Gutachten: In NRW fehlen bis 2040 eine Million Wohnungen
Vor allem bei den Angeboten für Senioren und bei bezahlbaren Immobilien sehen Experten Nachholbedarf. Probleme gibt es nahezu in allen Regionen.
(maxi) Trotz reger Bautätigkeit an Rhein und Ruhr müssen bis 2025 jährlich mehr als 51.000 neue Wohnungen entstehen. Das geht aus einem Gutachten des Gewos-Instituts im Auftrag des NRW-Bauministeriums hervor, das am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt wurde. Im Zeitraum von 2025 bis 2040 sind dann immerhin noch 46.000 neue Wohnungen pro Jahr nötig, um den Bedarf zu decken.
Neu- und Umbauten seien nicht nur in den großen Ballungsräumen vonnöten, sagte Gewos-Geschäftsführerin Carolin Wandzik, sondern auch im ländlichen Raum. Dort fehlt es dem Gutachten zufolge insbesondere an ausreichend bezahlbaren, altengerechten Wohnungen. Im Jahr 2018 hatten demnach 438.700 Seniorenhaushalte in Nordrhein-Westfalen keine barrierefreie Wohnung. Dieser Bedarf werde in den kommenden 20 Jahren noch einmal um 233.600 steigen. Das Problem betreffe alle Kreise und kreisfreien Städte.
Eine Chance wäre es, wenn die Senioren, die ein nicht-barrierefreies Ein- oder Zweifamilienhaus bewohnten, in eine geeignete und erschwinglicheWohnung umzögen und damit Platz für junge Familien machten. Doch dafür müssten die entsprechenden Wohnungen überhaupt erst einmal zurVerfügung stehen. Der Studie zufolge hätte knapp ein Drittel der Senioren, die in einem Ein- oder Zweifamilienhaus leben, Bedarf an einer solchen Wohnung. Das wären aktuell 356.200 Haushalte. Zu den am stärksten nachgefragten Lagen zählen weiterhin die Metropolen Düsseldorf, Köln, Bonn und Münster. Entsprechend herausfordernd zeigt sich dort auch der Wohnungsmarkt. Um dem zu begegnen, müsste mehr Wohnbaufläche aktiviert werden. Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) begrüßte in diesem Zusammenhang, dass die Kommunen wieder stärker dazu übergegangen seien, in Bauland zu investieren. Der Ministerin zufolge gaben die Kommunen im vergangenen Jahr mehr als 500 Millionen Euro dafür aus. Gewos-Geschäftsführerin Wandzik forderte zudem eine bessere Stadt-Umland-Kooperation, um die benachbarten Kreise der besonders nachgefragten Städte für dasWohnen attraktiver zu machen.
Arndt Klocke, wohnungspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, kritisierte die Feststellung der Gutachter, dass es in vielen Städten und Regionen in NRW an bezahlbarem Wohnraum mangle.
„Da vor allem die Kommunen für Wohnungsbau vor Ort zuständig sind, muss das Land hier stärker unterstützend tätig werden“, sagte Klocke. Dazu gehöre, den Kommunen eine aktive Baulandpolitik vor Ort finanziell zu ermöglichen und rechtssicher auch private Investoren zum Bau von preiswerten und preisgebundenen Wohnungen anzuhalten: „Denn oftmals wird am Bedarf der Bevölkerung vorbei gebaut, um möglichst hohe Renditen erzielen zu können.“