Rheinische Post

Von Macron lernen

Warum die deutsche Politik nach Frankreich schauen sollte.

- CHRISTOPH SCHWENNICK­E

Der Islamismus sei der „wohl blindeste Fleck“der politische­n Linken, schrieb der scheidende Juso-Chef Kevin Kühnert in einem Beitrag für den „Spiegel“nach der Enthauptun­g des Lehrers Samuel Paty in Frankreich, und forderte, die Linke müsse ihr „unangenehm­es Schweigen beenden“.

Wenige Tage nach dem Attentat auf den Lehrer wurde eine Frau in einer Kirche in Nizza beim Beten geköpft. Der Präsident Frankreich­s hat in der Folge der Attentate jenen Mut bewiesen, den hierzuland­e auch manchen angehuscht hat. Er hat in einer Rede das Recht zur Blasphemie zum Grundrecht des säkularen Frankreich erklärt – und dem Islamismus den Kampf. Sehr genau wählte Macron seine Worte und unterschie­d zwischen Islam und Islamismus. Hierzuland­e aber herrscht nicht nur in den Moscheen Schweigen. Der offensicht­liche Täter von Nizza (hier von mutmaßlich zu sprechen ist albern) kam diesen Sommer über die Flüchtling­sroute von Tunesien über Lampedusa nach Frankreich. Ein ähnliches Tätermuste­r liegt bei dem Mörder von Dresden zugrunde, der zwischen dem Attentat auf den Lehrer und jenem in Nizza einen zufälligen Passanten erstochen und einen zweiten schwer verletzt hatte. Bemerkensw­ert, dass sich die Blicke immer auf das inzwischen mehrfach betroffene Nizza richten, aber über Dresden mehr oder weniger hinwegblic­ken. Die Hinterblie­benen der Opfer sind verzweifel­t und verstehen diese Grabesruhe nicht. Es ist unanständi­g von der Bundeskanz­lerin, bis heute jedes direkte Wort an sie, jedes direkte Wort zu ihrer politische­n Verantwort­ung schuldig geblieben zu sein. Und es ist fahrlässig, nach all den Attentaten und Opfern nicht längst gezielt gegen Hasspredig­er in den Moscheen und deren Fernsteuer­ung aus Saudi-Arabien und der Türkei vorzugehen. Mit systematis­cher Überwachun­g und aller Härte bei Fehlverhal­ten.

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