Vom Eis in die Seniorenpflege
Michail und Evgenij Kozhevnikov waren erfolgreiche Eishockey-Profis. Jetzt eröffnen sie eine Tagespflege in Eller.
ELLER Eishockey ist ein harter und fordernder Sport. Neben dem entsprechenden Körperbau müssen die Sportler auch gewisse charakterliche Eigenschaften mitbringen, um auf dem Eis bestehen zu können. „Der Sport verlangt einem viel ab. Man braucht vor allem Kraft, Durchsetzungsvermögen und psychische Stärke“, sagt Michail Kozhevnikov.
Er muss es wissen, blickt er doch wie sein Zwillingsbruder Evgenij auf eine lange und erfolgreiche Karriere im deutschen Profibereich zurück. Zwölf Jahre hat der gebürtige Sankt Petersburger und heutige Wahl-Düsseldorfer unter anderem in Duisburg, Hamburg und Hannover gespielt.
Ebenso wie sein Bruder, der heute noch nebenbei im Nachwuchsbereich der DEG tätig ist, hat er mit der israelischen Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft 2017 im neuseeländischen Auckland teilgenommen. Michail wurde in der Division II B dabei sogar als bester Abwehrspieler des Turniers ausgezeichnet. Und auch wenn seine aktive Zeit mittlerweile vorbei ist, nimmt der 39-Jährige einige dieser Stärken in seine neue Berufung mit: Mitte November eröffnen die Kozhevnikovs mit ihrem Familienunternehmen „Elite Pflege“eine neue Tagespflege-Einrichtung in Eller.
Denn auch die Pflege ist ein harter und fordernder Beruf – das wurde nicht erst jüngst durch die Corona-Krise deutlich. Zwar hätte Michail Kozhevnikov noch ein wenig länger im deutschen Profibereich aktiv sein können, entschloss sich aber bewusst zu diesem ungewöhnlichen Branchenwechsel. „Das Interesse für eine Arbeit im Gesundheitssystem war immer da. Auch, weil wir selber einen Schicksalsschlag in der Familie erlebt haben“, sagt er.
Überhaupt war die Familie der ausschlaggebende Faktor, warum Kozhevnikov noch eine Ausbildung zum Gesundheitskaufmann absolvierte. Sein Vater gründete das Unternehmen einst in Ratingen, Bruder Evgenij hatte schon früh in die Richtung studiert, und auch ihre beiden Ehefrauen sind eingebunden.„Im Eishockey musst du für den Erfolg als Mannschaft geschlossen aufs Feld gehen. Diesen Team-Effekt haben wir als Familie für unseren Betrieb verinnerlicht. Und dazu zählen wir auch unsere Mitarbeiter.“
19 Personen werden in der neu errichteten, 340 Quadratmeter großen Tagespflegeeinrichtung mit Therapieräumen und Pflegebad bald betreut werden können. „Wir möchten, dass die Menschen in ihrer Häuslichkeit bleiben können, und gleichzeitig eine schöne Betreuung und Struktur für den Alltag bekommen“, betont Kozhevnikov. Schöne Ereignisse wie der Heiratsantrag, den in der Ratinger Haupteinrichtung ein 90-Jähriger einer fast gleichaltrigen Dame machte, sind ihm besonders in Erinnerung geblieben.
Auch wenn er die sportliche Zeit und besonders die herausfordernden Play-Offs zuweilen vermisst, brennt Kozhevnikov für seine neue Aufgabe. „Wenn ein Angehöriger eine Karte schreibt und sich für die Arbeit bei uns bedankt, ist das fast genauso schön, wie vor 20.000 Zuschauern zu spielen und Applaus zu bekommen.“
Ganz lässt der Sport als Hobby ihn natürlich nicht los – sobald es die Bedingungen der Pandemie wieder zulassen, zieht es ihn und seinen Bruder aufs Eis. Auch das Talent liegt übrigens in der Familie, Neffe David spielt bereits im Nachwuchs der DEG. Und auch Tochter Mia hat das Schlittschuhfahren für sich entdeckt. „Die möchte allerdings lieber Eiskunstläuferin werden.“