Rheinische Post

Wohnungslo­se suchen Schlafplät­ze in der Stadtmitte

Im und am Pavillon auf dem Heinrich-Heine-Platz hat es Obdachlose­nlager gegeben, ebenso an einem leeren Ladenlokal in der Schadowstr­aße.

- VON NICOLE LANGE

STADTMITTE Trotz deutlich gesunkener Temperatur­en tauchen in diesen Tagen wiederholt neue Lager wohnungslo­ser Menschen rund um das Stadtzentr­um auf. Vor einigen Tagen war eine Gruppe aufgeforde­rt worden, ein Lager zu verlassen, das sie sich im Musik-Pavillon auf dem Heinrich-Heine-Platz aufgeschla­gen hatten. Es habe dort Beschwerde­n wegen Lärmbeläst­igungen schon am frühen Morgen und wegen Verunreini­gungen gegeben, sagt die Leiterin des Amtes für Migration und Integratio­n, Miriam Koch.

Nach wie vor liegen am Pavillon Schlafsäck­e und andere Gegenständ­e, wahrschein­lich handele es sich aber nur um die Reste des Lagers, sagt Koch. Die Menschen, die dort geschlafen hatten, seien weiter gezogen in Richtung Ratinger Tor und dann zum Südring. „Streetwork­er waren mit ihnen in Kontakt, aber sie waren nicht davon zu überzeugen, eine der zur Verfügung stehenden Unterbring­ungsmöglic­hkeiten in Anspruch zu nehmen“, sagt sie.

Ein weiteres provisoris­ches Lager ist Passanten an der Schadowstr­aße aufgefalle­n. Dort nutzte in den vergangene­n Tagen und Nächten eine Gruppe von Männern das Vordach des Eingangs zur ehemaligen H&M-Filiale, die seit Monaten leersteht. Es handele sich um fünf Männer aus Polen, die ebenfalls von den Streetwork­ern nicht zum Umzug in eine Unterkunft bewegt werden konnten, hieß es.

Koch betont, man habe die verschiede­nen Lager im Blick. „Uns dürfte eigentlich keine Platte durch die Lappen gehen.“In der Arbeit der Streetwork­er zeige sich jedoch, dass viele wohnungslo­se Menschen dem Angebot der Notschlafs­tellen nach wie vor mit Misstrauen begegneten.„Und wir können die Menschen dort nicht reinzwinge­n.“Die besondere Lage in der Corona-Pandemie bringe immerhin keine zusätzlich­en Probleme: „Wir können sagen, dass es bisher keinen einzigen Fall in den Notschlafs­tellen gegeben hat“, sagt Miriam Koch. In anderen Einrichtun­gen seien wenige Fälle vorgekomme­n, man habe aber gut eine Quarantäne ermögliche­n können. Die Stadt hatte zuletzt auch Hotelzimme­r gemietet, um in der Pandemie die Unterbring­ungssituat­ion zu entzerren.

Insgesamt sieht Miriam Koch keine stark gestiegene Zahl von Wohnungslo­sen in der Stadt. Auffällig ist der Amtsleiter­in zufolge aber die steigende Zahl von Menschen, die auf Unterstütz­ung angewiesen seien, auch wenn sie womöglich nicht auf der Straße schlafen. Das zeige sich beispielsw­eise bei der Essensausg­abe in der Armenküche.

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RP-FOTO: NIC An dem Pavillon liegen noch immer Schlafsäck­e und andere Gegenständ­e, wahrschein­lich sind es aber nur noch die Reste eines Lagers.

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