Letzte Hinrichtung in Tyburn
Es gibt in Großbritannien eine Redensart: Wer „a ride to Tyburn“, also „eine Fahrt nach Tyburn“unternimmt, der befindet sich auf einem Pfad, der Unglück verheißt. Tyburn war im 12. Jahrhundert ein kleines Dorf, kaum mehr als eine Straßenkreuzung. Heute würde sich der Ort mitten in London, in der City of Westminster, befinden. Speakers Corner liegt in der Nähe, der Hyde Park ist nicht weit. Der schlechte Ruf der Ortschaft beruht darauf, dass dort zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert Tausende Menschen ihr Leben verloren haben.Tyburnw ar die Hinrichtungsstätte Londons. Delinquentenwur den au feinem offenen Ochsenkarren zur Exekution gebracht. Auf der Fahrt waren sie dem Gespött und den Beschimpfungen der Menschenmenge ausgesetzt, die sich am Weg versammelte. Die erste Hinrichtung soll 1196 stattgefunden haben. Im 16. Jahrhundert ließ man einen festen Galgen installieren. Der so genannte Tyburn Tree bestand aus einer Balken konstruktion, die ein Dreieck bildete. Dort konnten mehrere Verurteilte gleichzeitig hingerichtet werden. Einer der berühmtesten Gehängten von Tyburn war Oliver Cromwell. Er war zwar 1658 an Malaria verstorben, wurde aber 1661 nach der Restauration exhumiert und„ posthum“hingerichtet. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde den Anwohnern des berüchtigten Galgens die Sache zu bunt. Hinrichtungen erinnerten an Volksfeste und zogen meist eine aufgebrachte Menschenmenge an. Man forderte, den Exekutionsort zu verlegen. Am 3. November 1783 kam es zum letzten Einsatz des Tyburn Tree. Der Hingerichtete hieß John Austin, er soll sich der Straßenräuberei schuldig gemacht haben. Danach zog der Galgen um. Die nächsten Hinrichtungen fanden in Newgate statt.