Schneller Weg zur Fachkraft
Der Großteil der dualen Ausbildungen dauert drei Jahre – genauso lange wie ein Bachelor. In manchen Berufen aber kann man schon nach zwei Jahren den Abschluss erhalten. Gibt es Unterschiede?
Angehende Maler und Lackierer müssen drei Jahre Berufsausbildung durchlaufen. Bauten- und Objektbeschichter dagegen haben nach zwei Jahren ihren Abschluss in der Tasche. Zweijährige Ausbildungen werden oft als Option für schwächere Schüler ins Gespräch gebracht.
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) legt fest, dass Ausbildungen nicht mehr als drei und nicht weniger als zwei Jahre betragen sollten. Die kürzeren Ausbildungen sind aber nicht für bestimmte Zielgruppen entwickelt worden. „Grundsätzlich existieren zweijährige Ausbildungen, weil es einen spezifischen Bedarf gibt – ganz konkrete Arbeitsplätze, die besetzt werden sollen. Das sind keine Berufe für schlechte Schüler“, erklärt Torben Padur vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Nichtsdestotrotz seien die geforderten Qualifikationen oft niedriger als bei dreijährigen Ausbildungsberufen. Zudem bereiten sie häufig auf Berufe vor, die einen hohen Routineanteil haben oder in denen vieles stark automatisiert abläuft. Maschinen- und Anlagenführer etwa, die beispielsweise an großen Fertigungsstraßen von Automobilherstellern die Abläufe steuern und überwachen.
Padur zufolge gibt es aus diesem Grund im produzierenden Gewerbe relativ viele Ausbildungen, die auf zwei Jahre ausgelegt sind. Aber auch im Baubereich können sich Jugendliche in zwei Jahren etwa zum Hochbaufacharbeiter ausbilden lassen. Im Handwerk ist die Ausbildung zum Fahrradmonteur oder die Fachkraft Lederverarbeitung zu nennen. „Nicht zuletzt gibt es zweijährige Ausbildungen im Dienstleistungsbereich“, erklärt Padur. Verkäufer und Servicefachkräfte erhalten ihren
Abschluss nach zwei Jahren. Solche kürzeren Ausbildungen Ausbildungen bieten sich für Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Biografien an. Sie schaffen einerseits die Aussicht, relativ schnell ein richtiges Gehalt zu verdienen. Wegen des geminderten theoretischen Umfangs eignen sie sich außerdem oft für Jugendliche, „die ein bisschen schulmüde sind“, sagt Padur, und lieber erst einmal praktisch lernen wollen.
Aber auch wer karrierefokussiert ist, kann die zweijährige
Ausbildung nutzen, um im Unternehmen schnell nach oben zu kommen. Mit abgeschlossener Berufsausbildung oder einschlägiger Berufserfahrung eröffnet sich oft auch der Weg an die Hochschule.
Wichtig zu wissen: Zweijährige Ausbildungen sind nur in wenigen Fällen als Pendant zu einer ähnlichen dreijährigen Ausbildung zu verstehen. „Auf jede Ausbildung lässt sich zwar noch eine weitere draufsetzen“, sagt Padur. Inwieweit Azubis sich Prüfungsleistungen oder Praxiserfahrung aus einer ersten Ausbildung aber anrechnen lassen können, regelt die jeweilige Verordnung des Berufs.
Wer beispielsweise in zwei Jahren eine Ausbildung zur Fachkraft Metalltechnik absolviert hat und im Anschluss den Abschluss als Konstruktionsmechaniker anstrebt, kann zwar formal im dritten Lehrjahr einsteigen. „Davor muss man aber die Teil-1-Prüfung bestehen und nach dreieinhalb Jahren dann die Abschlussprüfung“, erklärt Padur. Da kämen viele Prüfungen in kurzer Zeit zusammen. „Das ist dann eher etwas für die fitte Spitze unter den Azubis.“