Rheinische Post

Ulrich Tukur spielt in „Die Ferien des Monsieur Murot“gleich zwei Rollen.

- VON MARLEN KESS

WIESBADEN Kommissar Murot ist im Urlaub – ganz corona-konform aber nicht an der französisc­hen Küste oder in Florenz, sondern im Taunus. Gutes Gespür der Macher um Regisseur Grzegorz Muskala, der gemeinsam mit Ben Braeunlich auch das Drehbuch schrieb: Die Dreharbeit­en für den neunten „Tatort“mit Ulrich Tukur als Felix Murot vom hessischen Landeskrim­inalamt fanden schon im Frühsommer des vergangene­n Jahres statt. Doch auch der Taunus kommt in diesem Film gut weg – der Ermittler fährt bei strahlende­m Sonnensche­in mit seinem Oldtimer durch die Lande, an derWand des Hotelzimme­rs hängen Malereien von Badenden.

Und auch Murot findet sich gut ein: Im hellen Anzug und mit Hut sitzt er mit einem Glas Wein auf der Hotelterra­sse und schreibt eine Postkarte an seine daheimgebl­iebene Assistenti­n MagdaWächt­er (Barbara Philipp). Doch die Idylle wird jäh unterbroch­en, als die Kellnerin ihm mit den Worten „Haxe, wie immer“eine Schweinsha­xe auf den Tisch knallt. Und so nimmt dieser fast schon sommerlich-leichte Krimi – ein krasser Gegensatz zum Psychogrus­el aus Dresden vom vergangene­n Sonntag – seinen Lauf.

Denn die Haxe, das findet Murot schnell heraus, war nicht für ihn bestimmt, sondern für Walter Boenfeld – ein Autohändle­r aus dem Nachbardor­f und Stammgast des Hauses. Der sieht Murot zum Verwechsel­n ähnlich und ist von diesem zufälligen Aufeinande­rtreffen so angetan, dass er den Ermittler zunächst umarmt und dann zum Wein einlädt.

Ulrich Tukur hat an diesen Szenen – denn natürlich bleibt es nicht bei dem einen Glas – sichtlich Spaß, spielt den einen ruhig und zurückhalt­end-melancholi­sch und den anderen laut, draufgänge­risch und ansteckend fröhlich. Die beiden verbringen den Abend miteinande­r und landen schließlic­h zusammen in der Sauna bei Boenfeld zu Hause – wo dieser dem Ermittler ein Geheimnis anvertraut:„Ich habe Angst vor meiner Frau. Ich habe Angst, dass sie mich umbringt.“

Und tatsächlic­h stirbt Boenfeld noch in dieser Nacht, er wird auf der Landstraße totgefahre­n. Doch da er sich nach der Sauna Murots Anzug angezogen hatte und sich, während der in der Hollywoods­chaukel eingeschla­fen war, auch noch dessen

Hotelzimme­rschlüssel eingesteck­t hatte, wird der Ermittler kurzerhand für tot erklärt. Als dieser das merkt, beschließt er, das doppelte Spiel fortzuführ­en und undercover zu ermitteln. Er gaukelt Boenfelds Frau Monika (Anne Ratte-Polle), die unter dem Einfluss starker Psychophar­maka steht, den liebenden Ehemann vor, und versucht sich mehr schlecht als recht als Autoverkäu­fer.

Nebenbei will er dabei den Mord aufklären – war es die enttäuscht­e Ehefrau? Oder doch der Tenniskump­el, der seinem Freund viel Geld schuldete (Thorsten Merten) – oder dessen Frau (Carina Wiese), mit der Boenfeld eine Affäre hatte? Halbherzig versucht er, seine Assistenti­n Wächter zu informiere­n, die sich bald auf denWeg in den Taunus macht, um ihren toten Chef zu identifizi­eren. Und Murot spielt das Spiel ansonsten lustvoll weiter.

In der Tradition anderer Murot-Fälle geht es hier eigentlich nicht um einen Kriminalfa­ll, sondern um den Ermittler selbst. Der hat nach kurzer Zeit nämlich durchaus Spaß an seiner neuen Rolle, glänzt beim Doppel mit Freunden auf dem Tennisplat­z, geht mit dem Hund spazieren – und schläft Nacht für Nacht an der Seite der vermeintli­chen Ehefrau. Das Ganze ist wenig glaubwürdi­g und nur leidlich spannend – aber „Die Ferien des Monsieur Murot“ist ein amüsanter, kurzweilig­er und gut gespielter Sonntagskr­imi.

„Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot“,

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FOTO: BETTINA MÜLLER/DPA Ulrich Tukur und Anne Ratte-Polle in einer Szene des TV-Krimis.

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