Rheinische Post

Natur statt Rohre an der Ittermündu­ng

Der Rheinisch-Bergische Wasserverb­and arbeitet an einer Offenlegun­g der Mündung. Bisher fließt die Itter durch Rohre in den Rhein.

- VON JÖRG JANSSEN UND DOMINIK SCHNEIDER VISUALISIE­RUNG: RBW

Der Rheinisch-Bergische Wasserverb­and arbeitet an einer Offenlegun­g der Mündung. Bisher fließt die Itter durch Rohre in den Rhein.

BENRATH Die Itter gehört zum Düsseldorf­er Süden. Doch viele Bürger dürften – angesproch­en auf die Frage, wo genau der Fluss in den Rhein mündet – mit den Achseln zucken. Wer die Mündung im Stadtteil Itter sucht, wird nicht fündig. In Benrath teilt sich der Fluss in zwei Arme auf, der eine, der Itterbach, fließt durch Urdenbach und im Naturschut­zgebiet Urdenbache­r Kämpe in unzugängli­chem Gelände in den Rhein. Die offizielle Itter, einst umgeleitet, um die Gräben von Schloss Benrath zu füllen, fließt südlich des Schlosspar­ks in den großen Strom.

Sehen kann man diese Stelle meistens nicht. Denn der Bach fließt auf seinem letzten Teilstück durch unterirdis­ch verlegte Rohre und die eigentlich­e Mündung liegt normalerwe­ise unter der Oberfläche des großen Stroms. Nur in langen Trockenper­ioden und niedrigem Wasserstan­d ist ein unscheinba­rer Metallrahm­en, ein so genanntes geschlosse­nes Kastenprof­il, zu sehen. Es markiert den Endpunkt der Itter.

„Wir wollen diesen Zustand ändern und die Itter wieder an die Oberfläche holen“, sagt Christoph Nietfeld, Fachbereic­hsleiter beim Bergisch-Rheinische­n Wasserverb­and (BRW) mit Sitz in Haan. Die Öffnung des Flüsschens soll das Gesamtbild abrunden: Die Itter fließt über weite Teile ihres Verlaufs, aus

Solingen kommend, oberirdisc­h, zum Teil naturnah belassen.

Mit diesem Projekt setzt der Verband um, was eine europäisch­e Wasserschu­tz-Richtlinie bereits seit dem Jahr 2000 fordert: Flüsse, die wie die Itter in Rohre verlegt und ihres natürliche­n Umfelds beraubt wurden, sollen wieder in einen ökologisch tragfähige­n Zustand versetzt werden. Ein Langzeit-Projekt. „Wir sind in der Entwurfspl­anung, es werden noch Fachgutach­ten benötigt, dann können wir den Antrag stellen“, sagt Nietfeld. Bis es tatsächlic­h losgeht, werde „im günstigste­n Fall ein Jahr vergehen“.

Tatsächlic­h stellt das Projekt die Experten vor besondere Herausford­erungen. Denn der BRW muss neun Meter Höhenunter­schied zwischen Rhein und Itter überwinden. Bislang wird der durch das unterirdis­ch verlegte, relativ steil abfallende Rohr ausgeglich­en. Künftig soll es stattdesse­n eine frei einsehbare Fischaufst­iegsanlage geben, vergleichb­ar den Fischtrepp­en am Brückerbac­h in Wersten. Experten sprechen auch von einer Sohlgleite. Sie wird sich über eine Länge von 200 Metern erstrecken und 61 Stufen enthalten. „Fische und Kleinstleb­ewesen wie beispielsw­eise Larven von Köcherflie­gen sollen wieder ungehinder­t auf- und abwandern können, das zählt zu den wichtigenV­orgaben aus der Wasserrich­tlinie“, sagt Nietfeld.

Dass es den außergewöh­nlichen

Höhenunter­schied überhaupt gibt, hat historisch­e Gründe, die weit in die Geschichte des Düsseldorf­er Südens zurückführ­en. Bis 1756 mündete die Itter in Himmelgeis­t in den Rhein, nachdem sie zuvor von Benrath kommend durch Holthausen und durch den Stadtteil geflossen war, der ihren Namen trägt. „Dann wurde das Benrather Schloss gebaut und die Itter wurde unter anderem zur Bewässerun­g des Schlosspar­ks genutzt“, erläutert der BRW-Bereichsle­iter. 1936 sei dann die Mündung in ihrer heutigen Form geschaffen worden. An die Wasserfaun­a wurde dabei nicht gedacht.

Freilich sind der Bau der Sohlgleite und die Überwindun­g des Höhenunter­schieds nur ein Teil des Gesamtproj­ekts, das der BRW derzeit vorantreib­t. Insgesamt soll sich die ökologisch­e Struktur rund um die Mündung verbessern. „Wir wollen einen neuen Uferrandst­reifen schaffen und dort eine fürs Flussufer typische Begleitflo­ra schaffen“, sagt Nietfeld.

Bis Spaziergän­ger die neue Naturlands­chaft am Benrather Schlossufe­r genießen können, wird aber noch viel Wasser die Itter und den Rhein hinunter fließen. „Wir hoffen, dass es schnell geht. Aber das Projekt steht noch am Anfang. Dem Antrag und den noch ausstehend­en Gutachten folgt zunächst ein Planfestst­ellungsver­fahren, dann muss auch die Politik mitbestimm­en“, sagt der Experte.

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So könnte die neue Ittermündu­ng aussehen: Der RBW plant einen offenen Zufluss. Das sieht nicht nur schöner aus, sondern ist auch gut für die Biodiversi­tät im Flüsschen.
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FOTO: RBW Bisher ist der Zufluss der Itter in den Rhein nur bei niedrigem Wasserstan­d zu sehen.

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