Ein Nährboden für Unwahrheiten
Gerät die Welt durch eine Pandemie ins Wanken, blühen die Verschwörungsmythen. Das war auch in vergangenen Epochen so und ist auch heute nicht anders: Hinter Corona stecke Bill Gates. Oder das Virus stamme aus einem US-Biowaffenlabor. Dunkle Mächte würden versuchen, durch Verseuchung die Menschheit zu beherrschen. In Zeiten der Bedrohung suchen viele nach Antworten, auch wenn diese haltlos sind. Je unbekannter eine Krankheit, umso mehr blühen Desinformation, Lüge und Verwirrung. Durch die neuen Medien verbreiten sich Verschwörungsmythen meist schneller als die Krankheit selbst. Viele Zutaten aus der Geschichte der Verschwörungsmythen, wie missglückte Laborversuche oder das Wirken dunkler Mächte, tauchen auch in der aktuellen Corona-Krise auf. Im Irak verbreitete ein politischer Kommentator die Annahme, bei der Pandemie handele es sich um ein amerikanisch-jüdisches Komplott. In Russland und dem Iran wurden wiederum Gerüchte verbreitet, bei der Pandemie handele es sich um einen US-Angriff mit biologischenWaffen. Für Experten ist das keine Überraschung. Die Geschichte kennt viele Beispiele. Bei einer unheimlichen Bedrohung einen Schuldigen zu suchen, scheint bei vielen Menschen ein bewusster oder unbewusster Reflex zu sein. Das Unbekannte macht Angst, und je komplexer eine Gefahrenlage ist, desto vehementer erfolgt die Suche nach einfachen Erklärungen. Die vielen Unbekannten der aktuellen Corona-Krise sind also ein perfekter Nährboden für Gerüchte und Verschwörungsmythen.
ZDF-History, 23.50 Uhr, ZDF