Frauen an St. Cäcilia gehen getrennte Wege
30 Mitglieder haben die katholische Frauengemeinschaft verlassen. Der Verband stehe der Reformbewegung Maria 2.0 zu nahe.
BENRATH/URDENBACH Die Debatte um den künftigen Weg der katholischen Kirche trifft die Gemeinde Benrath-Urdenbach mit Wucht. 30 Frauen, darunter drei der fünf Vorstandsmitglieder, sind aus der Katholischen Frauengemeinschaft (Kfd) ausgetreten. Sie wollen künftig als „Frauen an St. Cäcilia“in der Gemeinde wirken. „Es soll sich kirchenpolitisch etwas bewegen, aber mit vielen Standpunkten unseres Verbandes konnten wir nicht mehr konform gehen“, sagt die bisherige Kfd-Vorsitzende Diana Brenneke. Seit ihrem achten Lebensjahr ist die 39-Jährige in der Gemeinde aktiv, sechs Jahre lang führte sie die Frauenorganisation mit ihren bislang etwa 90 Mitgliedern. Gerieben haben sich Brenneke und ihre Mitstreiterinnen am Modernisierungskurs des Frauenverbandes. Denn der ähnele in vielem dem, was die Reformbewegung Maria 2.0 fordere, auch wenn diese Gruppe in Benrath nicht so präsent sei wie in einigen anderen Stadtteilen.
„Wer glaubt, dass das Frauenpriestertum die Kirche vor Missbräuchen und anderen Verwerfungen bewahren würde, unterliegt einem Irrglauben“, sagt Brenneke. Solche Missstände seien nicht geschlechtsspezifisch verursacht, sondern das Ergebnis von unguten Machtstrukturen. „Ich bin eine glückliche konservative Kirchgängerin, der es erst einmal genügen würde, das Frauendiakonat voranzutreiben – es muss nicht die Priesterweihe sein“, sagt die Mutter zweier Töchter. Kein Verständnis hat sie für Kirchenstreik und Gottesdienst-Boykotte, wie sie von Maria 2.0 im Mai vorangetrieben worden seien. „Das geht an den Kern des Glaubens und des Gemeindelebens und es ist mir zu politisch-ideologisch“, sagt Brenneke. Als sie diese Meinung in den sozialen Medien zum Besten gab, erntete sie „einen Riesen-ShitStorm“. Dass sich die Kfd nicht stärker von den Streik-Aktionen abgrenze, habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Ende Oktober reichte die Gruppe um die engagierte Katholikin die Austrittserklärungen ein.
„Wir haben lange, intensiv und sachlich miteinander über alles gesprochen“, sagt Petra Krause. Sie ist eines der beiden Vorstandsmitglieder, das in der Kfd verblieb. Nun wird sie – gemeinsam mit einem Team – die Arbeit der Gemeinschaft fortführen. „Ich kann verstehen, dass man aus einemVerein austritt, wenn man mit wesentlichen Grundpositionen nicht mehr übereinstimmt“, sagt die 66-Jährige. Dass die Debatte um die Rolle der Frau die katholische Kirche am Ende spalten könnte, glaubt Krause nicht. Auch ihr gehen einige der Aktionen bei Maria 2.0 zu weit. „Dennoch würde ich es begrüßen, wenn Frauen gleichberechtigt den Zugang zu allen Ämtern erhalten“, sagt sie. Wer Bildung und Intelligenz mitbringe und sich berufen fühle, solle auch die Möglichkeit dazu erhalten.
Beide Frauen-Gruppen wollen vor Ort auch künftig – zumindest punktuell – zusammenarbeiten. So soll es gemeinsame Frühstücke und Besinnungstage geben. „Wir sind nicht verstritten, sondern haben an einigen Punkten eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge“, sagt Brenneke. Diese Einstellung findet Pfarrer Thomas Jablonka gut. „Man gehört zwar nicht mehr derselben Organisation an, aber die Idee ist ja in diesem Fall nicht, etwas gegeneinander zu machen“, sagt er. Wichtig sei, dass auch in Zukunft in St. Cäcilia etwas für Frauen passiere. Die Debatte um das Priesteramt hält er – vorerst jedenfalls – für entschieden. Die Päpste hätten diese Frage lehramtlich entschieden. „Selbst wenn wir es wollten, könnten wir es nicht so entscheiden – auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob es in 50 oder 100 Jahren neue Lösungsansätze gibt.“