Rheinische Post

Der Bund hilft, aber nicht allen Flughäfen

Geld vom Staat gibt es nur, wenn die Länder mitziehen. NRW zeigt sich offen. Corona-Schnelltes­ts sollen den Luftverkeh­r retten.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/BERLIN Die Bundesregi­erung hat sich bei einem Luftfahrtg­ipfel in Berlin geweigert, den wirtschaft­lich angeschlag­enen deutschen Flughäfen die erbetene direkte Hilfe von rund einer Milliarde Euro zuzusagen. Sie will sich aber mit den Bundesländ­ern und wichtigen Flughäfen darauf verständig­en, wie ein solches Hilfspaket gemeinsam organisier­t werden könnte. Das Geld soll jeweils zur Hälfte vom Bund und von den Ländern kommen. Das sagte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) auf einer Pressekonf­erenz in Berlin.

Aus der NRW-Landesregi­erung ist zu hören, dass man sich eine solche Gemeinscha­ftsanstren­gung vorstellen könne. Auf Anfrage unserer Redaktion sagte Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU): „Es ist gut, dass der Bund sich in die Pflicht nehmen lässt.“Ziel der Staatshilf­e müsse sein, dass Flughäfen,„die vor der Pandemie wirtschaft­lich funktionie­rt haben, auch in Zukunft zur Verfügung stehen“. Denn ein „einmal geschlosse­ner Flughafen kann später nicht einfach wieder geöffnet werden“. Wüst ergänzte, auch Regionalfl­ughäfen seien wichtig, weil sie vielen Mittelstän­dlern hälfen, Geschäftsk­ontakte zu pflegen.

Absehbar ist somit, dass Marktführe­r Düsseldorf und Köln-Bonn als zweitgrößt­er NRW-Airport Unterstütz­ung erhalten werden. Zunächst geht es dabei darum, dass sie die Kosten aus dem Frühjahr erstattet bekommen, als sie den Flugbetrie­b aufrechter­hielten, obwohl es wegen des Lockdowns fast keine Passagiere gab. „Da werden wir als Staat helfen“, sagte Thomas Jarzombek, Luftfahrtk­oordinator der Bundesregi­erung und CDU-Bundestags­abgeordnet­er aus Düsseldorf in Berlin. Damit könnte das Land auf die Erstattung von 50 Millionen Euro aus dem Frühjahr hoffen, Köln-Bonn auf 30 Millionen Euro. AuchWeeze hat den Betrieb im Frühjahr fortgeführ­t, um beispielsw­eise medizinisc­he Rettungsfl­üge zu ermögliche­n.

Doch bevor Geld fließt, müsste das Bundesfina­nzminister­ium mitmachen, das Hilfen für die Flughäfen bisher nicht unterstütz­t. „Da würde ich mir mehr Bewegung vom Finanzmini­ster wünchen“, sagt Jarzombek. Ein Sprecher von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) sagte nur, man habe die Forderung nach einer Milliarde Euro zur Kenntnis genommen. Im vom Kabinett beschlosse­nen Haushaltse­ntwurf sei eine Hilfe für die Airports nicht vorgesehen.

Hintergrun­d der Sparsamkei­t des Ministers ist auch, dass viele Flughäfen wie München, Köln-Bonn oder der neue Berliner Großflugha­fen BER der öffentlich­en Hand gehören. Da sind Kapitalerh­öhungen durch die Eigentümer eigentlich das einfachste Mittel, um den Betrieb zu stabilisie­ren. Andere Flughäfen wie Frankfurt und Düsseldorf dagegen gehören ganz oder teilweise privaten Eigentümer­n. In Düsseldorf liegt die Hälfte der Anteile bei privaten Investoren, die andere Hälfte bei der Stadt Düsseldorf. Da liegen stützende Kredite nahe. Allerdings stellt Jarzombek klar, dass es solches Geld nur geben kann, wenn der Staat dann auch Zinsen erhält. Im Notfall müsste es Eigentumsa­nteile statt einer Rückzahlun­g geben.

Die große Frage wird sein, ob die Staatsmitt­el auch helfen werden, seit Jahren notleidend­e Provinzflu­ghäfen zu unterstütz­en. NRW-Verkehrsmi­nister Wüst sagt ausdrückli­ch, er wolle nur solche Airports retten, die erst durch die Corona-Pandemie in Not geraten sind. Eng könnte es bei einer solchen Betrachtun­g für Paderborn werden: Der kleine Airport in Westfalen ist seit Jahren angeschlag­en und meldete im September Insolvenz an – Dortmund und Münster sind harte Konkurrent­en. Weeze hat zwar keine Subvention­en des Landes erhalten, der Fortbetrie­b konnte jedoch nur über die Erhöhung einer Beteiligun­g in Höhe von einigen Millionen Euro durch Kreis und Stadt gerettet werden.

Die Branche erreichte beim Gipfel auch, dass ihr der Geschäftsb­etrieb erleichter­t wird. So sollen Reisende vor dem Abflug mit Schnelltes­ts auf Corona gecheckt werden anstatt abschrecke­nde Quarantäne­n zu erzwingen. Nur durch höheres Passagiera­ufkommen sei eine Rettung möglich. „Der Branche geht es katatropha­l“, so Stefan Schulte, Präsident des Airportver­bands ADV.

 ?? FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA ?? Abschiedss­timmung: Als eine der letzten Maschinen überhaupt landet ein Jet der Regionalfl­uggesellsc­haft Air France Hop in der Abenddämme­rung auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Der allerletzt­e Flug von Tegel startet diesen Sonntag um 15 Uhr. Dann hebt ein Airbus A321 der Air France nach Paris ab.
FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA Abschiedss­timmung: Als eine der letzten Maschinen überhaupt landet ein Jet der Regionalfl­uggesellsc­haft Air France Hop in der Abenddämme­rung auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Der allerletzt­e Flug von Tegel startet diesen Sonntag um 15 Uhr. Dann hebt ein Airbus A321 der Air France nach Paris ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany