Politiker fordern flexiblen Schulbeginn
Die Corona-Fälle an den Düsseldorfer Schulen nehmen zu. Ein zeitlich versetzter Unterrichtsbeginn und der Einbau professioneller Lüftungsanlagen könnten die Dynamik bremsen. Doch eine schnelle Umsetzung ist nicht in Sicht.
DÜSSELDORF Die Grundschulen sollen als erste Düsseldorfer Schulform mit professionellen Raumlüftern ausgestattet werden. Das sagte Florian Dirszus, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts, am Dienstag im Schulausschuss. Unterschiedlich bewerten Verwaltung und Politik die Frage, ob für die Landeshauptstadt zeitnah und flächendeckend ein zeitversetzter Schulbeginn eingeführt werden kann. Beide Projekte sollen mit Blick auf steigende Corona-Fallzahlen den Infektionsschutz an Schulen verbessern. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Was leisten Raumlüfter? „Sie können das manuelle Lüften über Fenster und Oberlichter sinnvoll ergänzen, nicht aber vollständig ersetzen“, sagt Dirszus. Richtig eingesetzt tragen die Geräte dazu bei, die Virenlast in einem Klassenraum zu mindern. Das wäre gerade jetzt besonders wichtig, weil die Klassen durch die Grundsatz-Entscheidung des Landes für den Präsenz-Unterricht voll sind. Bis zu 32 Heranwachsende sitzen in einem Raum – häufig dicht beieinander. Viele Lehrer und Schüler fänden die Spezialgeräte auch deshalb gut, weil sie dann im Winter nicht mehr so häufig die Fenster aufreißen müssten. „Seit wir CO2-Messgeräte zur Verfügung haben, wissen wir, dass wir in einigen Räumen mit offener Tür und offenen Fenstern quasi dauerlüften müssen, um dieWerte einzuhalten“, sagt Ingo Schäfer, stellvertretender Leiter des Albrecht-Dürer-Berufskollegs. Mit Blick auf Durchzug und die bald beginnenden kalten Tage sieht er das Prozedere kritisch. Auf technisch ausgereifte Lösungen wollte auch Sandra Albers, Lehrerin an der St. Benedikt-Hauptschule in Stadtmitte, nicht länger warten. Sie spendierte ihren Siebtklässlern Fleecedecken, die nun griffbereit über den Stuhllehnen hängen. „Es sollen sich möglichst wenige erkälten“, sagt die Lehrerin.
Wie geht es jetzt weiter? Die Stadt hat rund 50 Offerten verschiedener Unternehmen vorliegen. Das Problem: Landes- oder bundesweite Vorgaben, welche Standards ein Gerät bei der Aerosol-Bekämpfung bieten muss, um in Schulen zum
Einsatz zu kommen, gibt es bislang nicht. Daran übte Schuldezernent Burkhard Hintzsche deutliche Kritik: „Wir als Stadt sind nicht so etwas wie die Kfz-Zulassungsstelle für Lüftungsgeräte.“Kommunen und Städtetag wünschten sich eine Zertifizierung. Aber Bemühungen in diese Richtung seien noch nicht zu erkennen: „Und das macht es für uns schwer.“Zurzeit springt die Stadt nun selbst in die Bresche, vergleicht Studien und holt Expertenrat ein. Auch Test-Standorte mit Geräten, die in die engere Wahl gekommen sind, gibt es bereits.
Wo und wann werden die ersten Geräte zum Einsatz kommen? In den Grundschulen. Voraussichtlich im Dezember sollen die ersten Anlagen in die Decken von Klassenräumen eingebaut werden. Die Kosten beziffert Dirszus mit etwa 100 Euro pro Schüler, also etwa 3000 Euro pro
Unterrichtsraum. Rund drei Millionen Euro will die Schulverwaltung dafür in die Hand nehmen. „Wieso beginnen Sie mit den Grundschulen?“, wollte FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus wissen. „Weil es dort – zumindest bis jetzt – keine verbindliche Maskenpflicht im Unterricht gibt“, begründete Dirszus die Entscheidung. Tatsächlich stamme auch das Gros der Nachfragen nach solchen Geräten von den Grundschulen. „Das Interesse ist dort sehr ausgeprägt“, sagt Dirszus.
Kann der Schulbeginn helfen, das Infektionsrisiko zu mindern? Bis jede Schule mit Raumlüftern ausgerüstet ist, wird es also Monate dauern. Schneller könnte dagegen nach Einschätzung der Bildungspolitiker ein zeitversetzter Schulbeginn helfen, den Anstieg der Fallzahlen an den Schulen zu bremsen. Doch an diesem Punkt reagierte Hintzsche reserviert: „Ich kann nicht auf 150 Schulen zugehen und jeweils nachfragen, wie man das dort gerne geregelt hätte.“Die Schulpolitiker, darunter Stefan Wiedon (CDU) und Marina Spillner (SPD), schätzten das anders ein. Das Land sehe ausdrücklich vor, dass der Schulträger in Absprache mit den örtlichen Verkehrsunternehmen ein solches Konzept entwickeln könne. Hintzsche versprach, das Thema mit den Schulform-Sprechern zu erörtern.