Rheinische Post

Glanzloser Sieg bei Gislason-Debüt

Die Handball-Nationalma­nnschaft hat bei der Premiere ihres Bundestrai­ners mit Mühe eine Blamage abgewendet.

- VON ERIC DOBIAS

DÜSSELDORF (dpa) Die erhoffte Gala zum Debüt von Bundestrai­ner Alfred Gislason ist ausgeblieb­en. Nach einem desaströse­n Auftritt in der ersten Halbzeit haben Deutschlan­ds Handballer zum Auftakt der Qualifikat­ion zur EM 2022 beim 25:21 (9:13)-Sieg gegen das Rumpfteam von Bosnien-Herzegowin­a keinen Glanz verbreitet. Dank einer Steigerung im zweiten Abschnitt wendete die DHB-Auswahl, für die der Kieler Hendrik Pekeler fünfmal traf, am Donnerstag in Düsseldorf zumindest eine drohende Blamage ab und reist mit zwei Punkten auf dem Konto zum nächsten Gruppenspi­el am Sonntag gegen Estland in Tallinn. Der Isländer hat nach 273 Tagen Wartezeit auf sein erstes Spiel viel Arbeit vor sich.

„Wir waren überrasche­nd nervös und hektisch im Angriff“, sagte Gislason im ZDF: „Das war nicht der Auftritt, den ich mir gewünscht, aber einer, den ich befürchtet habe.“Kapitän Uwe Gensheimer gab zu, in der Halbzeit „bedröppelt dagesessen“zu haben. „Auch Alfred war nicht so angetan“, sagte der Mannheimer.

Erst zwei Stunden vor dem Anpfiff gab es endgültig grünes Licht für das erste Länderspie­l in der Gislason-Ära, nachdem alle Corona-Tests sowohl bei den Gästen als auch bei der deutschen Mannschaft negativ ausgefalle­n waren. Bereits am Dienstag waren die Bosnier, die lediglich elf gesunde Spieler zur Verfügung hatten, mit einem Antrag auf Verlegung der Partie bei der EHF gescheiter­t. „Wir haben so viele positive Corona-Fälle. Ich kann diese Entscheidu­ng nicht verstehen“, kritisiert­e Bosniens Trainer Bilal Suman die Europäisch­e Handball-Föderation.

Auch die DHB-Auswahl musste vier Ausfälle verkraften, brachte aber ein komplettes Team an den Start. Dennoch tat sich die Truppe von Gislason, der den Job Anfang Februar vom glücklosen Christian Prokop übernommen und seither wegen der Corona-Krise auf sein Debüt gewartet hatte, zu Beginn äußerst schwer. Vor allem im Angriff leistete sich der EM-Fünfte zahlreiche Fehler. Die Quittung: Nach 13 Minuten lag der Favorit mit 2:5 hinten, was Gislason zur ersten Auszeit bewog. „Locker bleiben“, forderte der 61 Jahre alte Isländer von seinen Schützling­en.

Doch es wurde kaum besser, weil auch in der Defensive vieles nicht stimmte und Torwart Johannes Bitter so gut wie keinen Ball zu fassen bekam. Schon nach 18 Minuten schickte Gislason Silvio Heinevette­r zwischen die Pfosten.

Dennoch lief die DHB-Auswahl, in der Juri Knorr sein Debüt feierte, dem Rückstand weiter erfolglos hinterher. „Es war eine erschrecke­nde erste Halbzeit“, kritisiert­e Teammanage­r Oliver Roggisch in der Pause.

Die nächsten Termine der Nationalma­nnschaft

8. November 2020 Estland - Deutschlan­d: EM-Qualifikat­ion in Tallinn (15.15 Uhr)

6./7. Januar 2021 Österreich - Deutschlan­d: EM-Qualifikat­ion 9./10. Januar 2021 Deutschlan­d - Österreich: EM-Qualifikat­ion ab 13. Januar 2021 Weltmeiste­rschaft in Ägypten

Und DHB-Sportvorst­and Axel Kromer forderte: „Unser Auftrag wird sein, das Ding zu drehen.“

Gislason schien in der Kabine die richtigenW­orte gefunden zu haben, denn das deutsche Team agierte nun aggressive­r in der Defensive und konzentrie­rter in der Offensive. Nicht einmal sieben Minuten nachWieder­anpfiff war derVier-Tore-Rückstand beim 14:14 egalisiert. Wenig später brachte Julius Kühn die Gastgeber erstmals in Führung.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bosnier allerdings einen weiteren Ausfall zu beklagen. Ivan Karacic musste mit einer schmerzhaf­ten Fußverletz­ung raus. Dennoch machten die Gäste dem DHB-Team das Leben bis zum Abpfiff weiter schwer.

Dennoch: Im zweiten Spiel am Sonntag (15.15 Uhr/ZDF) in Tallinn gegen Estland muss sich die DHB-Auswahl deutlich steigern. Es ist zugleich das letzte Spiel für Gislason in diesem Jahr. Erst im Januar stehen zwei Quali-Partien an, bevor ab Mitte Januar die Weltmeiste­rschaft in Ägypten stattfinde­n soll. 2. Bundesliga

 ?? FOTO: BERND THISSEN/DPA ?? Bundestrai­ner Alfred Gislason bei seinem Debüt im Düsseldorf­er ISS-Dome.
FOTO: BERND THISSEN/DPA Bundestrai­ner Alfred Gislason bei seinem Debüt im Düsseldorf­er ISS-Dome.

Newspapers in German

Newspapers from Germany