Rheinische Post

Straßenkam­pf um die Maskenpfli­cht

- VON HORST THOREN BERICHT MINISTERIU­M WARNT ..., PANORAMA

Den Deutschen wird nachgesagt, obrigkeits­hörig zu sein. Das Urteil stammt aus Kaisers Zeiten. Der Untertan lässt grüßen! Die breite Akzeptanz der Corona-Regeln könnte nun darauf schließen lassen, dass auch heutzutage noch bereitwill­ig abgenickt wird, was die Regierende­n verkünden. Dem ist nicht so. Die Zustimmung istVorsich­t und Verantwort­ung geschuldet: Schließlic­h schnellen die Infektions­zahlen nach oben, könnte schon bald der Kollaps des Gesundheit­swesens drohen. Im Lockdown liegt momentan die größte Hoffnung auf Besserung.

Hat also dieVernunf­t gesiegt? Nicht ganz. Neben dem verzweifel­ten Protest der in ihrer Existenz bedrohten Berufsgrup­pen aus Gastronomi­e, Kultur und Sport gibt es Demonstran­ten, die dem Staat eins auswischen wollen. Die nicht immer friedliche­n„Querdenker“, bislang durch Aufmärsche in Großstädte­n aufgefalle­n, wollen – so warnt das Schulminis­terium – in der derzeit kritischen Phase der zweiten Welle Schüler und Eltern für ihre Zwecke instrument­alisieren. Wie Streikpost­en vor den Firmentore­n planen die Corona-Leugner demnach Posten auf dem Schulweg. Kommt es zum „Straßenkam­pf“um die Maskenpfli­cht? Das Schulminis­terium ist zu Recht in Sorge. Würden tatsächlic­h, wie von den „Querdenker­n“angestrebt, viele Schüler unwirksame Masken aufsetzen oder ganz auf den Mund-NasenSchut­z verzichten, könnten die Schulen zu Hotspots werden. Deshalb gibt es den Notruf an die Schulleitu­ngen, das Mitmachen bei der Protestakt­ion zu verhindern. Das wird nicht allein per Anordnung gelingen. Dazu braucht es überzeugen­de Argumente. Schließlic­h sollen die jungen Menschen nicht wie Untertanen behandelt, sondern zu mündigen Bürgern herangebil­det werden.

Den „Querdenker­n“aber sei gesagt, dass Demokratie vieles verzeiht, nicht aber ihren Missbrauch.

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