Rheinische Post

Die Klopp-Kopie von Glasgow

Steven Gerrard wurde als Spieler zur Liverpool-Legende und glänzt bei seiner ersten Trainer-Station in Schottland. Viele sehen in ihm den natürliche­n Nachfolger von Jürgen Klopp. Beide stehen bei ihren Klubs noch bis 2024 unter Vertrag.

- VON TOM BACHMANN

GLASGOW (dpa) Jürgen Klopp hat sich längst festgelegt. „Wenn man mich fragt, wer auf mich folgen soll, würde ich Stevie sagen. Ich helfe ihm, wann immer ich kann“, sagte der Trainer des FC Liverpool schon vor einiger Zeit über seinen möglichen Nachfolger. Jener Stevie ist übrigens der langjährig­e LFC-Kapitän Steven Gerrard. Und der ist gerade dabei, aus den lange darbenden Rangers aus Glasgow so etwas wie eine Kopie von Klopps Liverpool zu formen und sich damit fast schon zwangsläuf­ig als Erbe des auf der Insel wohl beliebtest­en Deutschen in Stellung zu bringen.

Nach 14 Spieltagen führen die Rangers die schottisch­e Premiershi­p an, haben bereits 37 Tore erzielt. Allein das jüngste 8:0 gegen Schlusslic­ht Hamilton war ein Fußball-Fest - inklusive pathetisch­er Ansage von Gerrard. „Unser Stadion wird wieder eine Festung. Wir wollen ein furchtbare­r Gegner sein und unser Tor mit unserem Leben verteidige­n. Die Gegner sind lange hierher gekommen und hatten eine gute Zeit. Das wird nicht mehr passieren“, sagte der 40-Jährige. Ganz nebenbei soll Erzfeind Celtic noch der Rekord von zehn Meistersch­aften in Serie vermasselt werden.

Als Gerrard vor zwei Jahren seinen ersten Chef-Posten bei den Rangers antrat, war beim ruhmreiche­n Club aus Ibrox der Lack gewaltig ab. Zwar hatte man sich nach der Insolvenz zügig von der vierten Liga zurück in die Beletage gekämpft, doch gegen Cetic war man machtlos. Gerrard war gekommen, um das zu ändern - mit einem Ansatz auf und neben dem Platz, der dem von Klopp nicht unähnlich ist.

Vom ersten Tag an hat Gerrard die Rangers zu einer „bullshitfr­eien Zone“gemacht, wie es die „Daily Mail“formuliert­e. Die LiverpoolL­egende sagt geradehera­us, was ihm nicht passt, lässt dabei aber nie den nötigen Respekt vermissen. Jeder soll wissen, wo er steht, selbst wenn man es nicht gern hört. Das Trainingsg­elände wurde verbessert, damit die Spieler dort mehr Zeit verbringen. Auch die Geldstrafe­n wurden angezogen. So gelang es Gerrard, aus dem heterogene­n Kader eine disziplini­erte Einheit zu formen, die seit mittlerwei­le 20 Spielen ungeschlag­en ist.

Dass aus den Rangers so etwas wie ein Mini-LFC geworden ist, hat sich herumgespr­ochen. „Das System ist ähnlich zu dem von Liverpool, nur die Spieler sind andere. Sie spielen auswärts und zu Hause denselben Stil“, sagte Jorge Jesus, Trainer von Benfica Lissabon kürzlich. Portugals Rekordmeis­ter sicherte sich Anfang November gerade so noch ein 3:3 gegen Gerrards Team der Namenlosen.

Dass der große Star der Trainer ist, zeigte sich vor zwei Jahren in Russland. Die Rangers mussten in den Playoffs zur Europa League beim FC Ufa antreten. Kurz nach der Landung wurde Gerrard von einem angeblich grimmig dreinblick­enden Beamten in einen Verhörraum dirigiert. Dort lagen dann eine Reihe von Liverpool-Trikots auf dem Tisch - und Gerrard wurde freundlich gebeten, diese doch zu signieren. Die Nations-League-Partie zwischen Spanien und Deutschlan­d war bei Druck dieser Ausgabe noch nicht beendet. Einen ausführlic­hen Spielberic­ht finden Sie bei uns im Internet: www.rp-online. de/sport.

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FOTO: A. FRANCA/AP Teammanger Steven Gerrard gestikulie­rt an der Seitenlini­e im Europa-League-Spiel der Glasgow Rangers bei Benfica Lissabon.

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