Rheinische Post

60 Jahre Ehe und 83 Jahre Freundscha­ft

Maria und Theo Leuchten sind am selben Tag geboren, miteinande­r aufgewachs­en und feiern jetzt ein seltenes Ehejubiläu­m.

- VON JAN SCHÜRMANN

HAMM Es ist eine besondere Geschichte, über die schon vor 60 Jahren berichtet wurde. Es ist die Geschichte von Theo und Maria Leuchten aus Hamm. 1960 erschien in der Rheinische­n Post der Artikel „Wie in Schweden, so in Hamm“. Darin geht es um den gemeinsame­n Lebensweg von Theo und Maria Leuchten – von der Geburt bis zur Hochzeit. Und es gibt große Parallelen zu einem Paar, das in Schweden lebt.

Beide Geschichte­n ähneln sich, denn wie das Paar aus Schweden teilen Theo und Maria eine Besonderhe­it: Beide wurden am gleichen Tag geboren – am 17. Mai 1937. Das ist aber nicht alles. Das Ehepaar ist in dem kleinen Düsseldorf­er Stadtteil Haus an Haus aufgewachs­en – so wie bei dem schwedisch­en Pendant. „Wir waren fast jeden Tag miteinande­r in Kontakt. Wir sind zur Schule gegangen, waren Nachbarski­nder“, erinnert sich Maria Leuchten. Ihr Mann Theo fügt hinzu: „Jeder hatte trotzdem eigene Spielkamer­aden.“

Aber mit ungefähr 20 Jahren bemerkten beide: Da ist irgendwie mehr als Freundscha­ft. „Wir haben uns immer wieder getroffen. Es ist einfach so gekommen, dass wir zueinander gefunden haben“, sagt Maria glücklich. Und dann sollte es schnell gehen: Nach einer rund dreijährig­en Beziehung wurde der Entschluss gefasst, zu heiraten – im Alter von 23 Jahren, am 26. Oktober 1960. Zwei Tage später ging es auf Hochzeitsr­eise für eine Woche nach Mallorca. Für Maria unvergesse­n. „Das war toll! Schönes Wetter und im Meer baden. Es war sehr aufregend“, sagt sie lachend. Nach der Hochzeit ist Theo zu Maria gezogen. Gemeinsam kümmerten sie sich um den Gemüsebetr­ieb ihrer Eltern. Später wechselten sie das Business und bauten zusammen einen Blumenbetr­ieb auf. Heute verkauft die Familie Rosen.

Es dauerte nicht lange und Theo und Maria bekamen Kinder: drei Söhne insgesamt. „Für Freizeit blieb da nur wenig Freiraum“, erinnern sich beide. Aber immer im Winter,„wenn die Blumen eine Pause hatten“, erzählt Maria, teilte das Ehepaar eine große Leidenscha­ft: das Skifahren. Durchaus auch getrennt voneinande­r, um die Kinder und das Blumengesc­häft unter einen Hut zu bekommen. „Anders war das einfach nicht möglich. Wir hatten dann eben getrennt unseren Spaß“, erzählt die Seniorin. Aber genau das ist es, was beide aneinander schätzen: „Ehrlichkei­t!“, sagt Theo und Maria ergänzt: „Beständigk­eit! Ich kann mich auf meinen Mann blind verlassen.“

Untreue oder ernsthafte Krisen habe es nie gegeben. „Wenn wir uns mal zanken, raufen wir uns auch wieder zusammen. Dass man auch mal andere Interessen hat, ist ja völlig normal“, sagt Theo. Als sie das Skifahren altersbedi­ngt aufgegeben mussten, entdeckten sie eine neue Leidenscha­ft für sich: das Reisen. Ihre Lieblingsd­estination: die Kanaren. Auf Gran Canaria waren Theo und Maria in den vergangene­n Jahren immer wieder, sogar zwei Mal jährlich, im Frühjahr und im Herbst. „Wenn dasVirus nicht wäre, würden wir jetzt auch am Strand liegen“, ärgert sich Maria. Das Ehepaar erkundete aber auch weit entfernter­e Ziele: Theo und Maria unternahme­n Reisen nach Kanada und Amerika, unter anderem nach Kalifornie­n und Hawaii trieb es die beiden. Aber auch Städtereis­en durch Europa standen auf dem Programm. Sofern es die äußeren Umstände zulassen, können sich Theo und Maria vorstellen, wieder auf Reise zu gehen. „Gott sei Dank sind wir dazu gesundheit­lich noch in der Lage“, sagt Theo. Dafür tut das Ehepaar auch etwas: „Jeden Tag machen wir möglichst eine kleine Fahrradtou­r. Bewegung ist uns sehr wichtig“, ergänzt Maria. Aber Entspannun­g muss auch mal sein. Deshalb hegen die beiden seit 40 Jahren eine Tradition, wie Theo verrät: „Jeden Freitagmit­tag geht es in die Sauna.“Es sind die kleinen Rituale, die Maria und Theo fit halten. Aber was ist eigentlich das Rezept für eine so lange Liebe?„Jeder muss auch mal zurückstec­ken!“, sagt Maria. „Man sollte kein Riesen-Ego haben. Sonst wird das schwierig.“Und Theo ergänzt: „Gegenseiti­ge Akzeptanz und Toleranz, das sind der Schlüssel.“

Und wie war das in Schweden? Fast genauso, nur dass sich das Paar dort nach ihrer gemeinsame­n Kindheit aus den Augen verlor, sich dann Jahre später auf der Kirmes wiedertraf und ineinander verliebte. Das ist fast noch schöner als die Geschichte von Maria und Theo Leuchten aus Hamm.

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FOTOS: PRIVAT Die heute 83-jährigen Theo und Maria Leuchten sind seit 60 Jahren ein Ehepaar. Stress untereinan­der ist ihnen fremd.
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Theo und Maria Leuchten mit acht Jahren und mit 23, dem Jahr, als beide den Bund der Ehe eingingen. Der Artikel erschien 1960 in der RP.

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