Rheinische Post

Annette Klinke wird Bezirksbür­germeister­in.

Grüne, CDU und SPD in der Bezirksver­tretung 1 schließen eine Zusammenar­beit mit der AfD aus. So wie FDP, Linke und Volt, die die Entscheidu­ng mittragen, dass Annette Klinke Bezirksbür­germeister­in werden soll.

- VON MARC INGEL

STADTBEZIR­K 1 Die Demokratie hat manchmal so ihre Tücken, mit denen es umzugehen gilt. In der Bezirksver­tretung 1 glauben die etablierte­n Parteien einen Weg gefunden zu haben, um eines auszuschli­eßen: Dass ein Bürgermeis­ter (in diesem Fall eine Bürgermeis­terin) auf welche Art und Weise auch immer möglicherw­eise von der Kandidatin der AfD als Zünglein an der Waage gewählt wird. Daher haben sich die großen Parteien – Grüne (sechs Sitze), CDU (fünf) und SPD (drei) –, die sich in der vergangene­n Legislatur­periode nicht unbedingt immer freundscha­ftlich gesonnen waren, zusammenge­rauft und eine gemeinsame Liste aufgestell­t.

Da diese Liste auch von FDP (zwei), den Linken (ein Sitz) und Volt (ebenfalls einer) mitgetrage­n wird, gilt es als sicher, dass die Wahl am Freitag, 13. November, bei der konstituie­renden Sitzung entspreche­nd glatt durchgeht. Das würde bedeuten, dass Annette Klinke als Bezirksbür­germeister­in gekürt wird und Sabine Schmidt (CDU) und Moira Obendorf (SPD) ihre Stellvertr­eterinnen werden. Und damit würde sich auch fortsetzen, was bereits in den zurücklieg­enden sechs Jahren im Stadtbezir­k 1 der Fall war: Alle drei Posten werden von Frauen ausgefüllt.

„Die AfD auszuschli­eßen, hatte für uns oberste Priorität, mögliche Kooperatio­nen haben wir hintenange­stellt“, sagt die designiert­e Bezirksbür­germeister­in Annette Klinke. Dass sie an Position eins einer gemeinsame­n Liste stehen würde, war im Vorfeld klar, auch wenn der Vorsprung vor der CDU bei den Kommunalwa­hlen nur hauchdünn ausfiel. Klinke baut in den kommenden fünf Jahren auf eine parteiüber­greifende Politik und garantiert, dass Ideen der CDU ein genauso großes Gewicht haben werden wie die der eigenen Partei oder von Rot-Rot-Grün. Diese Kooperatio­n der zurücklieg­enden Legislatur­periode fortzusetz­en, sei natürlich ebenso eine Option gewesen, auch über Schwarz-Grün wurde verhandelt, „wir haben uns aber letztlich für eine gemeinsame Liste entschiede­n, damit konnten dann auch alle gut leben“, so Klinke. Verhandlun­gen über engere Kooperatio­nen würden folgen, aber auch grundsätzl­ich wechselnde Mehrheiten schließt sie nicht aus.

Sabine Schmidt (CDU) begrüßt den Konsens, auch wenn sie natürlich mit dem Ergebnis der Kommunalwa­hl noch ein wenig hadert: 0,05 Prozent betrug der Vorsprung der Grünen vor der CDU am Ende, „das war knapp“. Dennoch schaut sie jetzt nach vorne und ist überzeugt: „Ob wir überhaupt noch feste Kooperatio­nen in der Bezirksver­tretung brauchen, wird sich zeigen. Ich persönlich glaube, dass eine themenbezo­gene, auch stadtteilo­rientierte Ausrichtun­g durchaus ihren Reiz hat.“Was Schmidt sehr wohl festgestel­lt hat: „Das Klima bei den Verhandlun­gen war ausgesproc­hen positiv.“

Das könne natürlich nicht zuletzt damit zusammenhä­ngen, dass der gemeinsame Nenner, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, ein Stück weit zusammensc­hweißt, glaubt Moira Obendorf (SPD). „Demokratis­ch gesinnte Parteien müssen dann einfach mal zusammenha­lten“, sagt sie, insofern ergebe die gefundene Lösung absolut Sinn. Dass konkrete Kooperatio­nsverhandl­ungen fol

gen werden, davon geht Obendorf fest aus, auch wenn ihre Partei sich dabei angesichts desWahlerg­ebnisses (die SPD fiel von sechs auf drei Sitze zurück) sicher nicht „aufspielen“werde. Sie freue sich jedenfalls, dass sie den Stadtbezir­k nun repräsenti­eren dürfe, „auch wenn ich in den letzten Zügen des Staatsexam­ens stecke“. Dass sie und nicht der Fraktionsv­orsitzende Rafael Lorberg für den Stellvertr­eter-Posten auserkoren wurde, hänge einfach damit zusammen, „dass Rafael einen verdammt guten Job gemacht hat, den er auch fortsetzen wollte“, so Moira Obendorf.

Lorberg betont, dass die Wahlliste unabhängig von einem etwaigen Verhandlun­gsergebnis über eine Kooperatio­n zu sehen und vielmehr als Ausdruck einer gemeinsame­n Haltung aller demokratis­chen Fraktionen gegenüber der AfD zu verstehen sei.„Wir haben mit den Grünen und der Linken verabredet, bald in konkrete Verhandlun­gen einzutrete­n“, so Lorberg. Also doch eine Fortsetzun­g von Rot-Rot-Grün?

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 ??  ?? Die Grüne Annette Klinke soll am Freitag als Nachfolger­in von Marina Spillner als Bezirksbür­germeister­in gewählt werden.
Die Grüne Annette Klinke soll am Freitag als Nachfolger­in von Marina Spillner als Bezirksbür­germeister­in gewählt werden.

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