Streit um Tests für Kita-Personal
Eltern, Gewerkschaft und Opposition in NRW wollen die Zahl der Untersuchungen aufstocken lassen. Das Land verweist auf die niedrige Quote positiver Tests bei Lehrern und Erziehern.
DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen mussten im Oktober 339 Kitas in Teilen und 291 komplett schließen, weil es dort Corona-Verdachts- oder Infektionsfälle gab, wie die Landesregierung erklärte. Der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer, hat jetzt Familienminister Joachim Stamp (FDP) vorgeworfen, er gebe zwar eine Betreuungs- und Bildungsgarantie ab, tue aber nichts dafür. Konkret kritisierte er falsche Prioritäten beim Thema Tests und verwies darauf, dass man sich im Landtag wöchentlich testen lassen könne und auch Bundesligaspieler überprüft würden. Maelzer forderte, die Zahl von drei vorgesehenen Tests bis zu den Weihnachtsferien aufzustocken. Zudem sollten stärker mobile Testteams eingesetzt werden.
Die Gewerkschaft Verdi schloss sich dem an. Die Landesvorsitzende Gabriele Schmidt sagte, man würde eine Aufstockung der Testungen für Kita-Personal „sehr begrüßen“. Wichtig sei, dass die Hürden so niedrig wie möglich seien. Elternvertreter äußerten sich ähnlich. „Im derzeitigen Infektionsgeschehen die Testmöglichkeiten zurückzufahren beziehungsweise die Finanzierung auszusetzen, wäre ein falsches Signal“, sagte eine Sprecherin des Landeselternbeirats. Zudem könnten die Tests in statistische Erhebungen zu Infektionen in Gemeinschaftseinrichtungen einfließen.
Das Ministerium erklärte, nach den Herbstferien hätten 11.808 Lehrer und Kita-Beschäftigte von den drei kostenfreien Tests bis zu denWeihnachtsferien Gebrauch gemacht.Von den getesteten Personen hätten 1,9 Prozent ein positives Ergebnis erhalten. „Diese – wie auch bei der Testmöglichkeit zwischen Sommer- und Herbstferien – im Ergebnis niedrige Rate zeigt auch, dass anlasslose Testungen kein wirksames Mittel sind, um die Pandemie zielgerichtet einzudämmen“, so das Ministerium.
Maelzer forderte unter anderem eine digitale Ausstattung der Kita-Kinder – etwa mit Tablets. Natürlich sei ein „digitaler Stuhlkreis“nur eine Krücke, sagte er, aber eine Möglichkeit, um mit den Kindern während der Zeit einer Einrichtungsschließung in Kontakt zu bleiben. Die Elternvertreter lehnten das ab: „Diese Investitionen werden an den Grund- und weiterführenden Schulen derzeit dringender benötigt“, sagte die Sprecherin des Elternbeirats. Das Ministerium erklärte, wie der Kontakt zu den Kindern und Familien während einer Schließung gestaltet werde, sei ganz individuell. Das bedürfe nicht unbedingt neuer Technik.
„Kinder sind keine Pandemietreiber. Ich würde mir wünschen, dass auch Herr Maelzer endlich anerkennt, was bereits durch mehrere Studien belegt ist“, sagte Kinder- und Familienminister Stamp. „Stattdessen verunsichert er Eltern und Fachkräfte.“Die Landesregierung sei in ständigem Austausch mit allen Beteiligten und beobachte die Situation in der Kindertagesbetreuung sehr genau. Stamp kündigte an, über die Träger den Erziehern zügig zwei Millionen FFP2-Masken zur Verfügung zu stellen.
Kritik an dem Vorstoß kam auch aus der CDU-Fraktion. Jens Kamieth, familienpolitischer Sprecher, warf der SPD vor, Ängste zu schüren: „Vieles des Geforderten wie Teststrategien und mobile Teams gibt es in NRW längst. Tablets für alle, die noch keine haben, ist eine populistische Forderung, aber kein Lösungsansatz.“