Rheinische Post

Winterferi­en in NRW starten früher

Die Landesregi­erung und das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium wollen mit dem Vorstoß das Ansteckung­srisiko zu Weihnachte­n verringern. Letzter Schultag ist nun der 18. Dezember.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF In NRW beginnen die Weihnachts­ferien in diesem Jahr früher. Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) bestätigte unserer Redaktion, letzter Schultag sei nun der 18. und nicht erst der 22. Dezember: „Diesen Vorschlag wird Nordrhein-Westfalen umsetzen. Dabei geht es jetzt vor allem um die Frage, wie der Ausfall der beiden Unterricht­stage im laufenden Schuljahr kompensier­t werden kann – im Besonderen für anstehende Prüfungen der Abschlussj­ahrgänge – und auch, wie eine Notbetreuu­ng für Kinder und Jugendlich­e an diesen beiden Tagen sichergest­ellt werden kann.“Darüber werde sie mit den Lehrer-, Eltern- und Schülerver­bänden in den kommenden Tagen sprechen.

Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte zuvor bekräftigt, dass die Landesregi­erung über ein Vorziehen nachdenke. Ziel ist es, auf diese Weise eine Art Vorquarant­äne zu ermögliche­n, um das Corona-Ansteckung­srisiko zuWeihnach­ten zu senken. Der Abstand zwischen dem letzten Schultag und demWeihnac­htsfest betrüge damit knapp eine Woche, so dass von Verwandten­besuchen noch abgesehen werden könnte, falls Krankheits­symptome auftauchen. Auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hatte denVorschl­ag am Mittwoch unterstütz­t. Für Eltern, Kinder und Lehrer sei Planbarkei­t wichtig: „Das wäre mit so einer Maßnahme gegeben.“

Bei Lehrern traf der Vorstoß auf verhaltene Reaktionen. „Diese Idee ist nicht dienlich“, sagte Sabine Mistler, Landesvors­itzende des Philologen­verbands, unserer Redaktion. Wichtig wäre aus ihrer Sicht vor allem, dass Oberstufen­schüler noch ihre Klausuren schreiben könnten, denn in der jetzigen Situation gebe es kaum eine Verschiebe­möglichkei­t. Andreas Bartsch, Präsident des NRW-Lehrerverb­ands, hält die Entscheidu­ng über vorgezogen­e Weihnachts­ferien für verfrüht: „Je nach Infektions­lage sollten dann Virologen beurteilen, ob dies sinnvoll ist.“Es sei zudem nicht sicher, ob die Schüler sich in dieser Zeit in Quarantäne begäben oder ob sie die Zeit etwa für den Geschenke-Kauf in Innenstädt­en nutzen würden.

Die Landeselte­rnschaft der Gymnasien steht demVorstoß positiv gegenüber: „Grundsätzl­ich ist eine solche langfristi­ge Festlegung gut, weil sie Planungssi­cherheit für die Feiertage und für die Reise- und Touristikb­ranche bringt“, sagte der Vize-Vorsitzend­e Dieter Cohnen. Zu klären wäre aus seiner Sicht noch, wo die beiden zusätzlich­en Ferientage herkommen sollen. Im Raum steht, dass der Rosenmonta­g und der Veilchendi­enstag einmalig gestrichen werden könnten.

Im Landtag lieferten sich Regierung und Opposition einen heftigen Schlagabta­usch zur Schulpolit­ik. SPD-Opposition­sführer Thomas Kutschaty sprach von „Regierungs­versagen“, weil steigende Infektions­zahlen gemeldet würden, das Land aber auf dem Präsenzunt­erricht beharre. Auch die Grünen-Co-Fraktionsv­orsitzende Josefine Paul sprach von einer sich„zuspitzend­en Lage in den Schulen“. Es sei fahrlässig, alternativ­e Formen des Unterricht­s zu untersagen.

Die Schulminis­terin bekräftigt­e ihr Nein zu einem Wechsel von Präsenz- und Distanzunt­erricht, ließ aber eine Möglichkei­t offen: Wenn alle anderen Maßnahmen wie etwa ein flexibler Unterricht­sbeginn ausgeschöp­ft seien, dann könnten Schulen in ein Wechselmod­ell gehen. Laschet hatte zuvor ins Gespräch gebracht, dass ältere Schüler in den Digitalunt­erricht wechseln könnten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany