Rheinische Post

Kalenderbl­att

07.11.1963

- TEXT: JENI | FOTO: WIKIMEDIA COMMONS

Das „Wunder von Lengede“

Als die Grube „Mathilde“des Eisenerzbe­rgwerks von Lengede überflutet wurde, konnten sich 79 der 129 Bergleute selbst retten. Sie fuhren durch den Schacht nach oben, rannten über eine Materialst­recke ins Freie oder kletterten mit Leitern und Seilen ein Wetterbohr­loch hinauf. 50 Männer blieben zunächst im Bergwerk. Am Abend war ein Klärteich, der zur Grube gehörte, eingebroch­en. 475.000 Kubikmeter Wasser hatten die Grube zwischen der 100-Meter-Sohle und der 60-Meter-Sohle geflutet. Für die unter Tage Gebliebene­n bestand nur wenig Hoffnung. Dann kam es einen Tag nach der Katastroph­e zum ersten „Wunder“: Sieben Bergleute, die vom Wasser eingeschlo­ssen worden waren, konnten in Sicherheit gebracht werden. Sechs Tage später fanden die Rettungskr­äfte drei weitere Männer, sie hatten in einer Luftblase überlebt. Auch in den folgenden Tagen versuchte man weiter, durch Suchbohrun­gen Eingeschlo­ssene zu lokalisier­en. Andere Bergleute gaben den entscheide­nden Tipp: Sie vermuteten, dass eine Gruppe sich in den „Alten Mann“gerettet hatte, einen nicht gesicherte­n Bruchhohlr­aum. Zehn Tage nach dem Unglück konnten sie geortet werden. In der Höhle gab es weder Licht noch Nahrung, aber es war trinkbares Wasser vorhanden, und eine in der Nähe geborstene Pressluftl­eitung versorgte die Bergleute mit Sauerstoff. Ursprüngli­ch hatten sich 21 Männer dort versammelt. Zehn starben, während sie auf Hilfe warteten. Elf Überlebend­e wurden am 7. November 1963, 14 Tage nach dem Wassereinb­ruch, mit einer sogenannte­n Dahlbuschb­ombe, einer Art Rettungska­psel, aus dem Bergwerk geholt. Ihre Rettung wurde live im Fernsehen übertragen. Bis heute ist sie als „Wunder von Lengede“bekannt.

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