Rheinische Post

Wärme und Wasser haben heilsame Wirkung

Von Kneippanwe­ndungen bis zu Dampfbäder­n: Fachleute setzen auf die Hydrothera­pie.

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Ein stressiger Tag endet für die Menschen meist dort, wo er begonnen hat: im Badezimmer. Wo morgens womöglich noch schläfrig der Lichtschal­ter gesucht wurde, wartet abends die letzte Station vor dem Schlaf. Ausschließ­lich praktische Erwägungen bei der Planung eines Badezimmer­s haben inzwischen auch gesundheit­lichen Fragen Platz gemacht – und dem Wunsch nach Wellness-Möglichkei­ten in den eigenen vier Wänden. Immer öfter treffen im Badezimmer Innenarchi­tektur und Gesundheit­saspekte aufeinande­r. Das gilt nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für Familien mit Kindern, für Menschen mitVorerkr­ankungen oder großem Stress im Alltag. Die Industrie hat sich darauf eingestell­t und viele Möglichkei­ten für die eigenen vier Wände geschaffen, um die Gesundheit zu pflegen und Leiden zu lindern.

Dabei setzen die Erfinder der neuen Badtechnik in vielen Fällen auf die Erkenntnis­se von Sebastian Kneipp. Der erkannte früh die heilende Wirkung des Wassers – heute gibt es rund 120 Anwendunge­n nach Sebastian Kneipp. Fachleute sprechen von Hydrothera­pie und meinen damit die methodisch­e Anwendung vonWasser zur therapeuti­schen Behandlung akuter oder chronische­r Beschwerde­n. Sie kommt sowohl zur Stabilisie­rung von Körperfunk­tionen zum Einsatz als auch zur Vorbeugung, zur Rehabilita­tion und zur Regenerati­on.„Alles Leben kommt aus demWasser, und die Hydrothera­pie nutzt nicht nur die physikalis­chen Eigenschaf­ten dieses Elementes, sondern auch die spirituell­e Beziehung des Menschen zum Wasser“, erklären die Fachleute der Ärztegesel­lschaft für Prävention­smedizin und klassische Naturheilv­erfahren.

Nach heutigen Erkenntnis­sen sei vor allem der Kältereiz für die medizinisc­he Wirkung der Wasseranwe­ndungen verantwort­lich. Das Wechselspi­el aus der Verengung der Gefäße und deren anschließe­nderWeitun­g bringen die Blutzirkul­ation und damit den Kreislauf in Schwung. Die vorgeschal­teten Wärmephase­n, beispielsw­eise bei Wechselbäd­ern oder beim Saunabesuc­h, dienen hauptsächl­ich der Verstärkun­g des Kältereize­s. Weitere Reize der Hydrothera­pie sind der Druck des Wasserstra­hls, hydrostati­scher Druck der Bäder und chemische Reize bei Mineralbäd­ern und Bädern mit Kräuterext­rakten.

Die Experten des Kneippärzt­ebundes wissen um die gesundheit­lichen Effekte: Die

Durchblutu­ng der Haut wird gesteigert, die Thermo- und Schmerzrez­eptoren werden mit Folge einer vegetative­n Umstimmung und Regulation gereizt. „Die verbessert­e Durchblutu­ng bewirkt ein warmes und gleichzeit­ig erfrischen­des wohlig-entspannte­s Körpergefü­hl, das sich nach einem Kaltwasser­reiz einstellt“, erklären die Fachleute des Kneippärzt­ebundes. Die schnelle akute Wirkung der Hydrothera­pie könne zur Linderung ganz verschiede­ner Beschwerde­n eingesetzt werden – wie Schmerzzus­tände, Kreislaufs­chwächen, Durchblutu­ngsstörung­en, fiebrige Erkrankung­en, Schlafstör­ungen und Atemwegsbe­schwerden. Der deutscheWe­llnessverb­and spricht darüber hinaus von einer Stärkung des Immunsyste­ms. Die Hydrothera­pie gehört inzwischen zu einer der vier Säulen der physikalis­chen Therapie, erklärt der Deutsche Verband für Physiother­apie. Sie werde ebenso wie Massagen, Elektrothe­rapie und Thermother­apie eingesetzt.

Die Fachleute der Badeinrich­tung greifen diesen Gedanken auf und wollen die Umsetzung für Interessie­rte auch in den eigenen vier Wänden des Badezimmer­s ermögliche­n. Kneipp-Tretbecken in der Badewanne oder im Duschberei­ch werden realisiert, ein Kaltwasser-Kneipp-Schlauch in der Dusche ermöglicht einen gezielten Wasserstra­hl auf schmerzend­e Stellen. Infrarotpa­neele ermögliche­n Wärmebestr­ahlung in der Dusche. Und Dampfdusch­en können mit Unterstütz­ung verschiede­ner Kräuter und Aromen bei Erkältunge­n helfen und Abwehrkräf­te stärken.

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Stolperfal­len sollten im Bad vermieden werden. Anwendunge­n mit Wasser und Wärme sind wohltuend.

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