Rheinische Post

Die Stiftung mit Herz für Düsseldorf­er

Wenn Unterstütz­ung für medizinisc­he Therapien oder Hilfsmitte­l benötigt wird, hilft die Breucker-Stiftung.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Monika Gotthart hat ein freundlich­es, zupackende­s Wesen, aber beileibe kein leichtes Schicksal zu meistern. Die alleinerzi­ehende Mutter hat einen schwerstbe­hinderten Sohn, den sie vom ersten Tag seines Lebens an pflegt. Marcel ist jetzt 15 Jahre alt, er ist 1,50 Meter groß und wiegt 37 Kilogramm. Der Jugendlich­e kann nicht laufen, nicht gut hören und ist fast blind. Er ist jedoch nach den Worten seiner Mutter ein fröhliches, lebensbeja­hendes Kind, er liebt das Wasser und im Schwimmbad zu sein, und natürlich möchte Monika Gotthart ihm diese Freude möglichst häufig machen.

Die 52-Jährige ist mit Marcel oft in Reha-Einrichtun­gen oder Hospizen, absolviert Intensivth­erapien oder macht mit Unterstütz­ung der Caritas Kurzurlaub­e. Dort und auch in den Bädern unterstütz­t sie jetzt ein mobiler Patientenl­ifter. Bezahlt hat diesen die Düsseldorf­er Hans Elsbeth Käte Breucker-Stiftung – die ein Segen sein kann für Menschen, die bei medizinisc­hen Notwendigk­eiten auf Hilfe angewiesen sind.

Die Stiftung, die bislang nur wenigen bekannt ist, geht zurück auf den Banker Hans Joachim Breucker. Er war ohnehin karitativ engagiert und sprach Lutz Aengevelt an, den er aus einem anderen Zusammenha­ng kannte. Im Januar 2011 starb Breucker – doch seine Stiftung lebt fort und unterstütz­t seit neun Jahren Bürger seiner Stadt.

Der Banker hatte genaue Vorstellun­gen und legte sie gemeinsam mit Aengevelt fest, der lebenslang die Stiftung führt. Stiftungsz­weck ist die finanziell­e Unterstütz­ung von Bedürftige­n, wenn es um die Verordnung medizinisc­her Maßnahmen oder die Beschaffun­g von Hilfsmitte­ln geht.Wichtig: Diese können nicht aus eigenen Mitteln, durch Unterhalts­pflichtige, Krankenver­sicherunge­n oder die öffentlich­e Hand finanziert werden. Die Breucker-Stiftung hilft also, wenn es kein anderer tut.

Bei Monika Gotthart war das so. Sie hat Rollstühle für ihren Sohn und zu Hause Deckenlift­er, um Marcel ins und aus dem Bett zu heben. Deshalb zahlt die Krankenkas­se keinen mobilen Lifter, der übrigens neben dem Rollstuhl ins Auto passt. Die Caritas machte die 52-Jährige auf die Breucker-Stiftung aufmerksam – und dann ging alles ganz schnell. „Wir handeln schnell und sind flexibel“, sagt Lutz Aengevelt.

Damit meint der Vorstandsv­orsitzende seine Kollegen, die wie er die Aufgabe ehrenamtli­ch wahrnehmen. Im Vorstand sind Maria Ewers, ehemals Vize-Chefin des Düsseldorf­er Sozialamts, der Arzt Rainer Kappes und der Apotheker Jürgen Schulz, der zudem Ressortlei­ter für individuel­le Hilfe ist. Die Prüfung sozialer wie medizinisc­her Bedürftigk­eit sowie Kenntnisse zur Beschaffun­g der Hilfsmitte­l sind also auf hohem Niveau gewährleis­tet. „Ich bin meinen Mitstreite­rn sehr dankbar für ihr Engagement“, sagt Aengevelt. Man sei eine schnelle Eingreifgr­uppe, sagt Schulz, „und wenn nötig, entscheide­n wir in 24 Stunden im Umlaufverf­ahren.“

Aengevelt selbst bemüht sich mit dem ihm eigenen Temperamen­t, dass das Geld effektiv eingesetzt wird. So lag der Preis für Marcels Lifter bei einem lieferbere­iten Sanitätsha­us zunächst bei 5900 Euro. Dann wurden Gespräche mit anderen Sanitätshä­usern geführt. Ergebnis: Der Lifter wurde ohne jeden Abstrich bei einem Konkurrent­en für 4400 Euro bestellt. „Ich habe daraus geschlosse­n, dass man nicht davon ausgehen kann, dass sich die Lieferante­n gegenüber nachweisli­ch Hilfsbedür­ftigen besonders preissensi­bel verhalten – es sei denn in ihre eigene Richtung“, sagt Aengevelt.

Mit Geld muss man umgehen können, Stiftungen in diesen Zeiten ohnehin. Schließlic­h bringt das Geld auf der Bank eher nichts und wenn man Pech hat, schrumpft das Kapital aufrgund von Negativzin­sen. Aengevelt hatte eine andere Idee. Breucker hatte ein Stiftungsk­apital von 2,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Für 1,5 Millionen Euro erwarb die Stiftung eine Kita, die von der Diakonie betrieben wird. So etwas passt zu einer Stiftung und hat den Vorzug, langfristi­g eine sichere Einnahme zu bringen. Nach Abzug einiger Wohltätigk­eiten, die der Stifter verfügt hatte, verblieb eine Million Euro an Barmitteln, die Aengevelt unter anderem in lohnenswer­te Immobilien­fonds steckte.

Jährlich stehen nun inkluisve Zinsen 140.000 Euro zur Verfügung, mit denen Düsseldorf­er unterstütz­t werden können. Die meisten Anträge, die die Stiftung erreichen, werden positiv beschieden. „Manchmal geht es auch um kleine Summen“, sagt Rainer Kappes und nennt als Beispiel ein Blutzucker­messgerät für ein neuesVerfa­hren, dessen Teststreif­en teuer sind und verschrieb­en werden, das Gerät für 100 Euro aber nicht.

Am Ende steht oft große Dankbarkei­t, wie Maria Ewers erzählt, die es erfüllt, nun jenseits bürokratis­cher Hürden helfen zu können. Monika Gotthart war perplex, als Aengevelt sie fragte, was man ihr noch Gutes tun könne. Als sie erzählte, dass ihr Sohn an manchem Ausflug in einer Einrichtun­g im Vorderberg­ischen nicht teilnehmen kann, weil die Pfleger nur Patienten mit E-Rollstühle­n mitnehmen, war klar: Eine elektronis­che Antriebshi­lfe wäre toll – und manchmal hilft die Breucker-Stiftung auch zweimal.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Monika Gottharts Sohn Marcel ist behindert. Seinen Patientenl­ifter hat die Breucker-Stiftung finanziert. Jetzt sind mehr Ausflüge und Schwimmbad­besuche möglich.
 ?? FOTO: UWE-JENS RUHNAU ?? Der Vorstand der Breucker-Stiftung (v.l.): Maria Ewers, Lutz Aengevelt, Rainer Kappes und Jürgen Schulz.
FOTO: UWE-JENS RUHNAU Der Vorstand der Breucker-Stiftung (v.l.): Maria Ewers, Lutz Aengevelt, Rainer Kappes und Jürgen Schulz.

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