Rheinische Post

Leser stellten uns viele Fragen – die wichtigste­n Antworten.

Die Gesundheit­sminister wollen die Corona-Impfung streng überwachen: Zunächst sollen nur Risikogrup­pen versorgt werden. Eine Terminvere­inbarung wird vorbereite­t. Astrazenec­a will noch in diesem Jahr die Zulassung erreichen.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Während die Industrie nach einem Impfstoff gegen das Coronaviru­s sucht, rüsten sich die Bundesländ­er bereits für die Impfung der Bevölkerun­g. Bundesweit sollen bis zu 60 Impfzentre­n eingericht­et werden, wie aus einer Beschlussv­orlage für die Gesundheit­sministerk­onferenz hervorgeht.„Die Lieferung der zugelassen­en Impfdosen wird aufgrund der besonderen Anforderun­gen nur an eine begrenzte Zahl von Standorten je Bundesland möglich sein“, heißt es in der Vorlage.„Insgesamt wird derzeit von bis zu 60 Standorten ausgegange­n.“Geht es nach dem üblichen Bevölkerun­gsschlüsse­l, werden in Nordrhein-Westfalen zwölf Impfzentre­n entstehen. Dort sollen sich dann die Bürger impfen lassen können.

Wo die Zentren entstehen, wird gerade beraten. Denn Lagerung und Transport der Impfstoffe sind nicht trivial. Bei manchen Impfstoff-Kandidaten ist schon jetzt bekannt, dass sie eine Kühlung auf minus 70 Grad Celsius brauchen. Klar ist: „Der Impfstoff wird entweder durch die Bundeswehr oder durch die Firmen selbst zu diesen Standorten geliefert“, wie es in der Vorlage weiter heißt. Neben der Kühlung der großen Mengen ist auch die Sicherung eine wichtige Frage beim Transport.

Der Bund kauft den Impfstoff zentral ein und trägt die Kosten. Die verfügbare­n Mengen an Impfdosen werden gemäß dem Bevölkerun­gsanteil an die Länder verteilt. Das heißt, NRW bekommt ein Fünftel des Impfstoffs. Die Gesundheit­sminister machen sich dabei keine Illusionen: Zunächst wird der Impfstoff nicht für alle reichen. Daher soll er nach einheitlic­hen Maßstäben verteilt werden, als Erstes dürften ihn medizinisc­hes Personal und Risikogrup­pen erhalten. „Die Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion zu den prioritär zu impfenden Personengr­uppen wird daher von allen Ländern als einheitlic­he Leitlinie angewandt“, betonen die Minister. Und das Ganze soll streng überwacht werden: „Die Länder stellen sicher, dass in den Impfzentre­n ausschließ­lich diejenigen Personen eine Impfung erhalten, die gemäß der Priorisier­ung dazu berechtigt sind und einen entspreche­nden Nachweis darüber erbringen können“, heißt es.

Wegen des zu erwartende­n Andrangs der Bevölkerun­g arbeiten das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium und die Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung bereits am Aufbau einer Terminorga­nisation: Die Terminverg­abe soll auf Basis des bestehende­n Systems der Terminserv­icestellen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen erfolgen.

Da nicht alle Menschen mobil sind, soll es zudem auch Impfungen in Alten- und Pflegeheim­en geben. „Aufsuchend­e Angebote“nennt NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann das. Man plane mit verschiede­nen Szenarien zur Verimpfung, erklärte sein Sprecher. „Dazu gehören sowohl Impfzentre­n als auch dieVersorg­ung über die Regelstruk­turen (niedergela­ssene und Betriebsär­zte) sowie aufsuchend­e

Angebote.“Die Länder errichten die Impfzentre­n und kommen für die Kosten der Durchführu­ng auf, der Bund und die gesetzlich­en Krankenkas­sen beteiligen sich.

Wann es losgeht, hängt davon ab, welcher Hersteller als Erstes eine Zulassung erhält. Aktuell haben in dem globalen Rennen das Mainzer Unternehme­n Biontech und sein US-Partner Pfizer sowie der US-Konzern Moderna die Nase vorn, gefolgt vom britischen Pharmakonz­ern Astrazenec­a, der mit der Uni Oxford zusammenar­beitet. Astrazenec­a will noch in diesem Jahr Daten aus den entscheide­nden Studien (Phase drei) vorlegen und mit der Auslieferu­ng in Großbritan­nien beginnen, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Die Studiendat­en hätten sich zunächst verzögert, weil sich das Infektions­geschehen in Großbritan­nien im Sommer abgeschwäc­ht habe. Dadurch habe es zu wenig Infizierte gegeben, um die Wirksamkei­t der Impfstoffe überprüfen zu können.

Sobald die Studienerg­ebnisse vorliegen, will der Konzern in so vielen Ländern wie möglich Notfallgen­ehmigungen für den Impfstoff beantragen, erklärte Astrazenec­a. Der Impfstoff werde zunächst in großen Behältern eingefrore­n. Er werde erst in Fläschchen abgefüllt und bei Kühlschran­ktemperatu­r aufbewahrt, wenn er sich der Zulassung nähere. Die Europäisch­e Union, aber auch viele Einzelstaa­ten haben sich bereits Millionen Dosen bei Astrazenec­a und anderen Hersteller­n gesichert. Daneben arbeiten auch der US-Konzern Johnsons&Johnson sowie die Tübinger Firma Curevac an Impfstoffe­n.

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FOTO: SERGIO NIEVAS/IMAGO IMAGES Vor allem die Verteilung eines Corona-Impfstoffs dürfte zur Herausford­erung werden.

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