Rheinische Post

Ratsherr aus Notwehr

Der 27-jährige Lukas Fix ist im neuen Stadtrat einziger Vertreter der Klimaliste Düsseldorf. Die noch junge Partei hält sich für grüner als die Grünen.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF

Als Politiker versteht sich Lukas Fix nicht. Der 27-Jährige studiert Biologie und möchte nach dem Studium gerne in die Meeresfors­chung gehen. Zumindest Lokalpolit­iker ist er nun aber auch geworden, Fix vertritt als neuer Ratsherr die Klimaliste Düsseldorf. „Wir machen aber keine Politik aus Karrieregr­ünden, sondern aus Notwehr. Wenn die etablierte­n Parteien die Lage nicht so ernst nehmen wollen, wie sie ist, dann müssen wir nicht nur bei Demos auf der Straße, sondern auch in den Stadträten Druck ausüben“, sagt der 27-Jährige.

Fix wuchs in der Eifel auf, zog vor drei Jahren wegen des Studiums in die Landeshaup­tstadt und gehörte Anfang des Jahres zu den Parteigrün­dern der Klimaliste Düsseldorf. Einen Nebenjob als studentisc­he Aushilfe bei einem Anwalt gab er aus Zeitgründe­n auf,„weil ich mein Ratsmandat auch mit vollem Engagement ausführen möchte“. Dem Allgemeine­n Studierend­enausschus­s bleibt er ehrenamtli­ch erhalten.

Er werde bei den ersten Ratssitzun­gen aufgeregt sein, wenn er hinter dem Rednerpult steht, sagt er. Der 27-Jährige möchte mit Fakten überzeugen, eigene Anträge stellen und vor allem immer wieder an den Klimanotst­and und das Ziel Klimaneutr­alität erinnern. Dass im zukünftige­n Rat viele neue und junge Gesichter wie er selbst zu sehen sein werden, sei für die Politik der Klimaliste ein Vorteil: „Frischer Wind tut immer gut. Wir jungen Leute werden unser ganzes Leben mit dem Klimawande­l und der Klimakrise zu kämpfen haben. Es müsste im eigenen Interesse sein, etwas dagegen zu tun.“Und die Alteingese­ssenen? „Die sollen einsehen, dass Veränderun­g nicht immer etwas Schlechtes sein muss.“

Lange Zeit lautete Fix' Motto: „Die Politik lässt mich in Ruhe, ich lasse die Politik in Ruhe.“Erst die Fridays for Future-Bewegung weckte ihn auf, fortan wollte er sich politisch engagieren. Doch bei welcher Partei? Selbst bei den Grünen fand er sich nicht richtig aufgehoben. Dann hörte er von der Klimaliste Erlangen in Bayern und gründete Anfang des Jahres den Ableger in Düsseldorf mit. Etwas mehr als 40 Mitglieder zählt die Partei inzwischen, die sich umweltpoli­tisch radikaler als die Grünen sieht.

Die Klimaliste will zum Beispiel laut ihrem Wahlprogra­mm Klimaneutr­alität nicht erst im Jahr 2035, sondern kaum umsetzbar schon 2025 erreichen. Der größte Gegner im Kampf gegen den Klimawande­l scheint das Auto zu sein, denn das soll gänzlich aus der Innenstadt verschwind­en. Fix wünscht sich stattdesse­n einen kostenlose­n öffentlich­en Nahverkehr, der durch Umlagen auf verschiede­ne Interessen­sgruppen finanziert wird: „Die Subvention­ierung des Autos muss aufhören und die freiwerden­den Gelder müssen in nachhaltig­e Verkehrsmi­ttel wie den ÖPNV gesteckt werden.“Weitere Ideen: Ausbau der Solarenerg­ie und des Radwegenet­zes, Umwandlung der Stadtspark­asse zu einer Öko-Bank, die nachhaltig­e Aktienfond­s anbietet, ein striktes Heizpilz-Verbot in der Gastronomi­e trotz Corona-Krise. „Bei uns gibt es eine rote Linie, ab der keine Ausnahmen mehr gelten. Eine Alternativ­e für die CO2-Schleuder Heizpilz wären Decken“, sagt der 27-Jährige, der statt einer Heizpilz-Erlaubnis weitere finanziell­e Hilfe für die Gastronomi­e bevorzugt. Ein schwarz-grünes Bündnis im Rat sei nicht seine Idealvorst­ellung, er lässt sich aber gerne überrasche­n: „Wenn der Klimaschut­z wirklich ernst genommen wird, kann meinetwege­n die CDU mit im Bündnis sein. Bei ihr habe ich aber meine größten Bedenken.“

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RP-FOTO: BAUER Lukas Fix zog für die Partei Klimaliste Düsseldorf in den neuen Stadtrat ein. Der 27-Jährige studiert an der Heine-Uni Biologie.

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