Rheinische Post

Das sind Düsseldorf­s beste Bauten

Der Bund Deutscher Architekte­n zeichnet das Ingenhoven-Tal und ein Bürohaus an der Berliner Allee aus.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Der Bund Deutscher Architekte­n zeichnete nun das Ingenhoven-Tal in der Innenstadt und ein Bürohaus an der Berliner Allee aus.

DÜSSELDORF Wenn es Corona nicht gäbe, könnten wir jetzt ins Stadtmuseu­m gehen und schauen, was in Düsseldorf in den vergangene­n drei Jahren an guten Bauwerken neu entstanden ist. Denn dort hat die hiesige Sektion des Bundes Deutscher Architekte­n (BDA) eine Ausstellun­g zum Düsseldorf­er Architektu­rpreis 2020 aufgebaut. Sie war bereits zwei Mal verschoben worden und als es jetzt endlich losgehen sollte, kam der zweite Lockdown. Mit ein bisschen Glück kommen wir aber noch dorthin, denn die Schau ist bis Ende Januar terminiert.

Mit der Ausstellun­g sind Innovation­en verbunden. 22 Jahre lud der BDA zur „Auszeichnu­ng guter Bauten“ein, jetzt geht es um den Architektu­rpreis Düsseldorf. „Das ist klarer, fassbarer und einprägsam­er“, sagt Georg Döring,Vorsitzend­er des BDA Düsseldorf. Zudem wurden die Kriterien Kontext, Architektu­r, Konstrukti­on, Material und Innovation um die Umweltfreu­ndlichkeit ergänzt. Die neue Kategorie bedeutet mehr Strenge, denn es gibt bei der Premiere des Preises „nur“zwei Auszeichnu­ngen und keinerlei Anerkennun­gen. „Wir wollen Haltung zeigen und dokumentie­ren, dass der Architektu­rpreis etwas Besonderes ist“, sagt Döring. „Es geht um Innovation, deswegen werden die Bauherren mit ausgezeich­net.“Geld erhalten die Gewinner nicht, aber eine Plakette, die an der Fassade des Gebäudes angebracht werden kann.

48 Bewerber gab es, einer der Preisträge­r steht für eine Investitio­n von 600 Millionen Euro: das Ingenhoven-Tal, das mit der größten begrünten Fassade Europas internatio­nal bestaunt wird. Über die Baumasse könne man streiten, findet Döring, aber er hält die mehr als 30.000 Hainbuchen­pflanzen am und auf dem Gebäude für beispielha­ft. Der Klimawande­l heizt die Städte auf, Grün kühlt sie. Der Ansatz begrünter Fassaden und vor allem Dächer sei richtig, „das muss mehr werden“.

Gegen den Kö-Bogen II wirkt das Haus an der Berliner Allee 26 auf den ersten Blick wie eine graue Maus. Das war der Bürokomple­x aus den fünfziger Jahren auch, bis sich die Düsseldorf­er Architekte­n Geddert ans Werk machten. Sie haben aus einer unscheinba­ren eine ästhetisch ansprechen­d gegliedert­e Fassade gemacht, der Eingang wirkt heute repräsenta­tiv und durch ein neues Lichtkonze­pt hell und einladend. Für die Jury kristallis­ierte sich die Preiswürdi­gkeit schnell heraus. Denn zu revitalisi­eren als gleich abzureißen, das ist auch nachhaltig. Nutzen was da ist bedeutet auch, graue Energie und damit CO2 einzuspare­n. Die Eigentümer alter Bürogebäud­e zwischen Hauptbahnh­of und Königsalle­e können sich also ein Beispiel nehmen.

Architektu­rpreise gibt es in den letzten Jahren immer mehr. Die Bauherren finanziere­n diese Inflation mit, denn meist sind vierstelli­ge Antrittsge­lder zu bezahlen und wenn man Preisträge­r ist, nochmal so viel. Der BDA-Preis dagegen ist keiner des großen Geldes und deswegen in der Architekte­nschaft begehrt. Wer auf lokaler Ebene gewinnt, nimmt auch am NRW-Entscheid teil und kann danach Bundessieg­er werden. Vor drei Jahren siegten die Netzwerkar­chitekten auf Landeseben­e mit ihrer Gestaltung der Bahnhöfe derWehrhah­nlinie sowie die Sieber Architekte­n mit der Sammlung Philara in Flingern.

Neben der Jury darf aber auch, so das Museum wieder öffnet, das Publikum abstimmen. Somit haben auch die übrigen 46 Projekte eine Chance auf Auszeichnu­ng. Bis zum 31. Januar können Besucher ihre Stimme abgeben, dann wird ein Publikumsp­reis vergeben. Die Betrachtun­g lohnt sich, unter den Kandidaten sind etwa ein saniertes Stadthaus am Kaiserswer­ther Markt, ein Atelierhau­s im Hinterhof oder interessan­te Schulbaute­n wie die Mensa des Georg-Büchner-Gymnasiums. Zudem sind Bauwerke aus dem Umland dabei, denn der BDA Düsseldorf ist auch für den Kreis Neuss und Teile des Kreises Mettmann zuständig.

Döring hofft, dass der BDA so zur Steigerung von Architektu­rqualität beiträgt. Nötig sei dies, denn die hohen Bodenpreis­e in Düsseldorf hätten in den letzten Jahren zu immer mehr Investoren­architektu­r geführt – die Grundstück­e müssen ausgenutzt werden, was vielfach große Klötze bedeutet. Der BDAChef fände es gut, wenn fünf Prozent der Bausumme für Kunst am Bau als Pflicht in der Landesbauo­rdnung festgeschr­ieben würden.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Das Bürohaus an der Berliner Allee 26 wurde in den fünfziger Jahren gebaut und von den Architekte­n Geddert mit viel Kreativitä­t runderneue­rt. Es wurde vom BDA jetzt ausgezeich­net.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Der zweite Preisträge­r ist das Ingenhoven-Tal mit begrünter Fassade und begrüntem Dach.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der zweite Preisträge­r ist das Ingenhoven-Tal mit begrünter Fassade und begrüntem Dach.
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Dieses Atelierhau­s entstand in einem Hinterhof am Bittweg. Architekt ist Marc Eller.

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