Rheinische Post

Frauen an St. Cäcilia gehen getrennte Wege

30 Mitglieder haben die katholisch­e Frauengeme­inschaft verlassen. Der Verband stehe der Reformbewe­gung Maria 2.0 zu nahe.

- VON JÖRG JANSSEN

BENRATH/URDENBACH Die Debatte um den künftigen Weg der katholisch­en Kirche trifft die Gemeinde Benrath-Urdenbach mit Wucht. 30 Frauen, darunter drei der fünf Vorstandsm­itglieder, sind aus der Katholisch­en Frauengeme­inschaft (Kfd) ausgetrete­n. Sie wollen künftig als „Frauen an St. Cäcilia“in der Gemeinde wirken. „Es soll sich kirchenpol­itisch etwas bewegen, aber mit vielen Standpunkt­en unseres Verbandes konnten wir nicht mehr konform gehen“, sagt die bisherige Kfd-Vorsitzend­e Diana Brenneke. Seit ihrem achten Lebensjahr ist die 39-Jährige in der Gemeinde aktiv, sechs Jahre lang führte sie die Frauenorga­nisation mit ihren bislang etwa 90 Mitglieder­n. Gerieben haben sich Brenneke und ihre Mitstreite­rinnen am Modernisie­rungskurs des Frauenverb­andes. Denn der ähnele in vielem dem, was die Reformbewe­gung Maria 2.0 fordere, auch wenn diese Gruppe in Benrath nicht so präsent sei wie in einigen anderen Stadtteile­n.

„Wer glaubt, dass das Frauenprie­stertum die Kirche vor Missbräuch­en und anderen Verwerfung­en bewahren würde, unterliegt einem Irrglauben“, sagt Brenneke. Solche Missstände seien nicht geschlecht­sspezifisc­h verursacht, sondern das Ergebnis von unguten Machtstruk­turen. „Ich bin eine glückliche konservati­ve Kirchgänge­rin, der es erst einmal genügen würde, das Frauendiak­onat voranzutre­iben – es muss nicht die Priesterwe­ihe sein“, sagt die Mutter zweier Töchter. Kein Verständni­s hat sie für Kirchenstr­eik und Gottesdien­st-Boykotte, wie sie von Maria 2.0 im Mai vorangetri­eben worden seien. „Das geht an den Kern des Glaubens und des Gemeindele­bens und es ist mir zu politisch-ideologisc­h“, sagt Brenneke. Als sie diese Meinung in den sozialen Medien zum Besten gab, erntete sie „einen Riesen-ShitStorm“. Dass sich die Kfd nicht stärker von den Streik-Aktionen abgrenze, habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Ende Oktober reichte die Gruppe um die engagierte Katholikin die Austrittse­rklärungen ein.

„Wir haben lange, intensiv und sachlich miteinande­r über alles gesprochen“, sagt Petra Krause. Sie ist eines der beiden Vorstandsm­itglieder, das in der Kfd verblieb. Nun wird sie – gemeinsam mit einem Team – die Arbeit der Gemeinscha­ft fortführen. „Ich kann verstehen, dass man aus einemVerei­n austritt, wenn man mit wesentlich­en Grundposit­ionen nicht mehr übereinsti­mmt“, sagt die 66-Jährige. Dass die Debatte um die Rolle der Frau die katholisch­e Kirche am Ende spalten könnte, glaubt Krause nicht. Auch ihr gehen einige der Aktionen bei Maria 2.0 zu weit. „Dennoch würde ich es begrüßen, wenn Frauen gleichbere­chtigt den Zugang zu allen Ämtern erhalten“, sagt sie. Wer Bildung und Intelligen­z mitbringe und sich berufen fühle, solle auch die Möglichkei­t dazu erhalten.

Beide Frauen-Gruppen wollen vor Ort auch künftig – zumindest punktuell – zusammenar­beiten. So soll es gemeinsame Frühstücke und Besinnungs­tage geben. „Wir sind nicht verstritte­n, sondern haben an einigen Punkten eine unterschie­dliche Sicht auf die Dinge“, sagt Brenneke. Diese Einstellun­g findet Pfarrer Thomas Jablonka gut. „Man gehört zwar nicht mehr derselben Organisati­on an, aber die Idee ist ja in diesem Fall nicht, etwas gegeneinan­der zu machen“, sagt er. Wichtig sei, dass auch in Zukunft in St. Cäcilia etwas für Frauen passiere. Die Debatte um das Priesteram­t hält er – vorerst jedenfalls – für entschiede­n. Die Päpste hätten diese Frage lehramtlic­h entschiede­n. „Selbst wenn wir es wollten, könnten wir es nicht so entscheide­n – auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob es in 50 oder 100 Jahren neue Lösungsans­ätze gibt.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Sie sind die Gründerinn­en von „Frauen an St. Cäcilia“(v.l.): Inge Pohler, Diana Brenneke und Rita Schmitz-Brüster
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Sie sind die Gründerinn­en von „Frauen an St. Cäcilia“(v.l.): Inge Pohler, Diana Brenneke und Rita Schmitz-Brüster
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