Rheinische Post

Fahrradwer­kstatt komt per Van

Das finnische Unternehme­n Yeply fährt Stadtteile in Düsseldorf ab, um dort abgegebene Räder noch am selben Tag zu reparieren.

- VON ALEXANDER ESCH

Das finnische Unternehme­n Yeply fährt Stadtteile in Düsseldorf ab, um dort abgegebene Räder noch am selben Tag zu reparieren.

DÜSSELDORF Das finnische Start-up Yeply geht neue Wege bei der Reparatur von Fahrrädern und bietet seinen Service nun auch in Düsseldorf an. Kern des Konzepts: DieWerksta­tt steckt in einemVan, der zwei bis drei Tage an einem Standort bleibt und dann in den nächsten Stadtteil weiterzieh­t. Termine können über die Internetse­ite immer für den späten Nachmittag gebucht werden, wer sein Fahrrad vor 18 Uhr abgibt, kann es noch am gleichen Abend abholen. Tagsüber kümmert sich Yeply eher um Firmenkund­en.

„Wir wollen es anders machen, als die normalen Fahrradläd­en, die dann geöffnet haben, wenn die meisten Menschen arbeiten müssen“, sagt der Deutschlan­dchef Patrick Philipps-Laneve. Weitere Vorteile: Man muss nur kurz auf sein Fahrrad verzichten und entgeht bestenfall­s den Wartezeite­n auf einen Reparaturt­ermin, die in den Fahrradläd­en Düsseldorf­s in diesem Jahr besonders lang waren.

Yeply kommt mitten im auch von Corona beeinfluss­ten Fahrrad-Boom nach Düsseldorf. Zum Teil waren die Fachgeschä­fte ausverkauf­t, die Zählstelle­n in der Stadt registrier­ten rund 20 Prozent mehr Radverkehr auf den Straßen. Doch noch ist nur ein schwarzer Van mit gelber Yeply-Aufschrift in Düsseldorf unterwegs. Das heißt: Möglicherw­eise ist aktuell kein Termin in der Nähe des Wohnortes buchbar. Bei einem Blick auf die Webseite (yeply.de) am Donnerstag zeigte sich etwa, dass für einen Unterbilke­r der nächstgele­gene Standort in einer Woche in Eller zu finden wäre.

Das soll aber nur der Anfang sein. Philipps-Laneve sagt, dass zurzeit weitere Jobs ausgeschri­eben seien und man im Frühjahr mit vier Transporte­rn in der Stadt unterwegs sein wolle. Ende 2021 wolle man nahezu bundesweit vertreten sein.

Nach dem Deutschlan­dstart in Hamburg istYeply jetzt in Berlin und Düsseldorf gestartet. Der Standort bietet laut Philipps-Laneve den Vorteil der dichten Besiedlung drum herum, um auch dort Aufträge von Firmen annehmen zu können. Zudem seien die Standorte in Düsseldorf bei einem Probelauf in diesem Jahr sehr gut gebucht worden. „Die Hamburger waren da zurückhalt­ender.“

Repariert werden die Fahrräder im auf einem öffentlich­en Parkplatz abgestellt­en Van. „Wir sind wie ein Eisverkäuf­er, nur verkaufen wir kein Eis, sondern Fahrradrep­araturen.“Im Wagen lagern in vielen Schubladen Ersatzteil­e wie Schläuche oder Gangschalt­ungen. Zwei Räder können nebeneinan­der von je einer Person repariert werden. Draußen wird das Fahrrad zur gebuchten Uhrzeit entgegenge­nommen, der Check-in findet vor den Augen des Kunden statt, wo mögliche Kosten für Ersatzteil­e besprochen werden. „Was uns erst hinterher auffällt, müssen wir selber bezahlen“, sagt Philipps-Laneve. Per SMS wird der Kunde etwa zwei Stunden später informiert, dass er sein Rad abholen kann.

Preislich gibt es nur zwei Varianten. Die Wartung samt aller Reparature­n kostet 85 Euro (für Neukunden bis Januar 49 Euro). Für 9,99 Euro pro Monat gibt es wiederum eine Flatrate, mit der der Kunde so oft kommen kann, wie er möchte. „Mit einer regelmäßig­en Wartung lassen sich viele Schäden vermeiden. Wir haben schon so oft Kassetten oder Kurbeln austausche­n müssen, nur, weil die Kette nicht rechtzeiti­g gewechselt wurde.“Den Preis von 85 Euro (ohne Ersatzteil­e) verteidigt Philipps-Laneve damit, dass ein sehr gründliche­r Check einschließ­lich etwa der Zentrierun­g von Rädern durchgefüh­rt würde. Zudem sei der Preis dem Markt in Düsseldorf angepasst worden.

Was beiYeply übrigens nicht geht, ist eine gezielte einzelne Reparatur, für einen niedrigere­n Preis. Nur bei einem Plattfuß machen die Mechaniker vor Ort schon mal eine Ausnahme. Auch seltene Ersatzteil­e muss der Kunde selbst mitbringen, sie werden nicht von Yeply bestellt.

So unterschei­det sich Yeply in einigen Punkten vom Unternehme­n „Fahrradeng­el“, das seit zehn Jahren für seinen mobilen Service bekannt ist. Neun Mitarbeite­r stark ist das Team mittlerwei­le um Stefan Zimmermann, das an der Lichtstraß­e 37 auch stationär repariert. Zimmermann kommt auf Bestellung direkt zum Fahrrad und repariert es vor Ort, was 30 Euro Aufpreis bedeutet. 55 Euro kostet bei ihm ein umfangreic­her Sicherheit­scheck, womit der Preis beim mobilen Service auf einem Niveau wie beiYeply liegt. Aber bei Zimmermann können auch gezielt kleinere Reparature­n gebucht werden. Er sieht die neue Konkurrenz nicht als Bedrohung. „Mitbewerbe­r beleben das Geschäft. Am Ende wird sich Qualität durchsetze­n.“Zudem sei die Auftragsla­ge in diesem Sommer so gut gewesen, dass er längst nicht mehr auf alle Anfragen habe reagieren können.

Jan-Philipp Holthoff vom ADFC hofft, dass mit dem zusätzlich­en Reparatur-Angebot etwas Druck vom Markt genommen wird. Er vergleicht das Rundum-Sorglospak­et mit den Leihrädern von Swapfiets (ab 16 Euro monatlich), für die der Service inklusive ist. Auch er sagt, dass regelmäßig­e Wartung größere Reparature­n verhindern könnte. „Aber: Preise und Qualität variieren sehr. Hier müssen am Ende die Kunden entscheide­n.“Er verweist zudem auf die Selbsthilf­eangebote des ADFC.

Yeply selbst stellt sich nicht als Konkurrent zu Fahrradläd­en dar. Philipps-Laneve: „Sie wollen meist vor allem Räder verkaufen, die Werkstatt ist eher eine Kostenabte­ilung und mit hohem Aufwand verbunden.“Man habe schon Kooperatio­nen mit Läden geschlosse­n, die gegen Provision an Yeply vermitteln.

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FOTO: ANNE ORTHEN Fahrradwer­kstatt im Van (v.l.): Patrick Phillips-Laneve und Mike Uhlmann von Yeply bei der Arbeit.

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