Rheinische Post

Schulminis­terium warnt vor „Querdenker“-Aktion

Die Initiative plant offenbar, am 9. November unwirksame Masken an Schüler zu verteilen. Elternverb­and und Parteien reagieren mit Unverständ­nis.

- VON SEBASTIAN KALENBERG

DÜSSELDORF (seka) Die Initiative „Querdenken 711“hat nach Angaben des nordrhein-westfälisc­hen Schulminis­teriums für den 9. November bundesweit­e Aktionen gegen die Maskenpfli­cht geplant. An diesem Tag sollen demnach der Gruppe nahestehen­de Eltern gezielt Schüler und Begleitper­sonen auf dem Schulweg ansprechen und ihnen unwirksame Masken mit dem „Querdenken“-Logo geben. Das Ministeriu­m warnte vor der Aktion. Die Initiative selbst sprach dagegen von einem „Test unserer Kommunikat­ionsstrukt­uren“.

DÜSSELDORF Seit dem vergangene­n April organisier­t die in Stuttgart gegründete Initiative „Querdenken 711“bundesweit Demonstrat­ionen und Kundgebung­en gegen die Corona-Maßnahmen. Nun sollen die Maskengegn­er für den kommenden Montag eine Aktion vor Schulen geplant haben.

Laut dem nordrhein-westfälisc­hen Bildungsmi­nisterium gibt es Hinweise, dass die Gruppe deutschlan­dweit an 1000 Schulen„Aktionen gegen die Pflicht zum Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung durchführe­n will“. Demnach sollen Eltern, die der Initiative nahestehen, gezielt Kinder und deren Begleitper­sonen auf dem Schulweg ansprechen und unwirksame Masken mit dem „Querdenken“-Logo verteilen. Die Gruppe soll auch eine CO2-Messung anbieten, um auf die angebliche Unwirksamk­eit der Masken hinzuweise­n. Es sei damit zu rechnen, dass Schüler und deren Eltern möglicherw­eise zu Verstößen gegen geltende Rechtsnorm­en aufgerufen werden, heißt es aus dem Ministeriu­m. Damit könnten Betroffene ihre eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer gefährden. Sollten Teilnehmer dieser Aktion das Schulgelän­de betreten oder Schüler bedrängen, sollen Lehrer die Polizei rufen, so das Ministeriu­m.

Jochen Ott, schulpolit­ischer Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion in NRW, hatte das Schulminis­terium auf die Aktion Ende Oktober aufmerksam gemacht: „Ich bin sehr froh, dass die Schulminis­terin auf unsere Initiative hin aktiv geworden ist“, sagt er. „Ich kann nur davor warnen, diesen Corona-Leugnern auf den Leim zu gehen. Wer CO2-Messungen unter Masken anbietet, bei dem sollte lieber mal der CO2-Anteil unter dem eigenen Aluhut gemessen werden.“Auch Felix Banaszak, NRW-Vorsitzend­er der Grünen, verurteilt­e die Pläne der „Querdenker“scharf. Dass die Aktion ausgerechn­et am 9. November stattfinde­n soll, ist aus seiner Sicht Kalkül: „Es ist kein Zufall, dass sich die Gegner des Pandemiesc­hutzes am Jahrestag der Pogromnach­t als Opfer stilisiere­n wollen. Immer wieder ist auf deren Demonstrat­ionen ein perverser und verharmlos­ender Umgang mit der Verfolgung der Juden im Nationalso­zialismus zu beobachten. Hier wird eine Linie überschrit­ten“, sagt Banaszak. Andrea Heck, Landesvors­itzende des Elternvere­ins NRW, betont, dass Proteste in einem freien Land zunächst nicht problemati­sch seien. Man dürfe aber keine Schüler beeinfluss­en und zu Handlungen bringen, die nicht rechtskonf­orm seien. Die Demonstran­ten sollten keine Schüler auf dem Schulweg ansprechen oder gar vor den Schulen. „Das geht über jede Vorstellun­g der Versammlun­gsfreiheit hinaus.“

Am Donnerstag­abend erklärte „Querdenken 711“-Gründer Michael Ballweg, dass es keinen entspreche­nden Plan für den 9. November gebe. Die Initiative wolle diese Aktion anders verstanden wissen und sehe es als „Test unserer Kommunikat­ionsstrukt­uren“, wie Ballweg meint. Ob die geplante Aktion tatsächlic­h nur ein Fake war, ist unklar. Das Ministeriu­m blieb bei seiner Warnung.

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