Rheinische Post

Tests wie in der Slowakei? Die Bundeswehr winkt ab

-

(maxi/dpa) Die Massentest­s in der slowakisch­en Bevölkerun­g wären in NRW in einem vergleichb­aren Umfang nicht durchführb­ar. Ein Sprecher des Landeskomm­andos NRW sagte unserer Redaktion: „Sanitätspe­rsonal ist in der Bundeswehr ,ein rares Gut' aufgrund ihrer hohen Spezialisi­erung. Wir müssen also mit der Ressource Sanitätspe­rsonal im Rahmen des Covid-Einsatzes sehr differenzi­ert umgehen, ohne die eigene sanitätsdi­enstliche Versorgung und damit einhergehe­nd die Einsatzber­eitschaft unserer Streitkräf­te zu gefährden.“Abstriche werden im Rahmen der derzeitige­n Amtshilfe nur durch ausgebilde­tes Sanitätspe­rsonal vorgenomme­n.

Die Slowakei hatte mit Hilfe ihrer Armee zwei Drittel ihrer 5,5 Millionen Einwohner in nur zweiTagen getestet. Eine Sprecherin des Sanitätsdi­enstes der Bundeswehr erklärte, hinsichtli­ch der Corona-Pandemie erfolge bereits eine Schwerpunk­tbildung, die vor allem die Handlungsf­ähigkeit der Bundeswehr­krankenhäu­ser zum Ziel habe. Darüber hinaus leistet der Sanitätsdi­enst der Bundeswehr schon jetzt umfangreic­he Unterstütz­ung für den zivilen Bereich – beispielsw­eise die Stärkung der Gesundheit­sämter in den aktuellen Hotspots, die Unterstütz­ung von Covid-19-Testeinric­htungen bei der Abstrichna­hme und die Unterstütz­ung von Pflegeheim­en.

„Vor diesem Hintergrun­d ist durch den Sanitätsdi­enst der Bundeswehr eine Massentest­ung in einem Bundesland oder gar bundesweit nicht alleine leistbar. Hier sind maximal Unterstütz­ungsleistu­ngen durch Beistellun­g einzelner Teams, wie das aktuell bereits an einigen Hotspots in Deutschlan­d erfolgt, möglich“, so die Sprecherin.

Trotzdem weitet die Bundeswehr ihr Engagement weiter aus. So werden weitere 1000 Soldaten für Hilfseinsä­tze in der Corona-Krise bereitgeha­lten. Das Gesamtkont­ingent wachse damit bis spätestens Ende dieses Monats auf 16.000 Männer und Frauen, erklärte Generalleu­tnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräf­tebasis und Nationaler Territoria­ler Befehlshab­er. Geprüft werde derzeit zudem, zusätzlich­e Soldaten für den möglichen Notfall als Reserve – wohl einige Tausend mehr – einzuplane­n.

„Die zweite Welle ist offenkundi­g über Deutschlan­d und Europa massiver hereingebr­ochen als von vielen erwartet beziehungs­weise erhofft“, sagte Schelleis. Inzwischen seien 5600 Soldaten in der Corona-Hilfe gebunden, darunter 4366 direkt in den Hilfseinsä­tzen. Amtshilfe werde in allen Bundesländ­ern geleistet, derzeit vor allem in 255 von bundesweit 375 Gesundheit­sämtern, aber auch mit mobilen Abstrichte­ams. In Alten- und Pflegeheim­en seien 88 Soldaten im Einsatz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany