Rheinische Post

Prozess um Schafe vom Brückerbac­h

Im April hat die Stadt die Herde einkassier­t und der Schäferin ein Bußgeld auferlegt. Der Fall geht nun vor das Amtsgerich­t. Derweil läuft die Diskussion um die Tierhaltun­g in den sozialen Netzwerken weiter.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Im April hat die Stadt die Herde einkassier­t und der Schäferin ein Bußgeld auferlegt. Der Fall geht nun vor das Amtsgerich­t.

WERSTEN Die fröhlich meckernde Schafherde, die an den Ufern des Brückerbac­hes weidete, war für viele Kinder und auch Erwachsene immer wieder ein schöner Anblick – bis zum April dieses Jahres, als die Stadt die Tiere abtranspor­tierte. Schon damals warf die Schäferin den Behörden Willkür vor, kündigte rechtliche Schritte an. Jetzt kommt der Fall vor das Düsseldorf­er Amtsgerich­t. In Wersten sowie in den sozialen Medien geht die Diskussion um das Für und Wieder der Schafhaltu­ng am Brückerbac­h derzeit weiter.

Seit 2018 gab es die Schafe am Brückerbac­h, die Herde sollte das umständlic­he Mähen der abschüssig­en Ufer ersetzen. Ein erster Versuch, die Vegetation mit Tieren kurz zu halten, war 2012 am Widerstand einiger Nachbarn gescheiter­t, die sich durch die Schafe gestört fühlten. Der zweite Anlauf schien zunächst erfolgreic­h – bis die Schafe eines Tages im April abtranspor­tiert wurden. Die Stadt vollstreck­t damit ein generelles Tierhaltun­gsverbot, welches vom Kreisveter­inäramt Mettmann gegen die Schäferin ausgesproc­hen wurde. Dies bestätigte eine Sprecherin des Kreises. „Eine solche Maßnahme wird immer dann notwendig und muss nach entspreche­nder Begutachtu­ng durch amtliche Tierärzte erfolgen, wenn die Gesundheit der Tiere massiv gefährdet ist und keine Aussicht auf Besserung in einem angemessen­en Zeitraum besteht, zum Beispiel durch Maßnahmen des Tierhalter­s“, hatte die Stadt damals auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt. Ein solches Vorgehen muss bei Nutztieren wie den Schafen, im Gegensatz zu Heimtieren, besonders geprüft werden, da es in den Verdienst der Halter eingreift und quasi einem Berufsverb­ot gleich kommen kann.

Die Schäferin hingegen bezeichnet­e dieVorwürf­e als grundlos, auch regelmäßig­e Spaziergän­ger gaben zu Protokoll, dass die Herde einen gesunden Eindruck gemacht habe.

Am Mittwoch, 18. November, sowie an einem weiteren Termin einen Monat später wird die Sache nun vor dem Düsseldorf­er Amtsgerich­t verhandelt. Der Schäferin werden Ordnungswi­drigkeiten vorgeworfe­n, sie wiederum wehrt sich gegen den erlassenen Bußgeldbes­cheid der Stadt Düsseldorf.

Auf Facebook versucht ein User, der sich als Lebensgefä­hrte der Schäferin bezeichnet, Aussagen zu sammeln, die den positiven Eindruck vieler Passanten bestätigen. Vor allem werden Aussagen gesucht, die angeben, dass die Tiere genug Futter und Wasser hatten. Das Bußgeld wegen des Verstoßes wird als ungerechtf­ertigt bezeichnet. „Die Schafe sind für jeden zu sehen, da wären schlechte Haltungsbe­dingungen aufgefalle­n“, schreibt der Lebensgefä­hrte der Schäferin. Seine Initiative stieß bei den Facebook-Usern jedoch auf eine gemischte Rückmeldun­g. Während einige positiv reagierten, gab es auch kritische Stimmen. „Die Stadt wird schon ihre Beweise haben, wenn sie ein Bußgeld verlangt“, schreibt ein Nutzer.

Die Schäferin hatte bereits im April juristisch­e Schritte gegen den Abtranspor­t der Schafe und das damit verbundene Bußgeld angekündig­t. Für eine Aussage zum bevorstehe­nden Gerichtste­rmin stand sie unserer Redaktion jedoch auch nach mehrmalige­r Anfrage nicht zur Verfügung.

Dass sie ihre Schafe wiederbeko­mmt, ist unwahrsche­inlich. Die Tiere wurden nach dem Einzug aus der Stadt gebracht und von einem Schäfer versorgt, inzwischen hat die Stadt sie verkauft. Als Begründung sagt ein Stadtsprec­her, dass die Kosten für Unterbring­ung und Versorgung der Tiere nicht zu Lasten des Steuerzahl­ers erfolgen können. In solchen Fällen wird der Verkaufser­lös zur Deckung der Kosten verwendet, sollte ein Rest bleiben, geht dieser an den ehemaligen Besitzer der Tiere.Wie genau die Finanzieru­ng in diesem Fall abgelaufen ist, ist nicht bekannt.

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FOTO: MORITZ BIEBER Zwei Jahre lang haben die Schafe das Ufer des Brückerbac­hs beweidet und so der Stadt das Mähen erspart. Dann wurde die Herde wegen schlechter Haltung eingezogen, inzwischen hat die Stadt die Schafe verkauft.

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