Fahrradwerkstatt komt per Van
Das finnische Unternehmen Yeply fährt Stadtteile in Düsseldorf ab, um dort abgegebene Räder noch am selben Tag zu reparieren.
Das finnische Unternehmen Yeply fährt Stadtteile in Düsseldorf ab, um dort abgegebene Räder noch am selben Tag zu reparieren.
DÜSSELDORF Das finnische Start-up Yeply geht neue Wege bei der Reparatur von Fahrrädern und bietet seinen Service nun auch in Düsseldorf an. Kern des Konzepts: DieWerkstatt steckt in einemVan, der zwei bis drei Tage an einem Standort bleibt und dann in den nächsten Stadtteil weiterzieht. Termine können über die Internetseite immer für den späten Nachmittag gebucht werden, wer sein Fahrrad vor 18 Uhr abgibt, kann es noch am gleichen Abend abholen. Tagsüber kümmert sich Yeply eher um Firmenkunden.
„Wir wollen es anders machen, als die normalen Fahrradläden, die dann geöffnet haben, wenn die meisten Menschen arbeiten müssen“, sagt der Deutschlandchef Patrick Philipps-Laneve. Weitere Vorteile: Man muss nur kurz auf sein Fahrrad verzichten und entgeht bestenfalls den Wartezeiten auf einen Reparaturtermin, die in den Fahrradläden Düsseldorfs in diesem Jahr besonders lang waren.
Yeply kommt mitten im auch von Corona beeinflussten Fahrrad-Boom nach Düsseldorf. Zum Teil waren die Fachgeschäfte ausverkauft, die Zählstellen in der Stadt registrierten rund 20 Prozent mehr Radverkehr auf den Straßen. Doch noch ist nur ein schwarzer Van mit gelber Yeply-Aufschrift in Düsseldorf unterwegs. Das heißt: Möglicherweise ist aktuell kein Termin in der Nähe des Wohnortes buchbar. Bei einem Blick auf die Webseite (yeply.de) am Donnerstag zeigte sich etwa, dass für einen Unterbilker der nächstgelegene Standort in einer Woche in Eller zu finden wäre.
Das soll aber nur der Anfang sein. Philipps-Laneve sagt, dass zurzeit weitere Jobs ausgeschrieben seien und man im Frühjahr mit vier Transportern in der Stadt unterwegs sein wolle. Ende 2021 wolle man nahezu bundesweit vertreten sein.
Nach dem Deutschlandstart in Hamburg istYeply jetzt in Berlin und Düsseldorf gestartet. Der Standort bietet laut Philipps-Laneve den Vorteil der dichten Besiedlung drum herum, um auch dort Aufträge von Firmen annehmen zu können. Zudem seien die Standorte in Düsseldorf bei einem Probelauf in diesem Jahr sehr gut gebucht worden. „Die Hamburger waren da zurückhaltender.“
Repariert werden die Fahrräder im auf einem öffentlichen Parkplatz abgestellten Van. „Wir sind wie ein Eisverkäufer, nur verkaufen wir kein Eis, sondern Fahrradreparaturen.“Im Wagen lagern in vielen Schubladen Ersatzteile wie Schläuche oder Gangschaltungen. Zwei Räder können nebeneinander von je einer Person repariert werden. Draußen wird das Fahrrad zur gebuchten Uhrzeit entgegengenommen, der Check-in findet vor den Augen des Kunden statt, wo mögliche Kosten für Ersatzteile besprochen werden. „Was uns erst hinterher auffällt, müssen wir selber bezahlen“, sagt Philipps-Laneve. Per SMS wird der Kunde etwa zwei Stunden später informiert, dass er sein Rad abholen kann.
Preislich gibt es nur zwei Varianten. Die Wartung samt aller Reparaturen kostet 85 Euro (für Neukunden bis Januar 49 Euro). Für 9,99 Euro pro Monat gibt es wiederum eine Flatrate, mit der der Kunde so oft kommen kann, wie er möchte. „Mit einer regelmäßigen Wartung lassen sich viele Schäden vermeiden. Wir haben schon so oft Kassetten oder Kurbeln austauschen müssen, nur, weil die Kette nicht rechtzeitig gewechselt wurde.“Den Preis von 85 Euro (ohne Ersatzteile) verteidigt Philipps-Laneve damit, dass ein sehr gründlicher Check einschließlich etwa der Zentrierung von Rädern durchgeführt würde. Zudem sei der Preis dem Markt in Düsseldorf angepasst worden.
Was beiYeply übrigens nicht geht, ist eine gezielte einzelne Reparatur, für einen niedrigeren Preis. Nur bei einem Plattfuß machen die Mechaniker vor Ort schon mal eine Ausnahme. Auch seltene Ersatzteile muss der Kunde selbst mitbringen, sie werden nicht von Yeply bestellt.
So unterscheidet sich Yeply in einigen Punkten vom Unternehmen „Fahrradengel“, das seit zehn Jahren für seinen mobilen Service bekannt ist. Neun Mitarbeiter stark ist das Team mittlerweile um Stefan Zimmermann, das an der Lichtstraße 37 auch stationär repariert. Zimmermann kommt auf Bestellung direkt zum Fahrrad und repariert es vor Ort, was 30 Euro Aufpreis bedeutet. 55 Euro kostet bei ihm ein umfangreicher Sicherheitscheck, womit der Preis beim mobilen Service auf einem Niveau wie beiYeply liegt. Aber bei Zimmermann können auch gezielt kleinere Reparaturen gebucht werden. Er sieht die neue Konkurrenz nicht als Bedrohung. „Mitbewerber beleben das Geschäft. Am Ende wird sich Qualität durchsetzen.“Zudem sei die Auftragslage in diesem Sommer so gut gewesen, dass er längst nicht mehr auf alle Anfragen habe reagieren können.
Jan-Philipp Holthoff vom ADFC hofft, dass mit dem zusätzlichen Reparatur-Angebot etwas Druck vom Markt genommen wird. Er vergleicht das Rundum-Sorglospaket mit den Leihrädern von Swapfiets (ab 16 Euro monatlich), für die der Service inklusive ist. Auch er sagt, dass regelmäßige Wartung größere Reparaturen verhindern könnte. „Aber: Preise und Qualität variieren sehr. Hier müssen am Ende die Kunden entscheiden.“Er verweist zudem auf die Selbsthilfeangebote des ADFC.
Yeply selbst stellt sich nicht als Konkurrent zu Fahrradläden dar. Philipps-Laneve: „Sie wollen meist vor allem Räder verkaufen, die Werkstatt ist eher eine Kostenabteilung und mit hohem Aufwand verbunden.“Man habe schon Kooperationen mit Läden geschlossen, die gegen Provision an Yeply vermitteln.