Trumps Tamtam gelassen abwarten
Donald Trump wäre nicht Donald Trump, wenn er seinen Platz imWeißen Haus auch nur einen Tag früher räumen würde als unbedingt nötig. Dafür tut er einiges: Via Twitter verbreitet er seine diffusen Wahlbetrugsvorwürfe am liebsten. Dort mag er bei seinen Followern durchkommen. Juristisch ist Trump allerdings chancenlos.
Vor Gericht müsste er Beweise oder Zeugen vorbringen, die seine Behauptungen untermauern. Aber die gibt es nicht. Zumindest ist das das Ergebnis unabhängiger Untersuchungen und erneuter Auszählungen. Renommierte US-Kanzleien distanzieren sich von Trump, weil sie einen Imageverlust fürchten. Selbst jene Spitzenanwälte der Republikaner, die im Jahr 2000 noch die Partei bei der Nachzählung in Florida vertreten hatten, halten sich diesmal raus. Und selbst wenn Trump mit allen Klagen durchkäme, bliebe das Ergebnis das gleiche – Joe Biden wird der 46. US-Präsident. Das weiß vermutlich auch Trump.
Dennoch ist das Trump-Tamtam wichtig, mit Blick auf seine Fans sogar unerlässlich. Es ist ein symbolischer Akt und eine logische Konsequenz: Wer sich als letzter Patriot im Weißen Haus inszeniert, der muss diesen pseudo-heroischen Kampf bis zum Ende durchziehen. Und der wird möglicherweise auch mit der Amtseinführung Bidens am 20. Januar nicht beendet sein. Ein Comeback 2024 behält Trump sich vor.
InWahrheit will er offenbar einen Nährboden schaffen, von dem er langfristig profitiert. Dafür schürt er Misstrauen und Wut seiner Wähler, stiftet Chaos und zögert die offizielle Bestätigung der Ergebnisse durch Klagen hinaus, um seine Bühne wenigstens noch für diese Zeit zu nutzen. Deshalb wäre es klug, ihn nach seiner Präsidentschaft weitgehend zu ignorieren, statt ihn politisch hart zu verfolgen. Das würde den Keil nur tiefer in Amerikas zwiegespaltene Gesellschaft treiben.
BERICHT TRUMPS TRICK KÖNNTE VERFASSUNGSKRISE..., POLITIK