Rheinische Post

Abschied nehmen mit Respekt und Würde

Es ist wichtig, Vorsorge zu treffen, wie die eigene Bestattung einst aussehen soll. Andreas Düvel, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vereins Düsseldorf­er Bestatter, berichtet auch über seine Erfahrunge­n mit Bestattung­en in der Coronazeit.

- VON MONIKA GÖTZ

„Das Thema Tod ist häufig noch immer tabu, und die Hinterblie­benen wissen nicht, welche Wünsche die oder der Verstorben­e hatte“, gibt der fachgeprüf­te Bestatter Andreas Düvel zu bedenken. Er führt mit Ehefrau und Bestatterm­eisterin Cornelia Düvel in Oberkassel ein Bestattung­shaus und ist zudem stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vereins Düsseldorf­er Bestatter. Und mit Sohn Christian ist bereits die nächste Generation am Start. „Er hat ein Jahr in den USA und Kanada verbracht und sich dabei auch mit den amerikanis­chen Bestattung­sformen auseinande­rgesetzt,“erzählt Andeas Düvel.

Der Bestatter erinnert an neue Bestattung­smöglichke­iten, zählt das Verstreuen der Asche im Wald, in der Nordoder Ostsee oder auf einem Memoriam-Gräberfeld auf: „Familiengr­abstätten gibt es nur noch selten. Und auch herkömmlic­he Gräber auf einem städtische­n Friedhof werden weniger. Die Individual­isierung des Lebens setzt sich bis in den Tod fort.“

Zu Corona-Zeiten aber wird die Umsetzung persönlich­er Wünsche stark eingeschrä­nkt. „Die sonst eher traditione­lle Bestattung­swelt wurde in das 21. Jahrhunder­t katapultie­rt. Für uns galt, aus der Not eine Tugend zu machen“, erklärt Andreas Düvel. Er erinnert sich an kleine Trauerfeie­rn bei bestem Wetter, die „manchmal einen sehr eigenen Charme“hatten, der Organist statt an einer Orgel vor der Tür Gitarre spielte oder ein Steeldrum-Spieler den musikalisc­hen Rahmen übernahm.

Für Menschen, die nicht anreisen konnten, wurde die komplette Zeremonie gefilmt und sogar bis nach Kanada gestreamt: „Manche Dinge wurden per Zoom geteilt, und wir bemühten uns, gehörig zu improvisie­ren sowie die neuen Medien einzusetze­n.“

Hauptziel bleibe aber auch in Corona-Zeiten, den Hinterblie­benen die emotional bedrückend­e Zeit zu erleichter­n, ihnen Entscheidu­ngen abzunehmen, deren Tragweite diesen oft gar nicht bewusst sei. „Wir möchten Begleiter in der schweren Trauerzeit sein. Denn Respekt und Würde im Umgang mit denVerstor­benen und den Angehörige­n sind einfach ganz wichtig“, sagt Andreas Düvel.

Eine Bestattung­svorsorge nimmt Hinterblie­benen die Entscheidu­ng ab, zwischen den Bestattung­soptionen zu wählen: „Es ist wichtig, sich rechtzeiti­g mit dem Tod auseinande­rzusetzen und Vorbereitu­ngen zu treffen“, bekräftigt Düvel – und versichert: „Wir wissen, wie schwer der Gang zum Bestatter fällt.“

Auch nach der Beisetzung werde profession­elle Hilfe angeboten. Schließlic­h sei die Trauer die einzig mögliche Antwort auf den Tod eines geliebten Menschen: „In dieser Zeit zwischen Abschied und Loslassen können wir durch Rituale und Gespräche mit anderen Betroffene­n in einer Trauergrup­pe unterstütz­en.“

Gerade jetzt, da zu Corona-Zeiten beim im Rheinland sehr geschätzte­n und traditione­llen Beerdigung­skaffee keine Möglichkei­t bestehe, sich beim Zusammensi­tzen mit „Dönekes“fast therapeuti­sch an die oder den Verstorben­en zu erinnern, sei es wichtig, für die Trauernden da zu sein: „Kein modernes Medium kann den direkten Kontakt adäquat ersetzen.“Der stellvertr­etende Vereins-Vorsitzend­e ist daher froh, dass sich die Trauerfeie­r-Zeremonien zuletzt wieder etwas normalisie­rt haben.

Je nach Ist-Zustand dürfen Kapellen unter Verwendung von Desinfekti­onsmitteln und Masken mit teils bis zu 50 Personen betreten werden, eine Anwesenhei­tsliste sei dabei aber natürlich Pflicht, erläutert Andreas Düvel. Bei der Belegung der Kapellen werde die Größe des Raums mit den vorgeschri­ebenen Abständen ins Verhältnis gesetzt und daraus die maximale Belegung errechnet.

Derartige Trauerfeie­rn waren zu Beginn der Pandemie aber noch nicht möglich – da waren Kapellen, Kirchen und Versammlun­gsstätten, in denen Trauerfeie­rn hätten abgehalten werden können, größtentei­ls geschlosse­n.

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FOTO: GETTY IMAGES/TAHKANI Auch die Frage, ob man etwa eine Sargbestat­tung wünscht, kann in einem Vorsorgeve­rtrag geregelt werden.
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FOTO: LODAHL Andreas Düvel, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vereins Düsseldorf­er Bestatter

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