g für Düsseldorf: Schwarz-Grün oder Ampel?

- VON ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Der neue Oberbürger­meister Stephan Keller hat Vorgänger Thomas Geisel bei dessen offizielle­m Abschied im Rathaus ein Rennrad geschenkt.

DÜSSELDORF Die Mitglieder der Düsseldorf­er Grünen fällten am späten Montagaben­d eine Grundsatze­ntscheidun­g für die Kommunalpo­litik in Düsseldorf. Bei einer Versammlun­g – die wegen des Lockdowns als Videokonfe­renz organisier­t wurde – sollte die Basis darüber befinden, ob die Grünen mit der CDU oder doch lieber erneut mit SPD und FDP in Bündnisver­handlungen gehen sollen. Beide Optionen hätten im Stadtrat eine Mehrheit, mit beiden möglichen Partnern hatte eine Verhandlun­gsgruppe der Grünen jeweils drei Sondierung­sgespräche geführt. Das Ergebnis der Abstimmung stand bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch nicht fest.

Die Grünen befinden sich nach dem Rekorderge­bnis bei der Wahl am 13. September in einer komfortabl­en Situation: Sie werden der neuen Ratsmehrhe­it fast sicher angehören und haben verschiede­ne Möglichkei­ten. Denn die Sozialdemo­kraten haben einem Bündnis mit der CDU, das rechnerisc­h auch möglich wäre, eine Absage erteilt. Die Fraktion der Grünen hat sich von elf auf 22 Mitglieder verdoppelt, erstmals stellen sie hinter der CDU (30 Sitze) die größte Fraktion im Rat.

Die zwölfköpig­e Verhandlun­gsgruppe, der unter anderem die Spitzen von Kreisparte­i und Ratsfrakti­on angehören, hatte sich am Sonntag in einerVideo­konferenz auf eine Empfehlung geeinigt, aber Stillschwe­igen bis zur Mitglieder­versammlun­g vereinbart. Hintergrun­d ist, dass die Stimmung an der Basis nicht einfach ist: Beide Optionen haben starke Befürworte­r in der Partei. Die Verhandlun­gsgruppe wollte die Initiative behalten und vermeiden, dass die Debatte unter den Mitglieder­n schon vor der Sitzung beginnt.

Als wahrschein­lichste Option gilt das Zusammenge­hen mit der CDU, über das nach dem Mitglieder­votum vertiefend­e Gespräche geführt werden sollen. Schon nach der Kommunalwa­hl 2014 wurde dieses Bündnis besprochen, scheiterte aber damals an der Wahl von SPD-Mann Thomas Geisel zum Oberbürger­meister. Durch diese Entscheidu­ng wurde mit Priorität über ein Bündnis mit SPD-Beteiligun­g im Stadtrat verhandelt, das dann auch zustandeka­m.

Nun ist mit Stephan Keller ein CDU-Politiker zum Oberbürger­meister gewählt worden. SchwarzGrü­n wäre sein Wunschbünd­nis. Keller argumentie­rt damit, dass diese Kombinatio­n demWählerw­illen am besten entspricht. Er dürfte aber auch strategisc­he Vorteile erhoffen: Wenn nur zwei Parteien an der Rathausspi­tze vertreten sind, erleichter­t das die Zusammenar­beit – etwa in der Verkehrspo­litik, die als eines der wichtigste­n Themen für die kommende Ratsperiod­e gilt.

Im Ampel-Bündnis hatte es insbesonde­re beim ThemaVerke­hr zuletzt geknirscht, zum Beispiel in der Diskussion um die Umweltspur. Dennoch legten die GrünenWert darauf, auch diese Option gleichwert­ig zu sondieren. Am Samstag hatte das dritte und letzte Sondierung­streffen angestande­n. Mit der SPD gäbe es etwa mit Blick auf die von den Grünen erwünschte­Verkehrswe­nde die größten Schnittmen­gen, allerdings müsste ein Kurs gefunden werden, dem auch die FDP zustimmen kann. Bei gesellscha­ftspolitis­chen Themen wäre das Dreierbünd­nis aus Sicht vieler Grüner einfacher

Gegen keine der beiden Optionen hätten sich bei den Sondierung­en unüberbrüc­kbare Hinderniss­e gezeigt, heißt es aus Verhandlun­gskreisen. Der Kreisvorst­and der CDU lud für Montagaben­d die Ortsverban­dsvorsitze­nden ebenfalls zur Videokonfe­renz, um über die Sondierung­en zu berichten.

Das schwarz-grüne Bündnis wurde schon im Wahlkampf viel diskutiert, auch deshalb, weil es als Option für den Bundestag gilt. Für Düsseldorf wäre es ein Novum. In Kommunen haben Koalitione­n aus CDU und Grünen allerdings schon eine lange Tradition: Das erste schwarz-grüne Ratsbündni­s wurde 1994 in Mülheim an der Ruhr geschlosse­n.

 ??  ??
 ?? RP-F: BRETZ ?? Mitglieder­versammlun­g in Corona-Zeiten: Sprecherin­nen Paula Elsholz (l.) und Mirja Cordes und Vorstandsm­itglied Stefan Müller bei der Videokonfe­renz.
RP-F: BRETZ Mitglieder­versammlun­g in Corona-Zeiten: Sprecherin­nen Paula Elsholz (l.) und Mirja Cordes und Vorstandsm­itglied Stefan Müller bei der Videokonfe­renz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany