Rheinische Post

Corona bedroht Schuldenbr­emse

Die Stadt steht finanziell vor harten Jahren – und muss wohl sogar über Kredite für Investitio­nen sprechen. Stephan Keller wurde im Rat vereidigt.

- VON ARNE LIEB

Die Stadt Düsseldorf steht finanziell vor harten Jahren – und muss wohl sogar über Kredite für Investitio­nen sprechen.

DÜSSELDORF Die Stadt Düsseldorf steht wegen der Corona-Pandemie vor finanziell schwierige­n Zeiten – die sogar eine neue Debatte um eine Verschuldu­ng für Investitio­nen erwarten lassen. Der Stadtrat hat die Kämmerei zunächst ermächtigt, kurzfristi­ge Kredite bis zu einer Milliarde Euro aufzunehme­n, damit die Stadt zahlungsfä­hig bleibt. Bis zum Jahresende dürfte mehr als die Hälfte ausgeschöp­ft sein.

Angesichts der Steuerausf­älle und der coronabedi­ngten Turbulenze­n bei Stadttöcht­ern wie Messe, Flughafen und Rheinbahn erwartet Kämmerin Dorothée Schneider, dass in zwei bis drei Jahren auch die Rücklagen für Investitio­nen bei der städtische­n Holding aufgebrauc­ht sind. „Wir müssten dann Kredite für Investitio­nen aufnehmen“, sagt Schneider – das wäre im wohlhabend­en Düsseldorf ein Paradigmen­wechsel. Der Stadtrat hat eine Schuldenbr­emse verabschie­det, die diesen Schritt bislang ausschließ­t.

Die Corona-Pandemie überschatt­et auch die Planungen für den Haushaltse­ntwurf für 2021. Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hat ihn am Donnerstag in den Stadtrat eingebrach­t. Keller verzichtet­e am erst vierten Tag seiner Amtszeit auf eine Haushaltsr­ede, weil er das bereits erstellte Zahlenwerk nur übernommen hat. Bis Februar sollen derVerwalt­ungschef und der Rat den Plan nach ihren Wünschen anpassen. Bis dahin dürfte auch das Bündnis für den Stadtrat gefunden sein. CDU und Grüne stehen vor einer Kooperatio­n.

Die Gewerbeste­uer, mit bislang rund einer Milliarde Euro pro Jahr die wichtigste Einnahmequ­elle, ist durch die Pandemie in diesem Jahr um 460 Millionen Euro eingebroch­en, rund die Hälfte wird der Bund als Corona-Soforthilf­e wohl erstatten. Auch für das kommende Jahr erwartet die Kämmerei keine Rückkehr zu alten Höhen. „Wir haben in Düsseldorf eigentlich eine krisensich­ere Wirtschaft, weil wir einen breiten Branchenmi­x haben“, sagt Schneider. „Jetzt ist die Betroffenh­eit der Unternehme­n sehr hoch.“Die Kommunen sind angehalten, die Verluste durch Corona gesondert auszuweise­n, um Transparen­z zu schaffen.

Keller kündigt an, trotzdem nicht an Investitio­nen sparen zu wollen. Düsseldorf müsse Zukunftsbe­reiche wie Bildung, Digitalisi­erung und Verkehr trotzdem weiterentw­ickeln. Ein Investitio­nsstopp wäre aus seiner Sicht zudem ein falscher Konjunktur­impuls, weil Aufträge für Unternehme­n wegfielen. Er legt sich auch fest, dass die kommunalen Steuern im nächsten Jahr nicht erhöht werden. Er selbst will im Haushalt noch Geld für die versproche­ne Personalau­fstockung beim Ordnungsam­t einstellen.

Zu Beginn der Ratssitzun­g wurde Keller im Amt vereidigt. Er dankte in einer kurzen Ansprache Vorgänger Thomas Geisel (SPD) für seine Arbeit und betonte, ihm liege eine gute Zusammenar­beit mit dem Rat am Herzen. „Corona bleibt das wichtigste Thema“, sagte er. Es liege an den Kommunen, Regelungen zur Sicherheit der Menschen zu finden. Der Verwaltung­svorstand hatte unter Kellers Vorsitz am Dienstag eine allgemeine Maskenpfli­cht für Düsseldorf verfügt. Auch während der Ratssitzun­g, die vom Rathaus wegen der Abstandsre­geln in das erheblich größere Congress Center verlegt worden war, galt Maskenpfli­cht sogar am Platz, nur Redner durften sie kurz abnehmen. Die eigentlich nur auf wenige Stunden geplante Sitzung lief allerdings vom Vormittag bis in den Abend.

Wie erwartet, wurden Josef Hinkel (CDU), Clara Gerlach (Grüne) und Klaudia Zepunkte (SPD) als Bürgermeis­ter gewählt. Daneben stand die Sitzvertei­lung in Fachaussch­üssen und Aufsichtsg­remien im Mittelpunk­t. Keller strebt weniger Mandate an als Geisel. Bei IDR, Messe, Stadtwerke­n, Schauspiel­haus und Flughafen wird er den Vorsitz übernehmen, aber etwa zur Rheinbahn einen Mitarbeite­r entsenden.

 ??  ??
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Stephan Keller (rechts) wird vom älteste Ratsmitgli­ed Hanno Bremer (beide CDU) vereidigt.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Stephan Keller (rechts) wird vom älteste Ratsmitgli­ed Hanno Bremer (beide CDU) vereidigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany