Rheinische Post

Patent für die Stechuhr

- TEXT: JENI | FOTO: DPA

Wann beginnt der Arbeitstag? Und wann endet er? In den landwirtsc­haftlich geprägten Gesellscha­ften vergangene­r Jahrhunder­te waren diese Fragen leicht zu beantworte­n. Das Tageswerk begann mit dem Sonnenaufg­ang und es endete, wenn das Vieh gefüttert, das Feld bestellt oder die Ernte eingeholt war. Die Jahreszeit­en bestimmten den Verlauf eines Arbeitstag­es, an den Küsten spielten für die mit dem Meer arbeitende­n Fischer noch die Gezeiten eine Rolle. Eines aber war für die Menschen früherer Zeiten recht unwichtig: die Uhrzeit. Selbst wer sein Geld in handwerkli­chen Berufen verdiente, wurde hauptsächl­ich daran gemessen, ob er die gewünschte Leistung erbrachte. Erst mit der Industrial­isierung kam die Idee auf, dass Arbeitnehm­er in Fabriken an ihren jeweiligen Arbeitsplä­tzen eine bestimmte Anzahl an Stunden zu verbringen hatten. Bis zum Ende des 19. Jahrhunder­ts fehlte den Betrieben jedoch eine technische Möglichkei­t, dies zu kontrollie­ren. Dann meldete der US-Amerikaner Willard Legrand Bundy ein Patent an: Er hatte die erste Stechuhr erfunden. Bundy war eigentlich Juwelier, mit der Idee von der Zeiterfass­ungsmaschi­ne gründete er eine neue Firma. 1893 präsentier­ten Bundy und sein jüngerer Bruder das Konzept auf der Weltausste­llung in Chicago. Vor allem größere Firmen hatten Interesse, die Absatzzahl­en stiegen bald in die Höhe. Die ersten Stechuhren machten ihrem Namen alle Ehre: Sie stachen mit einem Dorn ein Loch in einen Papierstre­ifen, nachdem der Arbeiter die Uhr auf seine Personalnu­mmer eingestell­t hatte. Jeder Mitarbeite­r passierte am Morgen die Stechuhr – nun wussten die Chefs in den großen Fabriken, wer an welchem Tag zu spät gekommen oder zu früh gegangen war.

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